Einleitung
Im Landpflegamt der Reichsstadt Nürnberg, der Zentralbehörde zur Verwaltung der Pflegämter in der sog. Jüngeren Landschaft, sind seit dem 16. Jahrhundert Vorgänge und Akten getrennt nach Pflegämtern in chronologischer Reihenfolge geordnet worden. Je nach Größe und Umfang dieser Überlieferung wurden mehrere, zeitgenössisch geführte Findbücher angelegt. Als Ordnungsprinzip galten das jeweilige Jahr und anschließend eine Nummerierung der Vorgänge.
Nach dem Übergang der Reichsstadt an das Königreich Bayern ist das Archiv im Rathaus verblieben und wurde durch Übernahme vieler Ämterregistraturen und anderer Überlieferungen angereichert. Wegen zunehmenden Raummangels hat man im frühen 19. Jahrhundert zahlreiche Kassationen vorgenommen, darunter auch in der Registratur des Landpflegamts. Streichungen in den alten Findbüchern belegen den Umfang der Vernichtung von Akten. Viele auf diese Weise verkleinerte Bestände wurden daraufhin mit neuen Signaturen versehen, welche auf der Verteilung nach Sälen (im Rathaus) und Laden bzw. Schubladen beruhen (z.B. S. I L. 407 Nr 1). Dieses umständliche Lokatprinzip hat man nach 1880 beim Bezug des neuen Archivgebäudes in der Archivstraße 17 beibehalten.
Von den Altrepertorien zu den Nürnberger Pflegämtern ist um 1945 bei der kriegsbedingten Auslagerung der Bestände derjenige Band verloren gegangen, mit dem die Akten über das Pflegamt Lauf aus den Jahren 1613 bis 1675 erschlossen waren. Im Rahmen eines Praktikums hat Archivreferendar Dr. Walter Bauernfeind im Jahr 1995 den noch vorhandenen Bestand von 151 Archivalieneinheiten im Umfang von ca. 1,75 Regalmetern verzeichnet und ein neues Findbuch erstellt. Dabei ist auf die bis 1880 hilfreichen Signaturen mit Saal und Laden verzichtet worden, und stattdessen die seit dem 16. Jahrhundert in der Landpflegstube übliche Ablage nach Jahr und fortlaufender Nummer reaktiviert worden.
Die durch Aussonderungen am Anfang des 19. Jahrhunderts entstandenen Überlieferungsverluste beim Landpflegamt können inhaltlich mithilfe der zentral geführten Verlässe und Briefbücher des Landpflegamts teilweise rekonstruiert werden. Anhand der Nacherschließung für den Zeitraum von 1613 bis 1675 wurde errechnet, dass durch die Kassation im 19. Jahrhundert ca. 94 Prozent der Akten vernichtet wurden.
Anlässlich der bevorstehenden Generalsanierung des Staatsarchivs Nürnberg hat Frau Gerlinde Maushammer 2017 und 2018 den restlichen Bestand des Pflegamts Lauf retrokatalogisiert. Teilweise gestützt auf die zeitgenössischen Findbücher für die Jahre 1515 bis 1612, 1675 bis 1763 und 1764 bis 1798 wurden die restlichen 1.460 Archivalieneinheiten neu erfasst, in säurefreie Umschläge umgelegt und nach dem alten Ordnungsprinzip (Jahr / Nummer) neu signiert. Es wurde ein Personen-, Orts und ein Sachregister angelegt. Die alten Findbücher wurden dem Bestand vorangestellt (siehe: Reichsstadt Nürnberg, Landpflegamt, Pflegamt Lauf 1-3).
Der Bestand "Reichsstadt Nürnberg, Landpflegamt, Pflegamt Lauf" enthält 1.611 Archivalieneinheiten im Umfang von 13 Laufmetern. Inhaltlich überwiegen Jagd- und Grenzstreitigkeiten mit den ansbachischen Pflegern zu Schönberg, Differenzen mit den Burggrafen zum Rothenberg, Streitigkeiten wegen Hut- und Weiderechten, Streitigkeiten zwischen Untertanen, Schulden- und Konkurssachen, Handwerkssachen, Regelungen über Bausachen und Bauholz.
Die korrespondierende Überlieferung des Pflegamts Lauf, das seinen Sitz im Wenzelschloss zu Lauf hatte, ist untergegangen. Zumindest ist ein bedeutender Rest verschiedenster Rechnungen ab 1504/05 noch erhalten geblieben (Siehe: Reichsstadt Nürnberg, Ämterrechnungen, Pflegamt Lauf V/2240-2548).
Prof. Dr. Peter Fleischmann, 2018