Online-Vortrag von Prof. Dr. Michael Brenner mit Podiumsdiskussion. Mitschnitt der Vorträge auf unserem YouTube-Kanal.

Zur Geschichte und Bedeutung jüdischer Gemeindeüberlieferung in Bayern – Sichtbarmachung durch Digitalisierung.

Rund 200 Archive bayerischer jüdischer Gemeinden und Rabbinate werden seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in den Central Archives for the History of the Jewish People (CAHJP) in Jerusalem verwahrt. Diese Unterlagen sind wichtige und viel genutzte Quellen für alle historischen Forschungen zur jüdischen Geschichte in Bayern und in Deutschland. Die Zugänglichkeit der Bestände über das Internet war daher seit langem ein dringender Wunsch der lokalen wie der überregionalen Forschung. Auf Initiative des Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe und mit großzügiger finanzieller Unterstützung durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst werden diese Unterlagen seit 2023 in einem Kooperationsprojekt der Staatlichen Archive Bayerns mit den CAHJP digitalisiert. Ziel ist die Eröffnung eines freien Online-Zugangs zu allen Unterlagen über die Findmitteldatenbank der Staatlichen Archive Bayerns.

Mit inzwischen 30 digitalisierten Gemeindearchiven und mehr als 100.000 digitalen Images ist ein wichtiger Meilenstein in diesem bis 2028 laufenden Großprojekt erreicht. Die überwiegend aus dem 19. Jahrhundert stammenden Bestände bieten bereits jetzt faszinierende Einblicke in die vielfältige Geschichte des Judentums in Franken, Schwaben sowie in der Oberpfalz. Der Umfang der einzelnen Gemeindearchive ist dabei sehr unterschiedlich. Viele Bestände bestehen nur aus wenigen Akten, andere aus 200, einige vereinzelt sogar aus mehr als 500 Archivalien. Die jüdische Gemeinde Fürth, eine der ältesten und bedeutendsten Bayerns, bildet mit über 1.000 Akten den umfangreichsten Bestand. Zu dieser Überlieferung der Gemeinden selbst treten zahlreiche weitere Dokumente aus den Beständen der Staatlichen Archive Bayerns, die jüdisches Leben in Bayern vom Mittelalter bis in die Gegenwart, aber auch die erbarmungslose Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus greifbar vermitteln. Gerade in Zeiten, in denen jüdisches Leben in Deutschland und weltweit erneut gefährdet ist, ist es wichtig, der historisch-politischen Bildungsarbeit und der Kulturvermittlung authentische Zeugnisse und Dokumente niedrigschwellig bereitzustellen.

Prof. Dr. Michael Brenner, Inhaber des Lehrstuhls für Jüdische Geschichte und Kultur am Historischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München (z. Zt. American University, Washington, D.C.), widmet sich in seinem Vortrag der Bedeutung der schriftlichen Überlieferung der jüdischen Gemeinden Bayerns.

An den Vortrag schließt eine Podiumsdiskussion zu zentralen Forschungs- und Vermittlungsfragen an:

  • Wie kann dieser einmalige Schatz an Unterlagen künftig in der historisch-politischen Bildungsarbeit genutzt werden?
  • Welche Auswertungsmöglichkeiten gibt es?
  • Wo ergeben sich Anknüpfungspunkte für die Vermittlungsarbeit in Museen, Archiven, Schulen und Universitäten?

Moderiert von Jutta Fleckenstein, kommissarische Leiterin des Jüdischen Museums München, diskutieren Prof. Dr. Michael Brenner, Inka Arroyo Antezana, German Department CAHJP, Elisabeth Singer-Brehm, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Katharina Willimski, Stellv. Schulleiterin des Gymnasiums Max-Josef-Stift sowie Dr. Hubert Seliger, Referent für Retrodigitalisierung der Staatlichen Archive Bayerns und Dr. Alexis Hofmeister, Projektkoordinator „Jüdische Gemeindearchive“, Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns.

 

Ein Mitschnitt der Vorträge von Prof. Dr. Brenner und von Dr. Seliger können auf unserem YouTube-Kanal angesehen werden.

 

Die Unterlagen der jüdischen Gemeinden finden Sie als eigenen Gliederungspunkt in der Findmitteldatenbank der Staatlichen Archive Bayerns.

 

 

 

 

BU 1: Programm

BU 2: Deutsch-hebräischer „Lob- und Dank-Gesang“ zum 25jährigen Regierungsjubiläum von Maximilian I. Joseph (1755–1825), verfasst vom Ansbacher Rabbiner Moses Höchheimer (1755–1835), 1824, CAHJP, D-An2-114.

BU 3: Älteste bekannte Erwähnung jüdischen Lebens in bayerischen Quellen um 904 in der Raffelstettener Zollordnung. Erhaltene Abschrift im Lonsdorfer Kodex des Passauer Bischofs Otto von Lonsdorf, um 1260, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Hochstift Passau Inneres Archiv 5.

BU 4: Reisepass des Deutschen Reichs mit eingestempeltem „J“, Hannchen Sara Arnstein, 1939, Staatsarchiv Nürnberg, Polizeiamt Fürth 25 (Arnstein).

 

Erstellt am 24.9.2024, geändert 26.9.2024