Hochstift und Domkapitel Eichstätt sowie eichstättische Klöster
Das Hochstift Eichstätt, wie es sich seit dem 13. Jahrhundert mit dem Schwerpunkt um die Bischofsstadt selbst (Mittelstift um Eichstätt und Unterstift um Beilngries) sowie nicht zusammenhängenden Ämtern entlang der Altmühl und der Fränkischen Rezat (Oberstift, v. a. um Herrieden, Arberg und Ornbau bzw. Abenberg, Spalt und Pleinfeld) herausbildete, formierte sich nie zu einem "territorium clausum". Verwaltung und Rechtspflege des kleinen Reichsstandes waren, verglichen mit denen des Fürstentums Brandenburg-Ansbach und der Reichsstadt Nürnberg, weniger durchgebildet. Dem entspricht nach Art und Umfang seine schriftliche Überlieferung, deren ursprüngliche Fonds im Staatsarchiv wiederhergestellt werden.
Die aktuell komplizierte Struktur der im Staatsarchiv verwahrten Bestände des 1792 zum Teil durch Preußen bzw. Ansbach besetzten und 1803 endgültig säkularisierten Hochstifts Eichstätt ist das Ergebnis der bayerischen Archiv- und Verwaltungsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Wegen der Eingliederung der ehemaligen Haupt- und Residenzstadt Eichstätt in die bayerische Provinz Neuburg (1806) kamen schon bald wichtige Teile der Eichstätter Archive nach Neuburg a.d. Donau; weitere folgten nach der Auflösung des in Eichstätt errichteten bayerischen Archivkonservatoriums (1817). Nur kleinere Bestände (Stifte Mariaburg, Mariastein, Spalt) gelangten über das Archivkonservatorium Ansbach schon um 1825 nach Nürnberg. Von Neuburg zog das Allgemeine Reichsarchiv in München das als „archivalisch“ angesehene Schriftgut, d.h. fast alle Urkunden sowie ausgesuchte, als "Hochstiftsliteralien" bezeichnete Amtsbücher und Akten, an sich. Da Eichstätt seit 1817 nicht mehr dem schwäbischen Oberdonaukreis sondern dem Rezatkreis (ab 1837: Mittelfranken) zugeordnet war, gelangten die restlichen bis dahin in Neuburg verwahrten Unterlagen schließlich 1882/89 an das nunmehr zuständige Staatsarchiv Nürnberg. Sie bildeten hier den Grundstock der Eichstätter Überlieferung und wurden 1938 durch eine Abgabe des Bayerischen Hauptstaatsarchiv um die wichtigen und wertvollen Hochstiftsliteralien ergänzt. Da das Schriftgut insbesondere der Eichstätter Unterbehörden 1792 von Ansbacher und 1803/06 von königlich-bayerischen Nachfolgebehörden übernommen wurde, kam es in den dortigen Registraturen zu einer Vermischung mit den eigenen in der Folgezeit produzierten Unterlagen. Im Ergebnis gelangten sogenannte Abgabegemeinschaften ins Archiv, die zwar nominell einer ansbachischen oder bayerischen Behörde zugeordnet wurden, tatsächlich aber auch Eichstätter Archivalien enthielten.
In den 1970er Jahren wurde mit der gesamtbayerischen, nach dem Provenienzprinzip durchgeführten Beständebereinigung begonnen. Im diesem Rahmen überstellte das Staatsarchiv Amberg 1979 die im Zuge von Behördenabgaben dorthin gelangten Archivalien (v.a. der eichstättischen Ämter Beilngries und Berching, heute: Oberpfalz). Schon zuvor hatte das Bayerische Hauptstaatsarchiv zwischen 1967 und 1973 die Urkunden ab 1401 nach Nürnberg überbracht, und 1992 folgten schließlich auch die Urkunden vor 1401. Damit waren ab diesem Zeitpunkt alle in bayerischem Staatsbesitz befindlichen Archivalien Eichstätter Behörden und Archive im Staatsarchiv Nürnberg zusammengeführt. Im Einzelnen handelte es sich dabei um die Bestände "Eichstätter Urkunden nach 1400 (Abgabe des Bayerischen Hauptstaatsarchivs 1973)", "Eichstätter Urkunden vor 1401 (Münchner Abgabe 1992)", "Eichstätter Lehenurkunden" (Abgabe des Bayerischen Hauptstaatsarchivs 1967–1973), "Hochstiftsliteralien Eichstätt " (Abgabe des Bayerischen Hauptstaatsarchivs 1938), "Eichstätter Archivalien" (Abgaben des Kreisarchivs Neuburg 1882/89) und "Eichstätter Karten und Pläne". Da es sich dabei jedoch meist um formierte Pertinzenzbestände entsprechend dem Archivalientypus handelte, wurde begonnen, sie auf ihre Behörden- und Archivprovenienzen zu analysieren und provenienzreine Bestände zu bilden.
Die "Eichstätter Urkunden" bildeten dabei den Anfang und konnten bis zum Jahr 1510 vollständig aufgelöst sowie folgenden Urkundenbeständen zugeordnet werden: Hochstift Eichstätt (5903 AE, 889–1800); Domkapitel Eichstätt (364 AE, 1179–1801); Dompropstei Eichstätt (1406–1781); Domvikarie Eichstätt (181 AE, 1060–1629); Dominikanerkloster Eichstätt (31 AE, 1332–1789); Jesuitenkolleg Eichstätt (9 AE, 1614–1673); Pfarrstift Unserer Lieben Frau (Neues Stift) Eichstätt (330 AE, 1307–1500); Kloster St. Walburg (Benediktinerinnen) Eichstätt (853 AE, 1134–1765); Chorstift St. Willibald Eichstätt (55 AE, 1305–1796); Kloster Königshofen (141 AE, 1403–1606); Kloster Mariastein (191 AE, 1409–1802); Kloster Marienburg; Kloster Plankstetten (208 AE, 1151–1782); Kloster Rebdorf (616 AE 1159–1717); Chorstift Spalt (198 AE, 1401–1802).
Im restlichen Mischbestand der Eichstätter Urkunden befinden sich für die Zeit von 1511 bis zum Ende des Alten Reichs derzeit weiterhin ca. 2800 Urkunden überwiegend der Provenienz Hochstift Eichstätt, die den oben genannten Beständen zugeordnet werden müssen. Ähnlich verhält es sich mit dem ebenfalls aufzulösenden Bestand Hochstift Eichstätt, Lehenurkunden, in dem ca. 2500 Urkunden ab 1501 verwahrt werden.
Als weiterer wichtiger noch bestehender Pertinenzbestand sind schließlich die Hochstiftsliteralien Eichstätt (410 AE, 17,8 lfm) zu nennen, in dem Akten und Amtsbücher wie Urkundenregister, Salbücher und Aufschwörbücher des Domkapitels zu finden sind. Ein anderer Mischbestand, Eichstätter Karten und Pläne (ca. 300 Stück), wird aus konservatorischen Gründen vorläufig als Selekt bestehen bleiben. Gleiches gilt für den Lagerungsselekt Eichstätt, Domkapitel – Ahnenproben (166 AE, meist großformatige und kolorierte Aufschwör- und Adelsattestate).
Als Ergebnis der Analysearbeiten wurden ferner folgende Bestände neu formiert. Das auf der Willibaldsburg aufbewahrte Hochstift Eichstätt, Archiv ist anhand eines neunbändigen Repertoriums aus dem Jahr 1741 rekonstruierbar. Im Moment umfasst dieser Bestand 683 AE (1268–1752); er wird für die ältere Überlieferung der hochstiftischen Oberbehörden der zentrale Amtsbuch- und Aktenbestand werden. Hochstift Eichstätt, Lehenbücher besteht aus 44 Archivalien (1322–1789) und bildet den Grundstock des zukünftigen Bestands Hochstift Eichstätt, Lehenpropstei.
Den zur Zeit umfangreichsten Bestand stellen die Eichstätter Archivalien (ca. 7000 AE, 1129–1803) dar. Er geht im Kern auf die erwähnte Abgabe des Kreisarchivs Neuburg von 1882/89 zurück und fungiert inzwischen als provisorischer Auffangbestand, in den analysierte Archivalien vorläufig eingeordnet werden, bis provenienzreine Bestände endgültig formiert werden können. Daher sind hier Archivalien unterschiedlichsten Typs und Provenienz enthalten. Hingewiesen sei nur auf die Recessionalien, d.h. Sitzungsprotokolle, des Domkapitels (ca. 150 AE, 1484–1804) oder seine Aufschwörakten (118 AE 1609-1802). Der Bestand wird weiterhin wachsen, da die Überlieferung des Fürstentums Ansbach ebenso wie königlich-bayerischer Behörden kontinuierlich analysiert und von fremden Provenienzen bereinigt wird. Zu erwarten ist daher eine Ergänzung durch Schriftgut sowohl fürstbischöflicher Zentralbehörden als auch von hochstiftischen, domkapitelischen und klösterlichen Außenämtern.
Die gegenwärtige Überlieferungssituation hat zur Folge, dass nach Schriftgut Eichstätter Provenienzen außerdem in der Überlieferung des Fürstentums Ansbach zu suchen ist ebenso wie in den Beständen bayerischer Behörden, d.h. der Regierung von Mittelfranken, Kammer des Innern und Kammer der Finanzen, oder den Bezirks- und Rentämtern.
Das Schriftgut des Geistlichen Rats ist aufgrund einer 1802 erfolgten Trennung der Registratur des Geistlichen Rats vom Rest des fürstbischöflichen Archivs größtenteils im Diözesanarchiv Eichstätt zu finden. Ein Teil der klösterlichen Archivalien (St. Walburg) befindet sich im Besitz des wieder bestehenden Klosters. Das Archiv von St. Veit in Herrieden befindet sich im Diözesanarchiv Eichstätt.