StA Amberg, Pfalz-Sulzbach, Regierung – Sulzbacher Akten 95/33
Kommentar
StA Amberg, Pfalz-Sulzbach, Regierung – Sulzbacher Akten 95/33
Verbot an evangelische Pfarrer, Weihnachten nach dem alten Kalender zu feiern, 1675 Januar 3 (Sulzbach)
Verbot an evangelische Pfarrer, Weihnachten nach dem alten Kalender zu feiern, 1675 Januar 3 (Sulzbach)
Archivaliengattung: Akt
Schwierigkeitsgrad: schwer
Schreiberhände:
- Christian Knorr von Rosenroth (S1)
- Wolffgang Benz (S2)
- Georgius Jugler (S3)
- Clamerus Floriner (S4)
Auf Befehl des Herzogs Christian August von Pfalz-Sulzbach ergeht ein Verbot an die evangelischen Pfarrer im Landgericht Sulzbach, am 4. Januar den ersten Weihnachtstag nach dem alten, Julianischen Kalender zu feiern.
Weil der seit 45 v. Chr. geltende Julianische Kalender die Dauer eines Sonnenjahres etwas zu kurz angesetzt hatte, verschoben sich die Tagundnachtgleichen im Verlauf mehrer Jahrhunderte um einige Tage. Papst Gregor XIII. hatte daher im Jahr 1582 den nach ihm benannten neuen Kalender eingeführt und einmalig 10 Kalendertage ausfallen lassen, um den astronomischen Frühlingsbeginns wieder mit dem kalendarischen Frühlingsbeginn am 21. März zusammenzubringen: auf den 4. Oktober 1582 folgte der 15. Oktober 1582. Die protestantischen Reichsstände des Heiligen Römischen Reiches übernahmen den Gregorianischen Kalender erst wesentlich später, und so kam es auch im 17. Jahrhundert noch häufig zu Irritationen.
Das Schreiben stammt von der Hand Christian Knorrs von Rosenroth, Gelehrter und Hofrat am Pfalz-Sulzbacher Hof (1636–1689) und wurde von den Pfarrern abgezeichnet.
Der Hofrat schreibt mit etwas kratzender Feder in Kurrent, er verwendet Ligaturen für st(Textzitat) und sP(Textzitat) mit P(Textzitat) in Form des Großbuchstaben und kürzt bzw. verschleift en(Textzitat) am Wortende, wobei das e(Textzitat) teilweise noch als einzelner Schaft zu erkennen ist (z.B. Z. 4: selbe(n)(Textzitat)). Auch Kürzungen für -d(er)(Textzitat) (Z. 21, 23) und d(a)z(Textzitat) (Z. 13) sind festzustellen. Eine eindeutige Unterscheidung von Groß- und Kleinbuchstaben bei d(Textzitat), h(Textzitat), k(Textzitat) und z(Textzitat) ist nicht möglich. Lateinische Ausdrücke sind in humanistischer Kursive geschrieben, die Endungen können dabei wiederum in Kurrent stehen (z.B. Z. 12: celebrirung(Textzitat), -rung(Textzitat) in Kurrent). Auch die unterzeichnenden Pfarrer schreiben Kurrentschrift, für lateinische Begriffe und die eigenen Namen verwenden Georgius Jugler und Clamerus Floriner humanistische Kursive.
Weil der seit 45 v. Chr. geltende Julianische Kalender die Dauer eines Sonnenjahres etwas zu kurz angesetzt hatte, verschoben sich die Tagundnachtgleichen im Verlauf mehrer Jahrhunderte um einige Tage. Papst Gregor XIII. hatte daher im Jahr 1582 den nach ihm benannten neuen Kalender eingeführt und einmalig 10 Kalendertage ausfallen lassen, um den astronomischen Frühlingsbeginns wieder mit dem kalendarischen Frühlingsbeginn am 21. März zusammenzubringen: auf den 4. Oktober 1582 folgte der 15. Oktober 1582. Die protestantischen Reichsstände des Heiligen Römischen Reiches übernahmen den Gregorianischen Kalender erst wesentlich später, und so kam es auch im 17. Jahrhundert noch häufig zu Irritationen.
Das Schreiben stammt von der Hand Christian Knorrs von Rosenroth, Gelehrter und Hofrat am Pfalz-Sulzbacher Hof (1636–1689) und wurde von den Pfarrern abgezeichnet.
Der Hofrat schreibt mit etwas kratzender Feder in Kurrent, er verwendet Ligaturen für st(Textzitat) und sP(Textzitat) mit P(Textzitat) in Form des Großbuchstaben und kürzt bzw. verschleift en(Textzitat) am Wortende, wobei das e(Textzitat) teilweise noch als einzelner Schaft zu erkennen ist (z.B. Z. 4: selbe(n)(Textzitat)). Auch Kürzungen für -d(er)(Textzitat) (Z. 21, 23) und d(a)z(Textzitat) (Z. 13) sind festzustellen. Eine eindeutige Unterscheidung von Groß- und Kleinbuchstaben bei d(Textzitat), h(Textzitat), k(Textzitat) und z(Textzitat) ist nicht möglich. Lateinische Ausdrücke sind in humanistischer Kursive geschrieben, die Endungen können dabei wiederum in Kurrent stehen (z.B. Z. 12: celebrirung(Textzitat), -rung(Textzitat) in Kurrent). Auch die unterzeichnenden Pfarrer schreiben Kurrentschrift, für lateinische Begriffe und die eigenen Namen verwenden Georgius Jugler und Clamerus Floriner humanistische Kursive.
Entzifferung
(Absatz Beginn)
1 (Christian Knorr von Rosenroth:) Auf Jhrer hochfürst(lichen) Durchleuchtigkeit unsers gnädigsten
2 herren special(Wechsel des Schriftsystems) befehl füge ich hiemit allen der AugsP(urger)
3 Confeßion Pfarrern in diesem Landgericht Zu wißen, dem-
4 nach vorkommen will, als solten einige unter denen selbe(n)
5 willens seyn, auf morgenden als den Alten Christ-tag or-
6 dentliche predigt Zu halten, solches aber nicht herkom(m)ens,
7 auch einer elusion(Wechsel des Schriftsystems) des in diesem Fürstenthum introducir(Wechsel des Schriftsystems)-
8 ten Neuen Calenders ähnlich scheinet, Daß dieselben
9 Demnächst morgendes tages des ordentliche(n) Predigens
10 sich enthalten; doch die Betstunde wie sonst gewöhn-
11 lich, halten soll(en), und darinne(n) die Leute Zu ermah-
12 nen, sich mit celebri(Wechsel des Schriftsystems)rung dieses Alten Christ-
13 tages, in solchen schrancke(n) Zu halte(n); d(a)z darauß
14 Keine neüerung Zu sPür(en). Welches denenselb(en)
15 nicht vorhalt(en) soll(en). Sultzbach d(en) 3. Januar(Wechsel des Schriftsystems).
16 1675. in ei(le)
17 Christian Knorr von Rosen-
18 roth hofrath (subscripsit)
19 P(ost) S(criptum)(Wechsel des Schriftsystems)
20 Nach ablesung dieses beliebe solches
21 ein iedwed(er) wied(er) Zu versigeln damit
22 solches weiter, und von dem letzt(en)
23 wied(er) könne herein geschickt werd(en).
24 (Wolffgang Benz:) Diesem hochfürst(lichen) befehl wird in unterthänigkeit
25 nachkom(m)e(n) Wolffgang Benz Evange(lischer) Pfarrer
26 Zu Ezelwang.
27 (Georgius Jugler:) Diesen hochfürstlichen Befehl soll gehorsambst nachgelebet
28 werd(en) hab seither deß introducir(Wechsel des Schriftsystems)ten Greg(orian(Wechsel des Schriftsystems)ischen) Calenders
29 nie kaine predigt gehaltena), sondern die gew[ohn]liche
30 Bethstund (et cetera)
31 Georgius Jugler(Wechsel des Schriftsystems) (subscripsit)
32 [rechts:] (Clamerus Floriner:) Ich Clamer(us) Floriner(Wechsel des Schriftsystems) Evang(elischer) Pfarrrer
33 Zu Newkirch(en) habe dieses empfange(n)
34 vnd werde Jhn gehorsambst nach-
35 komm(en).
(Absatz Ende)
a) die Lesung der letzten drei Buchstaben des Wortes ist unsicher, möglich wäre auch: gehalltn(Textzitat)
Transkription
(Absatz Beginn)
1 (Christian Knorr von Rosenroth:) Auf ihrer hochfürstlichen durchleuchtigkeit, unsers gnädigsten
2 herren special(Wechsel des Schriftsystems)befehl füge ich hiemit allen der Augspurger
3 confeßion pfarrern in diesem landgericht zu wißen, dem-
4 nach vorkommen will, als solten einige unter denenselben
5 willens seyn, auf morgenden als den alten christtag or-
6 dentliche predigt zu halten, solches aber nicht herkommens,
7 auch einer elusion(Wechsel des Schriftsystems) des in diesem fürstenthum introducir(Wechsel des Schriftsystems)-
8 ten neuen calenders ähnlich scheinet, Daß dieselben
9 demnächst morgendes tages des ordentlichen predigens
10 sich enthalten, doch die betstunde wie sonst gewöhn-
11 lich halten sollen, und darinnen die leute zu ermah-
12 nen, sich mit celebri(Wechsel des Schriftsystems)rung dieses alten christ-
13 tages in solchen schrancken zu halten, daz darauß
14 keine neüerung zu spüren, welches denenselben
15 nicht vorhalten sollen. Sultzbach, den 3. januar(Wechsel des Schriftsystems)
16 1675. In eile
17 Christian Knorr von Rosen-
18 roth hofrath subscripsit
19 Post scriptum(Wechsel des Schriftsystems)
20 Nach ablesung dieses beliebe solches
21 ein iedweder wieder zu versigeln, damit
22 solches weiter, und von dem letzten
23 wieder könne hereingeschickt werden.
24 (Wolffgang Benz:) Diesem hochfürstlichen befehl wird in unterthänigkeit
25 nachkommen Wolffgang Benz, evangelischer pfarrer
26 zu Ezelwang.
27 (Georgius Jugler:) Diesen hochfürstlichen befehl soll gehorsambst nachgelebet
28 werden. Hab seither deß introducir(Wechsel des Schriftsystems)ten gregorian(Wechsel des Schriftsystems)ischen calenders
29 nie kaine predigt gehaltena), sondern die gew[ohn]liche
30 bethstund et cetera.
31 Georgius Jugler(Wechsel des Schriftsystems) subscripsit
32 [rechts:] (Clamerus Floriner:) Ich, Clamerus Floriner(Wechsel des Schriftsystems), evangelischer pfarrrer
33 zu Newkirchen, habe dieses empfangen
34 und werde ihn gehorsambst nach-
35 kommen.
(Absatz Ende)
a) die Lesung der letzten drei Buchstaben des Wortes ist unsicher, möglich wäre auch: gehalltn(Textzitat)