Vor hundert Jahren stand Deutschland vor existenziellen Herausforderungen: Stockende Reparationsleistungen führten zur militärischen Besetzung des Ruhrgebietes durch Belgien und Frankreich. Eine beispiellose Inflation trieb die Preise für alle Güter in absurde Höhen und radikale politische Kräfte versuchten, die demokratische Ordnung zu beenden. Ihren vorläufigen Höhepunkt fand die Krise im sog. Hitler-Ludendorff-Putsch vom 8./9. November 1923.
Zentren der Ereignisse waren München, Berlin und das Ruhrgebiet. Doch trafen die Krisensymptome unmittelbar die Menschen im gesamten Reich und führten auch außerhalb der Zentren zu politischen, sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen. In Unterfranken fürchtete man nach der französisch-belgischen Besetzung des Ruhrgebiets eine französische Invasion und plante Gegenmaßnahmen. Überall wurden französische Saboteure und Spione vermutet. Linke und rechte Gruppen lieferten sich gewaltsame Auseinandersetzungen und selbst im ländlichen Bereich stieg der Preis für einen Laib Brot in wenigen Wochen auf mehrere Millionen Mark.
Die Ausstellung „1923. Krisenstimmung in Unterfranken“ fängt diese Stimmungslage ein. Quellen insbesondere aus unterfränkischen Behörden und Gerichten zeigen, wie Regierung und Verwaltung versuchten, die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Es wird deutlich, dass häufig eher reagiert als agiert wurde.
Zur Ausstellung erscheint ein kleiner Katalog: 1923. Krisenstimmung in Unterfranken. Eine Ausstel-lung des Staatsarchivs Würzburg. Konzeption und Bearbeitung: Hannah Hien, Verena Ott, Alexander Wolz (Staatliche Archive Bayerns - Kleine Ausstellungen 71), München 2023, ISBN 978-3-910837-02-7, zahlr. Abb. im Text, 92 Seiten, Preis 9,00 Euro.
Die Ausstellung „1923. Krisenstimmung in Unterfranken“ ist im Staatsarchiv Würzburg, Residenz-Nordflügel / Residenzplatz 2, 97070 Würzburg, vom 14. November 2023 bis 2. Februar 2024 zu sehen (geschlossen an allen Feiertagen und vom 27. bis 29. Dezember 2023).
Öffnungszeiten: Montag – Mittwoch 8.00–16.00, Donnerstag 8.00–19.00, Freitag 8.00 – 13.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Führungen für interessierte Gruppen (auch außerhalb der Öffnungszeiten) können telefonisch unter 0931/355-290 oder per Mail unter poststelle@stawu.bayern.de vereinbart werden.
Eine besondere Einladung ergeht an Schulen. Die Ausstellung weist einen starken Lehrplanbezug auf. Das Staatsarchiv bietet auf Anfrage Sonderführungen für Schulklassen an.
Erstellt am 14.11.2023