Einleitung
I. Behörden- und Bestandsgeschichte
Die "Briefbücher", in anderen Städten häufig auch als "Missivbücher" bezeichnet, enthalten die ausgegangenen Briefe des inneren Rates, auch der Herren Älteren, in chronologischer Reihenfolge. Die Bände wurden in der städtischen Kanzlei geführt. Zahlreiche Korrekturen in den Bänden aus den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts lassen erkennen, daß es sich dabei um Entwürfe zu den ausgegangenen Briefen handelt. Später jedoch wurden in die Briefbücher Abschriften eingetragen. Bei Beginn der einzelnen Bürgermeisterfragen (= Zeiträume von vier Wochen) sind die jeweiligen Bürgermeister genannt.
In den Briefen wird häufig auf beigelegte Schreiben Bezug genommen. Diese selbst sind in den Briefbüchern jedoch nicht enthalten.
Für die Zeit von 1576-1589 und von 1603-1621 sind für die im Namen der Herren Älteren ausgelaufenen Briefe eigene Briefbücher vorhanden. Der "Geheime Rat" der Herren Älteren bestand in der Regel aus 7 Ratsmitgliedern. Den Herren Älteren war die Erledigung besonders schwieriger Angelegenheiten der reichsstädtischen Außenpolitik anvertraut.
Bd. 1: 1576 - 1589; Bd. 2: 1603 - 1610; Bd. 3: 1611 - 1615; Bd. 4: 1615 - 1621.
Die Bände enthalten jeweils an der Spitze alphabetische Register der Adressaten.
II. Würdigung
Entsprechend den weitgespannten wirtschaftlichen und politischen Beziehungen Nürnbergs ist der Empfängerkreis der Briefe sehr ausgedehnt. Als Empfänger treten u.a. auf die deutschen Kaiser und Könige, geistliche und weltliche Fürsten und Herren, Städte und Amtleute, Gesandte der Stadt, zahlreiche Nürnberger Bürger sowie Bürger anderer Städte. Die Briefe bieten reichsten Stoff zur Reichs- und Städtepolitik, zur Wirtschafts-, Verkehrs-, Sozial-, Kunst- und Kulturgeschichte. Nürnberg steht mit dieser vollständigen, durch mehr als drei Jahrhunderte laufenden Reihe von Briefbüchern in der Spitzengruppe der wenigen deutschen Stadt, die ähnliche Briefbuchreihen besitzen. Zu diesen gehören außer Nürnberg Basel, Danzig, Köln, Konstanz und Nördlingen.
III. Schrifttum
Über den Begriff "Briefbücher" ("Missivbücher") allgemein, vgl.: H. O. Meisner, Urkunden- und Aktenlehre der Neuzeit (Lpzg. 1952) S. 175. - R. Wenisch, Aus.dem Wortschatz der Nürnberger Ratsbriefbücher des 15. und 16. Jahrhunderts = Mitt. d. f. Gesch.
Umfangreichere Veröffentlichungen aus den Briefbüchern:
H. Simonsfeld: Der Fondaco dei Tedeschi in Venedig und die deutsch-venetianischen Handelsbeziehungen, Bd. I (Stuttgart 1887). Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Band 5-17 (1882-1956); erfasst sind darin die Nürnberger Briefbücher der Jahre 1404 - 1444.