Einleitung
1. Zur Geschichte der Familie von Wollmershausen und der Herrschaft Hengstfeld
Im Jahr 1708 starb Christoph Albrecht von Wollmershausen als der Letzte seiner Familie in Mannesstamm. Er hatte in seinem Testament vom 29.11.1689 ein Fideikommiß errichtet, das jedoch von seinen Erben 1720 aufgehoben wurde. Nach längeren Streitigkeiten wurde es 1724 neu begründet. Im Laufe der Zeit gelang es der Familie der Freiherrn von Holtz, die Anteile der von Clengel und von Pappenheim an sich zu bringen, 1749 wurde eine neue von Holtz'sche Fiedeikommisordnung aufgestellt. Die Schicksale einzelner Gütersind im folgenden aufgeführt, djeningen der Familien der wollmershausenschen Erben aus der Stammtafel zu ersehen.
Hengstfeld, freieigenes Rittergut der Herren von Wollmershausen, zum Kanton Oberwald gehörig, 1708 als Fideikommiß in Besitz der Familien von Holtz, von Clengel, von Pappenheim, 1762 sämtliche fremden Anteile durch von Holtz'sche Erben, insbesondere von Görlitz, von Gemmingen, von Berlichingen, später v. Uxhüll-Gyllenband.
Amlishagen, von Wollmershausen'sches Rittergut, Kanton Odenwald. Nach 1762 allein denen von Holtz gehörig, durch Verkauf 1830 an von Horlacher, Crailsheim. Hohe Obrigkeit bis 1796 von Hohenlohe, das es an Brandenburg-Ansbach abtritt. 1808 wird die Patrimonialgerichtsbarkeit aufgehoben, 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg (Oberamt Blaufelden-Gerabronn)
Bartholomä, Kreis Gmünd, 1686 von Christoph Albrecht von Wollmershausen erworben, gelangt 1740 allein an von Holtz
Burleswegen, Gemeinde Satteldorf Kreis Crailsheim, Ganerbiat unter anderem deren von Wollmershausen, gelangt nach deren Aussterben allmählich in Alleinbesitz der Herrren von Seckendorff, seit 1854 der Grafen von Uxhüll-Gyllenband, seit 1876 der Grafen von Soden.
2. Schicksal des Archivs
Das offensichtlich sehr umfangreiche Archiv der Herren von Wollmershausen scheint an die Erben ungeschmälert übergangen und in deren Hand zersplittert zu sein. Zahlreiche Materialien befinden sich naturgemäß in Freiherrn von Holtz'schen Archiv in Alfdorf (Verzeichnis der Pflegeraufnahmen im Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart), im Schlosssarchiv Burleswagen (Verzeichnis der Pflegeraufnahmen im Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart) im Archiv der Freiherren von Berlichingen zu Jagsthausen (Verzeichnis der Pflegeraufnahmen im Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart) und insbesondere im Rittergutarchiv Amlishagen (Findbuch von 1911 als Verzeichnis im Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart), wo sich zahlreiche Pergamenturkunden der von Wollermshausen ab dem 14. Jahrhundert befinden.
Die in vorliegenden Bestand aufgeführten Urkunden entstammen großenteils dem Archiv der Grafen von Uxküll-Gyllenband, die einen Anteil am Rittergut Hengstfeld besitzen.
3. Zur Bildung des vorliegenden Bestandes
Dem Bestand Ritterkanton Odenwald waren unter Faszikel Nr. 301-337 und Anhang Nr. 1-27 Akten und Urkunden angegliedert, die später aus dem Bestand entfernt wurden. Die entsprechenden Seiten des Findbuchs wurden herausgetrennt und unter dem Stichwort von Wollmershausen, von Berlichingen und Gen. zu einer eigenen Bestandsübersicht gemacht (wahrscheinlich von K.O. Müller). Bei der Anlage des Gesamtverzeichnisses 1937 erhielt dieser Bestand die Nummer B. 148. In der Tat handelt es sich hierbei um drei verschiedene Aktenzugänge
a) Am 26.04.1884 gingen der königlichen Archivdirektion mit der Diar. Nummer 58 (Diar. Landesarchiv Baden-Württtemberg/Staatsarchiv Ludwigsburg, vergleiche Kanzlei Akten ebendort) eine größere Anzahl von Akten vom königlichen Landgericht Ellwangen ein, über die der Archivar Dr. Wilhelm Staudenmayer eine Aktenverzeichnis anfertigte und die Akten unter die Bestände Ritterkanton Kocher (unter Alfdorf, heute B 576 Bü. 24, und von Holtz B757 Bü. 468, 472) und Ritterkanton Odenwald unter von Wollmershausen einlegete (Bü. 301 bis 319). Tatsächlich waren jedoch fast alle diese Akten Provenienz Ritterkanton Kocher und betrafen das Wollmershausen'sche Rittergut Amlishagen: Da die Herren von Wollmershausen dem Rittergut Odenwald inkorporiert waren, wurden die Akten ohne weitere Provenienzuntersuchung von Staudenmayer hierher gelegt. Die Akten sind wie folgt gelaufen:
Akten betreffend insbesondere Amlishagen, Sankt Bartholmä, geführt beim Ritterkanton Kocher (von Holtz)
(teilweise) Preußische Kriegs- und Domänenkammer Ansbach (Lehenhof)
königlich bayerisches Appellationsgericht des Rezatkreises
Bayerisches Landgericht in Gerabronn
Landgericht Ellwangen dann Abgabe an das Staatsarchiv Stuttgart 1884
Ein Teil dieser Akten und Urkunden, der wohl bei der Übergabe der Lehensobrigkeit über Amlishagen von Hohnenlohe an Brandenburg-Ansbach 1796 abgegeben worden war, scheint bereits bei einer Überlieferung 1823 in das Staatsarchiv Stuttgart gelangt zu sein. Sie wurden dort in den Bestand Oberamt Gerabronn (heute Bestand H 28, Urkunde Nummer 18-61) eingegliedert.
b) Ein zweiter Teil dieser Akten (Bü. 320-332) gelangte am 16. Juli 1884 unter Diar. Nummer 110 (Staatsarchiv Ludwigsburg), ebenfalls vom Landgericht Ellwangen, in das Staatsarchiv. Dei von Berlichingen betreffenden Akten wurden von Staudenmayer, da sie sich größenteils um das wollmerhausen'sche Erbe handelten, dem Bestand Wollmershausen bei den Akten des Ritterkantons Odenwald angegliedert und wurden auch bei der Neubildung des Bestandes B 148 (1937) dort belassen. Diese enthalten die folgenden Provenienzen:
Ritterkanton Odenwald Familienarchiv
Akten betreffend Hengstfeld Berlichingen
Archiv Ritterkanton Odenwald
Generalkommisariat des Rezatkreises
Bayerisches Landgericht Gerabronn
Oberamt Blaufelden (Gerabronn)
Landgericht Ellwangen Luise von Berlichingen
Ablieferung 1884 StASt. Auslieferung 1810
c) Schließlich übergab am 14./15. November 1885 Staatsrat Graf von Uxküll-Gyllenband (nebenamtlicher Archivdirektor) dem Staatsarchiv die ihm als Miteigentümer des Ritterguts Hengstfeld gehörigen Akten und Urkunden als Depositum (Diar. Nummer 147) unter Vorbehalt des Eigentumsrechts.
Auch dieser Bestand wurde dem wollmershausen'schen Akten im Bestand Ritterkanton Odenwald angegliedert unter den Nummern 1-27.
Bei mehreren in Findbüchern nachgetragenen Neuzugängen war die Provienz nicht mehr festzustellen.
4. Zur Neuordnung des Bestandes
Bei der Bearbeitung und Neuverzeichnung des Staatsarchiv Ludwigsburger Bestandes B 148 von Wollmershausen lag das Schwergewicht auf der Provenienzuntersuchung. Zugrundegelegt wurde dem neuen Bestand der Bestandteil c), also das eigentliche Adelsarchiv. Es umfasst neben Urkunden der Herren von Wollmershausen 1387 folgende und Amtsbüchern denjeningen Teil der Akten über die Verwaltung der Herrschaft Hengstfeld, der über die Herren von Holtz, von Berlichingen an von Uxküll gelangt ist.
Das Material ist rein zufällig und äußerst fragmentarisch. Korrespondierendes Material findet sich in den oben angegebenen Adelsarchiven. Hinzugenommen wurde aus b) ein Teil der Akten, dessen berlichingische Provenienz eindeutig festzustellen war, sowie Urkunden und Akten nicht eindeutig feststellbarer Provenienz (doch wahrscheinlich aus einem Adelsarchiv stammend) aus B 155/156, Adel ausgestorben, Bü 274. Der ziemlich umfangreiche Rest wurde nach Provenienzen insbesondere in die Bestände Ritterkanton Kocher und Odenwald gelegt.
Zum Bestand gehörten ursprünglich mehrere Lagerbücher, heute H 152 Nummer 10, H 180 Nummer 720-722 (von Wollmershausen).
Zahlreiche wollmershausen'sche Urkunden, meist Provenienz Hohenlohe, insbesondere Lehenreverse zu nicht mit erhaltenen Lehenurkunden für Wollmershausen, liegen im Bestand H 28, Oberamt Gerabronn, Nummer 14-65, Nummer 168-198. Die vierstelligen Signaturen (Nummern um 1260-1270) scheinen im preußischen Archiv Ansbach oder im bayerischen Archivkonservatorium Ansbach gegeben worden zu sein. Hierzu gehören 17 Urkunden eindeutig wollmershausen'scher Provenienz (H 28 Nummer 45-61), Lehenurkunden der Markgrafen von Brandenburg über das Blutgericht zu Amlishagen 1531-1703. Es ist zu vermuten, dass diese Urkunden bei der Übernahme der alleinigen Hochgerichtsbarkeit durch Brandenburg-Preußen 1796 nach Ansbach überführt worden und mit den ansbachischen Urkunden 1823 in das Staatsarchiv Stuttgart abgegeben worden sind. Die genannten 17 Urkunden wurden dem Bestand B 148 eingegliedert.
Die Bezeichnung Altes Findbuch bezieht sich auf das bisherige Verzeichnis B 148. Die neuen Lagerorte der aus dem Bestand ausgeschiedenen Akten wurden in dieses Verzeichnis eingetragen.
Der Bestand umfasst 34 Urkunden und circa 0,6 laufende Meter in 42 Büscheln.
Stuttgart, September 1962
(gezeichnet) Dr. Hansmartin Schwarzmaier
Nachbemerkung:
Die 17 Lehenurkunden vormals wollmershausen'scher Provenienz, nachmals Teil des Ansbacher Lehenhofs oder des Geheimen Archivs Ansbach, wurden im Rahmen des bayerisch-baden-württembergischen Beständeaustauschs 2000 vom Staatsarchiv Ludwigsburg an das Staatsarchiv Nürnberg abgegeben. Der diesbezügliche Teil des Findmittels (eine 1962 durch Frau Anneliese Berwanger angefertigte Reinschrift) wurde im Zuge der Retrokonversion 2020 durch den Archivar Klemens Schlindwein in EDV übertragen.
Nürnberg, im Juni 2020
Dr. Daniel Burger (Archivoberrat)
Siehe:
Hans Gräser: Die Niederadelsfamilie von Wollmershausen – Vom Ortsadel zum Reichsrittertum, Crailsheimer Historischer Verein e.V., Crailsheim 2018.
Online:
crailsheimer-historischer-verein.de/workspace/media/documents/wollm11_zz3_www-5bca5f1ab910d.pdf