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StA Amberg, Pfalz-Sulzbach, Geheime Registratur 2/63, fol. 59–60
Kommentar
StA Amberg, Pfalz-Sulzbach, Geheime Registratur 2/63, fol. 59–60
Rechenbuch des Pfalz-Sulzbacher Prinzen Joseph-Karl, Anfang 18. Jh.

Archivaliengattung: privates Schriftgut
Schwierigkeitsgrad: leicht
Schreiberhände:
  • Prinz Joseph-Karl (S1)
  • spätere, aufgestempelte Foliierung (S2)
Gezeigt wird ein Rechenbuch des Prinzen Joseph-Karl von Pfalz-Sulzbach (1694–1729) mit Aufzeichnungen über Schreibweise und Aussprache von Zahlen. Es folgen Zahlen mit Hilfsmarkierungen für die Aussprache, die sich bei Zahlen mit mehr als vier Stellen von unserer heutigen unterscheidet, da die Wörter „Millionen“ und „Milliarden“ nicht verwendet werden. Nach den hier genannten Regeln wäre statt „drei Millionen“ vermutlich „dreitausend-mal-tausend“ zu sagen, die am Ende notierte Beispielzahl „9876543“ als „neuntausend-achthundert-sechsundsiebzig-mal-tausend-fünfhundert-dreiundvierzig“ auszusprechen.

Der Haupttext ist in Kurrent geschrieben, wobei etwas ungewöhnliche Formen von k(Textzitat) und p(Textzitat) (Z. 6: sprechen(Textzitat), Z. 10: puncktlein(Textzitat)) sowie die Ligatur tz(Textzitat) (S. 2, Z. 2: letzten(Textzitat)) auffallen, daneben die typische sP(Textzitat)-Ligatur aus langem s(Textzitat) und Majuskel-P(Textzitat) (Z. 9: sPrechen(Textzitat)). Eine klare Unterscheidung von Groß- und Kleinbuchstaben bei v(Textzitat) und w(Textzitat) ist nicht möglich.
Die Überschrift ist in einer verzierten humanistischen Kursive, allerdings mit unverbundenen Buchstaben, geschrieben, bei den im Text hervorgehobenen Fremd- und Zahlwörtern werden Buchstabenformen der Kurrent mit denen der humanistischen Kursive vermischt. Beispielsweise wird das Wort Zehen(Textzitat) (Z. 12) aus Z(Textzitat) und langem h(Textzitat) der Kurrente sowie e(Textzitat) und n(Textzitat) der humanistischen Kursive zusammengesetzt.
Insgesamt scheint der Schreiber ungeübt, aber bemüht, verschreibt sich gelegentlich und tut sich schwer, den rechten Seitenrand einzuhalten. Ganze Wörter sind selten in einem Zug geschrieben, oft stehen die Buchstaben unverbunden nebeneinander.
sächs(Textzitat) gebessert zu sechs(Textzitat) sächs(Textzitat) gebessert zu sechs(Textzitat)
Entzifferung

(Absatz Beginn)
(Prinz Joseph-Karl:) Vorhanden, so Viel mahl wird das wördlein tausend
wiederholet, auch Zwischen den letzten Zweÿen Punckt-
lein Zur rechten hand, das wörtlein Mahl gebraucht. (et cetera).
Es seind sonsten nur Neun bedeütliche
Zahlen die werden also geschrieben.
Eins(Wechsel des Schriftsystems) Zweÿ Dreÿ Vier fünff sechsa) sieben acht Neun(Wechsel des Schriftsystems)
1 . 2 . 3 . 4 . 5 . 6 . 7 . 8 . 9 .
Die Zehende ist ein o. oder Nulla(Wechsel des Schriftsystems) bedeütet an und
Vor sich allein selber nichts, wen sie aber Zu be-
10 deütlichen Zahlen gesetzet wird so Vermehret sie die
11 selben, Zehen fach, als 10 ist Zehen 20 ist Zwantzig 30 ist
12 Dreÿsig. (et cetera). (Absatz Ende)

          
    a) sächs(Textzitat) gebessert zu sechs(Textzitat)
Transkription

(Absatz Beginn)
(Prinz Joseph-Karl:) vorhanden, so viel mahl wird das wördlein „tausend“
wiederholet, auch zwischen den letzten zweÿen punckt-
lein zur rechten hand, das wörtlein „mahl“ gebraucht et cetera.
Es seind sonsten nur neun bedeütliche
zahlen, die werden also geschrieben:
eins(Wechsel des Schriftsystems) zweÿ dreÿ vier fünff sechsa) sieben acht neun(Wechsel des Schriftsystems)
1 2 3 4 5 6 7 8 9
Die zehende ist ein „o“ oder „nulla(Wechsel des Schriftsystems)“, bedeütet an und
vor sich allein selber nichts, wen sie aber zu be-
10 deütlichen zahlen gesetzet wird, so vermehret sie die
11 selben zehenfach, als 10 ist „zehen“, 20 ist „zwantzig“, 30 ist
12 „dreÿsig“ et cetera. (Absatz Ende)

          
    a) sächs(Textzitat) gebessert zu sechs(Textzitat)