Einleitung
1. Das Amt Dinkelsbühl
In Dinkelsbühl fasste die Kommende Mergentheim um 1350 Fuß, wo sie zur Verwaltung ihrer Güter und Ordenspfarreien einen Pfleger einsetzte. 1456 wurde der Besitz in Dinkelsbühl mit seinen Gütern z.B. in Schneidheim an die Kommende Nürnberg verkauft, die wiederum bereits früher erworbene Güter in dieses neue Amt zog. "Mit einer neue Welle von Ankäufen" (z.B. Belzheim 1488 [Hofmann 420, 488]) wurde der Besitz konsolidiert und in das Obervogteiamt Dinkelsbühl sowie mehrere diesem zugeordnete Unterämter bzw. "Ämtlein" (Erzberg, Halsbach, Schneidheim, Weidelbach) unterteilt.
Die Verwaltungsreform des Ordens 1789 löste das Obervogteiamt Dinkelsbühl und seine Ämtlein von der Kommende Nürnberg und unterstellte sie direkt dem neugebildeten Oberamt Ellingen. Als 1802/03 mit der Reichsstadt Dinkelsbühl das regionale Mittelzentrum von Bayern in Besitz genommen wurde, war jedoch auch das Ende der Deutschordensgebiete auf der Frankenhöhe besiegelt. Obwohl dem Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Karl v. Habsburg im Preßburger Frieden des Jahres 1805 zwischen Frankreich und Österreich die Unversehrtheit der Deutschordensgebiete zugesichert worden war, begannen Bayern und Württemberg im November 1805 mit Sequestrierungen, die sie in einem Vertrag vom 3. Juni 1806 untereinander bestätigten. 1809 wurde der Deutsche Orden in den Rheinbundstaaten durch ein Edikt Napoleons schließlich auch offiziell aufgelöst.
2. Bestandsgeschichte
Die Geschichte der fränkischen Deutschordensarchive und -registraturen ist relativ kompliziert. Durch die Verwaltungsreform von 1789 wurde die Ballei Franken in das Deutschmeistertum eingegliedert und die Landkommende Ellingen in ein Oberamt umgewandelt. Das Balleiarchiv wurde mit dem Archiv des Meistertums vereinigt. Zudem zentralisierte der Archivar Wenzel Polzer auch einen Großteil der Kommendeüberlieferungen aus Ellingen, Nürnberg und Virnsberg in Mergentheim.
Nach der Mediatisierung und der Inkorporation der fränkischen, bayerischen und teilweise der schwäbischen Deutschordensgebiete in das Königreich Bayern 1806/09 wurde das in Dinkelsbühl verbliebene Registraturgut von den bayerischen Nachfolgebehörden aufgenommen oder nach Dillingen in das dortige Archivkonservatorium gebracht. Dillingen wurde in der Folge zum bayerischen Hauptarchiv für Aktengut des Deutschen Ordens, insbesondere weil hier der inzwischen in bayerische Dienste übernommene Archivar Polzer tätig war. Er übernahm 1819 und 1821 zwei große Abgaben aus Stuttgart, wohin das Mergentheimer Archiv des Deutschmeisters und mit ihm auch der Landkommende Ellingen und ihrer Ämter verbracht worden waren. 1830 wurde das Dillinger Konservatorium in Neuburg a.d. Donau mit der dortigen Depotregistratur vereinigt und 1876 zum Kreisarchiv Neuburg aufgewertet. In den folgenden zwanzig Jahren verteilte man die hier konzentrierten Archivalien der fränkischen und bayerischen Kommenden und Ämter (nach Ortspertinenzen) auf die zuständigen Archive, weshalb 1896 auch das kgl. Kreisarchiv Nürnberg eine Abgabe von 124 Archivalien aufnahm. In jüngerer Zeit wurden diese um einzelne Stücke aus provenienzanalysierten Abgaben bayerischer Behörden ergänzt.
Der Bestand "Kommende Nürnberg, Amt Dinkelsbühl" wurde somit aus den in nachstehenden Beständen (Abgabegemeinschaften) ermittelten Akten, Bänden und Rechnungen gebildet:
AG Dinkelsbühl
Rep. 205, D. O. Comd. Oettingen
Rep. 205, Obervogtamt Dinkelsbühl
Rep. 212 / 3 / I, BA Dinkelsbühl
Rep. 225 / 6 / I, RA Dinkelsbühl
Rep. 225 / 6 II, Reichsstadt Dinkelsbühl
Rep. 271 / III, Reg. v. Mfr., K.d.Fin., Abg. 1909
StA Augsburg (Abg. 2002), Kommende Dinkelsbühl, Akten
3. Das Findbuch
Das vorliegende Findbuch umfasst insgesamt 421 Nummern, die nach einem für die Deutschordenskommenden neu entworfenen, an den Aufgaben orientierten Thesaurus gegliedert wurden. Dabei ist eine recht breite Palette von Quellentypen vertreten, vor allem verschiedene Amtsbücher wie Sal-, Zins-, Lehen- und Steuerbücher stechen hervor. Verordnungen, Gemeindeangelegenheiten und Nachlasssachen finden sich ebenso wie Verträge und Protokolle der Niedergerichtsbarkeit sowie rund 350 Rechnungen zwischen 1557 und 1808. Diese wurden im Amt geführt, am Ende des Rechnungsjahres ins Reine geschrieben und zur Überprüfung in zweifacher Ausfertigung an das Trisoleiamt der Landkommende Ellingen als übergeordnete Instanz gesendet. Nach Beantwortung eventueller Beanstandungen wurde die Rechnung dort nochmals "abgehört" und das bewilligte ("justifizierte") Exemplar an die Kommende zurückgesendet. Das zweite Exemplar ("Duplikat") wurde hingegen im Trisoleiamt behalten.
Der Bestand wurde von Jürgen Wyschkon verzeichnet, formiert und tektiert. Johannes Staudenmaier besorgte leichte Vereinheitlichungen und Korrekturen des Findbuchs und passte es für die digitale Veröffentlichung dem EAD-Standard an.
4. Ergänzende Bestände
Ergänzend heranzuziehen ist auf jeden Fall der Bestand der "Kommende Nürnberg" Rep. 205.9) , die als übergeordnete Behörde in enger Verbindung zu ihrem Amt stand, ebenso wie die "Landkommende Ellingen" (Rep. 205.1). Insgesamt rund 100 Urkunden des Amts bzw. dieses betreffend sind im Bestand "Ritterorden Urkunden" (Rep. 205.0) überliefert.
5. Literatur (in Auswahl)
Bott, Gerhard (Hg.): 800 Jahre Deutscher Orden. Ausst.-Kat. Nürnberg 1990
Diefenbacher, Michael: Der Deutsche Orden in Bayern (Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur, Bd. 19). München 1990
Hofmann, Hanns-Hubert: Der Staat des Deutschmeisters. Studien zu einer Geschichte des Deutschen Ordens im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation (Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte, Bd. 3). München 1964
Jaroschka, Walter: Probleme der Schriftgutüberlieferung des Deutschen Ordens in Bayern, in: Mitteilungen für die Archivpflege in Bayern 22 (1976) S. 3-14
Lampe, Karl H.: Die Auflösung des Deutschordenshauptarchives zu Mergentheim, in: Archivalische Zeitschrift 57 (1961), S. 66-130
Pfeiffer, Gerhard: Die ältesten Urbare der Deutschordenskommende Nürnberg. Neustadt/Aisch 1981
Stützel, Ada: Auf den Spuren des Deutschen Ordens in Franken. Erfurt 2006
Weiß, Dieter J.: Die Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte Reihe IX, Bd. 39). Neustadt a.d. Aisch 1991, v.a. S. 2-12, 31-38
Weiß, Dieter J.: Deutscher Orden: Territorium und Verwaltung, in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45249> (21.11.2011)
J. Staudenmaier, 2014
Nachtrag:
Der Bestand wurde 2019 umsigniert.