Einleitung
Das "Hochfürstliche Münz- und Medaillenkabinett" in Ansbach geht auf Markgraf Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (reg. 1703-1723), der 1718 das Münzkabinett des Hofrats Jacob Friedrich Weyl ankaufte und den Bestand 1720 durch antike Münzen aus der Sammlung des kursächsischen Residenten am kaiserlichen Hof in Wien, Jonas Schrempf, umfangreich ergänzte (siehe Schön, a.a.O.). Im selben Jahr erklärte der Markgraf die fürstliche Hausbibliothek zur öffentlichen Landesbibliothek, bestätigt durch ein hochfürstliches Ausschreiben vom 14. Juli 1721. Sein Sohn, Markgraf Carl Wilhelm Friedrich (reg. 1729-1757) übergab bald nach seinem Regierungsantritt das Münzkabinett 1730 dem Geheimen Archiv zur Verwahrung und erklärte 1738 die fürstliche Büchersammlung zusammen mit dem Münzkabinett zu einer öffentlichen fideikommissarischen Anstalt des Hauses Brandenburg-Ansbach.
Die fruchtbare enge personelle Verbindung von Archiv, Bibliothek und Münzkabinett zeigte sich früh, als schon 1737-1739 der Geheime Archivar Gottlieb Paul Christ seine "Geschichte des durchleuchtigsten Hauses Brandenburg-Onolzbach" veröffentlichte und mit Münzabbildungen illustrierte. Der Ansbacher Hofkammerrat, Landschaftsrat und Münzinspektor Johann Hirsch gab 1756-1768 "Des Teutschen Reichs Münz-Archiv" heraus. Für den gestiegenen Arbeitsanfall wurde im Jahre 1765 der Theologe und Numismatiker Johann Jakob Spieß (1730-1814) als Münzinspektor zusätzlich in die Dienste genommen. Er war der ältere Bruder des nachmaligen Plassenburger Archivars Philipp Ernst Spieß (1734-1794). Johann Jakob Spieß, als Sohn eines Pfarrers zu Ettenstatt geboren, schlug ebenfalls die geistliche Laufbahn ein, studierte in Jena und Erlangen; wurde 1758 Diakon in Schwabach und 1762 Stiftsdiakon in Ansbach; war Kirchenrat und Konsistorialrat. Er ist insbesondere als Verfasser der "Brandenburgischen historischen Münzbelustigungen" (1768-1774) bekannt geworden; als weitere Werke sind die "Kleine(n) Beiträge zur Aufnahme und Ausbreitung der Münzwissenschaft" (1768) sowie die "Neue(n) Beiträge ..." (1782) zu nennen.
Nach dem Übergang der Landesherrschaft der Fürstentümer Ansbach und Bayreuth an den preußischen König verfügte dieser die Ablieferung des Ansbacher Münzkabinetts nach Berlin. Die in sechs Schränken verwahrte Münz- und Medaillensammlung mit 7.540 Exemplaren (darunter 4.163 antike Münzen) sowie eine zugehörige Spezialbibliothek musste der damalige Münzinspektor, Hofrat Johann Adam Ludwig Wetzel, im Winter 1796/97 verpacken und in eigener Person mittels Frachtwagen im Januar 1797 nach Berlin bringen. Sie wurde in dort vorhandene Bestände des königlichen Münzkabinetts (heute Münzkabinett der staatlichen Museen zu Berlin) integriert.
Die im Staatsarchiv Nürnberg vorhandene Sammlung an Münz- und Medaillenabbildungen wurde im späten 18. Jahrhundert bis kurz nach 1800 (letzter zur Aufnahme vorgesehener Papst ist Pius VII., reg. 1800-1823) angelegt, indem aus numismatischen Druckwerken Abbildungen herausgeschnitten und einheitlich auf Papierbögen montiert sowie neu (knapp) beschriftet wurden. Etliche Umschläge blieben leer, d.h. der Bearbeiter hatte anhand einer vorbereiteten Systematik auf Zuwachs gearbeitet. Das konsequente Vorgehen und der ablesbare Fleiß lassen vermuten, dass es sich um eine Art Nachschlagewerk von der Hand eines Mitarbeiters des Münzkabinetts (Spieß? Wetzel?) handelt, wohl als Handapparat für das Münzkabinett oder für weitere Publikationen. Leider ist bislang nichts über die Entstehung und den Weg des Materials in das Staatsarchiv Nürnberg bekannt, mutmaßlich geschah dies zusammen mit anderen Beständen des Geheimen Archivs, wie der Kalendersammlung und der Handbibliothek. Hier lagerte der Bestand im Umfang von vier Stülpdeckelkartons bis Sommer 2018 ohne Detailverzeichnung. Im August und September 2018 wurde die Verzeichnung von Frau Annika Bilger und Frau Martina Haberland im Rahmen eines Praktikums am Staatsarchiv Nürnberg durchgeführt.
Nürnberg, im September 2018
Dr. Daniel Burger (AOR)
Literaturhinweis:
Johann Jakob Spieß: Brandenburgische Historische Münzbelustigungen, 5 Teile, Ansbach 1768-1774.
Georg Andreas Will: Nürnbergische Münzbelustigungen, 4 Bde., Nürnberg 1764-1767.
Schön, Gerhard: Münz- und Geldgeschichte der Fürstentümer Ansbach und Bayreuth im 17. und 18. Jahrhundert. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, München 2008.
Fischer, Dieter; Maué, Hermann: Medaillen und Schaumünzen auf Ereignissen in der Reichsstadt Nürnberg 1521-1806. Verlag des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 2014.
Fischer, Dieter; Maué, Hermann: Die Medaillen der Hohenzollern in Franken. Verlag des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 2000.