Einleitung
Zum Verständnis der Entstehung und Zusammensetzung des hier vorliegenden Repertoriums, genauer gesagt, der vorliegenden drei Teilrepertorien, die zusammen einen von ursprünglich zwei Hauptteilen der Amtsbuch- und Aktenüberlieferung der verschiedenen Bestandsbildner aus dem Bereich des ehemaligen Hochstifts Eichstätt darstellen, ist ein Exkurs zur Überlieferungsgeschichte des Hochstifts nach dem Übergang an Bayern notwendig.
Im Jahr 1803 wurde gemäß Reichsdeputationshauptschluß das Hochstift Eichstätt aufgelöst. Dessen Territorium war in der Zeit des Alten Reiches in drei Teile geteilt, das sogenannte Obere Stift mit den eher verstreuten Besitzungen um Herrieden, Arberg (beide heute LK Ansbach), Abenberg, Spalt (beide LK Roth) und Sandsee (heute Gde. Pleinfeld, LK Weißenburg-Gunzenhausen), sowie das Untere Stift und das Mittlere Stift mit dem relativ geschlossenen Territorium um die beiden "Hauptorte" Beilngries (LK Eichstätt) für das Untere und Eichstätt für das Mittlere Stift. Während aus dem Unteren und Mittleren Stift das bis 1805 existierende Fürstentum Toscana-Salzburg-Eichstätt hervorging, dessen eichstättische Teile danach direkt an das Königreich Bayern fielen, ging das Obere Stift 1803 zunächst auf das Königreich Preußen über, den Nachfolger des im Alten Reich dem Hochstift unmittelbar benachbarten Fürstentums Brandenburg-Ansbach, und kam erst ein paar Jahre später zusammen mit den ansbachischen Territorien zu Bayern.
Abgesehen von den Teilen der Überlieferung zum Oberen Stift, die gemäß dem damaligen Grundsatz, daß das Archiv der Herrschaft folgt, nach Ansbach kamen (vgl. dazu unten), gelangte die Hauptüberlieferung der verschiedenen Bestandsbildner des Hochstifts Eichstätt zunächst an das Archivkonservatorium in Eichstätt. Es handelte sich dabei im Wesentlichen um die zentralbehördliche Überlieferung des Hochstifts (Archiv und Behördenregistraturen) und des Domstifts (Behördenregistraturen von Domkapitel, Domvikarien, Dompropstei etc.) sowie um Teile der v.a. älteren Überlieferung der Klöster aus dem Bereich des Hochstifts und der hochstiftischen Unterbehörden, die bereits bis Mitte des 1~. Jahrhunderts in das zentrale Archiv des Hochstifts übernommen worden waren. In weiterer Folge wurden diese Bestände aufgeteilt. Die nach damaliger Ansicht "wertvolleren" Archivalien, d.h. in erster Linie die ällteren und die sich auf das gesamte Hochstift beziehenden Amtsbücher, kamen im Zuge der Zentralisierungstendenzen nach München und bildeten den Kern des 1937 von dort an das Staatsarchiv Nürnberg abgegebenen Bestandes "Hochstift Eichstätt Literalien" . Die Masse der Überlieferung hingegen, bestehend aus den eher jüngeren (d.h. das 18. Jahrhundert) und eher auf einzelne Orte bzw. Teile des ehemaligen Hochstiftsgebietes sich beziehenden Archivalien, gelangte über das Archivkonservatorium in Neuburg bereits um 1880 ans Staatsarchiv Nürnberg und bildet im Kern den Bestand "Eichstätter Archivalien", eine Zweiteilung, die sich
noch heute in den eichstättischen Beständen des Staatsarchivs Nürnberg widerspiegelt (Es ist darauf hinzuweisen, daß es sich bei beiden Beständen um Mischbestände handelt, die im Rahmen einer endgültigen Formierung der Eichstätter Bestände aufgelöst werden, die jedoch bis zu diesem - wohl noch mehrere Jahre entfernten - Zeitpunkt als eine Art "Auffangbecken" für kleinere Entnahmen eichstättischer Archivalien aus anderen Mischbeständen des Staatsarchivs Nürnberg sowie zur Aufnahme von Abgaben aus anderen Archiven dienen sollen, um so die Benutzung des Material innerhalb dieser Übergangsphase zu gewährleisten, vgl. hierzu auch unten sowie die Vorbemerkung zum Repertorium "Eichstätter Archivalien - Nachträge", Rep.190/II/2).
Ein weiterer abgetrennter Teil, v. a. aus der umfangreichen Registratur des Geistlichen Rates des Hochstifts bestehend, befindet sich heute im Diözesanarchiv in Eichstätt. Auf diesen Teil der Überlieferung soll jedoch nicht weiter eingegangen werden, da er im Rahmen der derzeit laufenden Bestandsarbeiten vorerst keine Rolle spielen kann.
Anders dagegen die Situation der oben angeführten, an das Königreich Preußen gelangten Archivalien des Hochstifts. Diese kamen zusammen mit der Überlieferung des Fürstentums Brandenburg-Ansbach über das Archivkonservatorium Ansbach ans Staatsarchiv Nürnberg und fanden sich (bzw. finden sich teilweise noch heute) in den verschiedenen ansbachischen Mischbeständen (z.B. der inzwischen weitgehend aufgelöste Bestand "Fürstentum Ansbach, Neues Generalrepertorium" oder der Bestand "Ansbacher Salbücher") bzw. den älteren ebenfalls Mischbeständen der Regierung von Mittelfranken (z.B. "Regierung von Mittelfranken, Kammer der Finanzen, Lehenakten"). Der größere Teil dieser Archivalien wurde inzwischen aus den genannten Mischbeständen herausgelöst (vereinzelte Überlieferungssplitter können jedoch noch darin enthalten sein und können wohl erst im Zuge einer noch ausstehenden generellen Auflösung dieser Mischbestände entnommen werden) und wurden nach sachlichen Geesichtspunkten (gemäß der oben geschilderten Zusammensetzung der beiden eichstättischen Hauptbestände, wonach die "Literalien" das eher ältere und eher zentrale und die "Archivalien" das eher jüngere und eher "lokale" Material umfassen) vorläufig den Bestand "Hochstift Eichstätt Literalien" zugeordnet (vgl. hierzu auch die Ausführungen zum Bestand "Hochstift Eichstätt Literalien, unten S.13).
Einen weiteren Überlieferungsstrang, der für das hier vorliegende Repertorium zwar praktisch keine Rolle spielt, aber zum Verständnis der Gesamtsituation zumindest erwähnt werden muß, stellt die Überlieferung der Unterbehörden sowie der Klöster im Bereich des Hochstifts dar. Soweit deren Archivalien nicht - wie bereits oben angedeutet - bis Mitte des 18. Jahrhunderts an das zentrale Archiv des Hochstifts gelangten, wurden die Registraturen am Ende des Alten Reiches von den nachfolgenden frühen bayerischen Behörden übernommen, wechselten darin entsprechend dem v.a. in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegebenen häufigen Wechsel von Zuständigkeiten und Sprengel und gelangten letztendlich als Teile der Behördenabgaben der bayerischen Rentämter, -Bezirksämter bzw. Landratsämter sowie der Amtsgerichte an das Staatsarchiv (hierbei kam erschwerend hinzu, daß sich das Gebiet des ehemaligen Hochstifts auf die heutigen Regierungsbezirke Mittelfranken, Oberpfalz, Oberbayern und Schwaben erstreckt, folglich mehrere der einschlägigen Behörden ihr Material an die Staatsarchive Amberg, München und Augsburg abgegeben haben; inzwischen ist dies jedoch zumindest für eichstättisches Material weitgehend bereinigt). Eine Bereinigung dieser Bestände der frühen bayerischen Behörden ist für die Amtsgerichte bereits zu einem großen Teil erfolgt, ebenso bereits komplett für die umfangreichen Abgaben unterbehördlichen Materials aus zwei Abgaben des Staatsarchivs Amberg (1979 und 2003), für die Bestände der Bezirks- bzw. Landratsämter sowie der Rentämter steht sie allerdings noch aus. Analog zu den oben schon genannte Grundsätzen wurde (und wird) das unterbehördliche (eher jüngere und "lokal" bezogene) Archivgut aus den genannten Behördenabgaben sachlich dem Bestand "Eichstätter Archivalien" zugeordnet, der inzwischen schon von ursprünglich ca. 3.800 AE auf jetzt fast 6.000 AE angewachsen ist (vgl. hierzu auch das Repertorium "Eichstätter Archivalien - Nachträge" (Rep.190/II/2) und die dortige Vorbemerkung).
Im einzelnen handelt es sich beim vorliegenden Repertorium um folgende (Teil-)Bestände:
+ Hochstift Eichstätt Literalien (Rep.190/I)
+ Hochstift Eichstätt Lehenbücher (Rep.190/Ia)
+ Hochstift Eichstätt - Archiv (Rep.190/Ib)
Alle drei Teilrepertorien sind jedoch aus verschiedenen Gründen als Provisorien aufzufassen, die nur so lange Bestand haben können, bis die Analyse und Formierung aller eichstättischen Urkunden-, Amtsbuch- und Aktenbestände in den verschiedenen Sammel- und Mischbestännden des Staatsarchivs Nürnberg abgeschlossen ist. Da dies jedoch noch mehrere Jahre dauern wird, wurde vom Sachbearbeiter der Entschluß gefasst, die hier vorliegenden Teilrepertorien eben als provisorische Repertorien, quasi als "Zwischenbericht" der bisherigen Bearbeitung, der Benützung zugänglich zu machen, denn auch in all den Unzulänglichkeiten ihres provisoorischen Charakters stellen sie im Vergleich zum vorherigen Sachstand eine wesentliche Verrbesserung des Erschließungszustandes dar.
Der Bestand Hochstift Eichstätt Literalien wurde 1937 vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München an das Staatsarchiv Nürnberg abgegeben. Bei diesem Bestand, der nominell 388 AE umfasste (bei Berücksichtigung der vorhandenen Unternummern insgesamt 521 AE), handelt es sich um einen Mischbestand, in dem verschiedene eichstättische Provenienzen, v.a. zentralbehördliche Überlieferung des Hochstifts Eichstätt und des Domkapitels Eichstätt, aber auch Archivalien "fremder" Behörden (d.h. hier: nicht eichstättische Provenienzen, v. a. Kurbayern und Pfalz-Neuburg) zu finden waren. Aus diesem Grund wurden bereits zum Zeitpunkt der Abgabe nach Nürnberg aus dem Bestand insgesamt 34 AE verschiedener kurbayerischer und pfalzneuburgischer Provenienzen entnommen und gar nicht erst nach Nürnberg abgegeben. Dies betraf damals jedoch längst nicht alle Archivalien "fremder" Provenienzen. Seit Anfang der 1980er Jahre wurden vom vorherigen Sachbearbeiter des Hochstifts Eichstätt immer wieder Archivalien entnommen und dem Bestand "Hochstift Eichstätt Archiv" (Rep.190/Ib) eingereiht (vereinzelt auch anderen Beständen, z.B. "Eichstätter Urkunden (nach 1400)"; zur Behandlung dieser Archivalien vgl. unten bei den Kriterien der Verzeichnung). Es handelt sich dabei um insgesamt 96 entnommene Archivalien. Im Laufe der Provenienzanalysen bei der Neubearbeitung wurden weitere 48 Archivalien fremder Provenienzen entnommen, wovon 13 AE anderen Beständen des Staatsarchivs Nürnberg zugeordnet wurden (zwei AE den Beständen der Reichsstadt Nürnberg/Geuder Archiv, vier AE dem Fürstentum Brandenburg-Ansbach und neun AE frühen bayerischen Behörden im Raum des ehemaligen Hochstifts, deren genaue Formierung/Zuordnung noch nicht abgeschlossen ist; letztere sind derzeit nur über den Sachbearbeiter zu benutzen) und der Rest an das BayHStA in München abgegeben wurde (24 AE der Provenienz Pfalz-Neuburg, 6 AE der Provenienz Kurbayern und je 1 AE der Provenienzen Kurpfalz, Kloster Niederviehbach und Hochstift Speyer). Hinzu kamen jedoch auch zahlreiche Nachträge, zum einen durch die Auflösung von Sarnmelakten in Einzelfallakten, zum anderen durch die Entnahme Eichstättischer Archivalien, die sich noch fälschlich in den Beständen "Fürstentum Ansbach Neues Generalrepertorium" (Rep.140, insgesamt 27 AE), "Ansbacher Salbücher" (Rep.122, insgesamt 4 AE) und "Regierung von Mittelfranken, Kammer der Finanzen, Lehenakten" (Rep. 272/1, insgesamt 3 AE) fanden (diese Archivalien betreffen alle das Obere Stift des Hochstifts Eichstätt, das nach 1803 zunächst preußisch wurde), wodurch die Gesamtzahl jetzt 410 AE beträgt. Davon sind insgesamt 12 AE abzuziehen, die derzeit im Bestand fehlen (es handelt sich um die Nr. 170, 183, 198, 233, 294, 296, 351, 352, 356, 357, 358 und 365, die zum größten Teil schon seit der Abgabe des Bestandes aus München fehlen, dementsprechend wohl auch nicht mehr auftauchen werden). Diese Archivalien wurden - soweit dies nach dem alten Repertorium möglich war - für den Fall, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt an anderer Stelle wieder gefunden werden, hier mit aufgenommen, werden jedoch zur Kennzeichnung dafür, daß sie derzeit nicht bestellt werden können, in Kursivdruck wiedergegeben.
Neben den bereits angedeuteten Gründen der noch ausstehenden Provenienzanalyse samt Entnahme der Fremdprovenienzen und deren Abgabe an das Bayerische Hauptstaatsarchiv in München sowie der Einarbeitung der genannten Nachträge war letztendlich der miserable Zustand des zerfallenden bisherigen Repertoriums ausschlaggebend für die Neubearbeitung des Bestands. Denn auch ohne die hier erfolgte Neubearbeitung hätte aufgrund dieses schlechten Zustands das alte Repertorium kurz- bis mittelfristig kopiert werden müssen, um weiterhin benutzt werden zu können. Da bei einer derartigen Kopieraktion jedoch viele der inzwischen zahlreichen handschriftlichen Ergänzungen und Bemerkungen verloren zu gehen drohten, zudem das Repertorium eben durch diese handschriftlichen Ergänzungen ohnehin nur schwer benutzbar war, und außerdem, wie bereits angedeutet, ein großer Teil der im alten Repertorium aufgeführten Archivalien sich durch Entnahmen gar nicht mehr im Bestand befand, fiel der Entschluss zu einer Neubearbeitung. Allerdings wurde vorerst auf eine Neuordnung verzichtet, sondern die Archivalien wurden in der bisherigen Reihenfolge belassen, auch um umfangreichere Tektierungsarbeiten zu vermeiden, die nur für die vergleichsweise kurze Zeit bis zu einer endgültigen Neuformierung Bestand hätten. Jedes Archivale wurde dabei einer Provenienzanalyse unterzogen, die nicht eichstättischen Provenienzen wurden entnommen (stattdessen findet sich im Repertorium, zur besseren Kenntlichkeit in kursiver Schrift abgesetzt, nur ein Hinweis auf den jetzigen Lagerort), und die Verzeichnung der im Bestand verbliebenden Archivalien ergänzt. Auch die Sachgruppen, die im Inhaltsverzeichnis aufgeführt werden, bleiben - einschließlich der falschen Zuordnung des Amtes Titting und Raitenbuch zum Mittleren statt zu Unteren Stift - in der Form erhalten, die vom alten Repertorium vorgegeben war (im Zuge der Verzeichnung tauchen sie als Zwischenüberschriften auf). Sie entsprechen jedoch auf Grund des schon mehrfach erwähnten provisorischen Charakters keiner dauerhaften Untergliederung, sondern dienen lediglich einer ersten, "groben", Orientierung im Bestand.
Der Bestand "Hochstift Eichstätt, Literalien" bleibt weiterhin ein (zukünftig aufzulösender) Mischbestand, wenn auch im Gegensatz zum alten Repertorium jetzt auf die verschiedenen eichstättischen Provenienzen beschränkt. Aus diesem Grund wird im Repertorium zu jedem einzelnen Archivale die Provenienzstelle in Petitdruck angegeben. Dagegen fehlt - außer bei den aus den o. g. Beständen hinzugekommenen Archivalien - die Angabe zur Altsignatur, da diese vorerst noch identisch mit der Bestellsignatur ist. Bei Archivalien der Provenienz "Hochstift Eichstätt - Archiv" (Rep.190/Ib), die trotz der schon erfolgten Entnahmen immer noch einen nicht unbeträchtlichen Teil des Bestands ausmachen, die aber aus Gründen, die unten bei der Vorbemerkung zu diesem Bestand geschildert werden, vorläufig hier belassen wurden, wurde am Ende des Eintrags in Normalschrift der Name und die Nummer der Sachgruppe nach dem Altrepertorium von ca. 1740 des genannten Bestands angegeben (vgl. dazu auch den Abschnitt zum Bestand "Hochstift Eichstätt - Archiv" (Rep.190/ Ib), unten S.13f). Das Kürzel "RBS" (für Registrat