Einleitung
Es handelt sich um einen Auffangbestand, der insbesondere Provenienzen der Johanniterkommende Rothenburg und Reichardsroth, Rothenburger Klöster und Rothenburger Landvogtei enthält.
Die Rentämter als Unterbehörden der Finanzverwaltung wurden im Zuge der umfassenden Behördenreformen des Kurfürstentums Bayern 1802/03 eingeführt. Ihr Sprengel deckte sich mit denem der gleichzeitig geschaffenen Landgerichte ("älterer Ordnung"). In Franken wurden diese Behörden mit dem Anfall an Kurpfalzbayern bzw. das Königreich Bayern - nach einer kurzen Übergangszeit - eingeführt.
Die bayerischen Behörden übernahmen die Unterlagen der aufgelösten Behörden des Alten Reichs, soweit diese für ihre Tätigkeit von Belang waren. In der Regel waren dies umfangreiche Registraturen. Erst über diese bayerischen Rentämter sind die älteren Unterlagen vor etwa 1808/1811 an das Staatsarchiv abgegeben worden. Hier wurden diese Bestände unter dem Namen der abgebenden Behörde erfasst. Ende des 20. Jahrhunderts wurden die Unterlagen grob anhand der Stichjahre 1806-1808 in jene der Rentämter bzw. jene der Vorgängerbehörden geteilt und lagerungstechnisch geschieden. Zur Unterscheidung von Unterlagen mit der eigentlichen Provenienz Rentamt ist bei den älteren Unterlagen der Zusatz "vorbayerisch" hinzugefügt worden.
Das vorliegende Findmittel entstand durch Retrokonversion, das heißt Eingabe des handschriftlichen alten Findbuchs aus den Jahren 1869/1879-1884 und ohne Autopsie der eigentlichen Archivalien. Eine Präzisierung und gegebenenfalls auch Korrektur der Inhaltsangaben und Laufzeiten wird im Rahmen künftiger Analysen erfolgen (lediglich bei den Rechnungsserien wurde 2019-2020 eine genaue Aufnahme der Rechnungsjahre durchgenommen). Es sei betont, dass eine genauere Provenienzanalyse noch nicht stattgefunden hat.
Zur Johanniterkommende Rothenburg und Reichardsroth:
Die Johanniterkommende Rothenburg gehörte zu den wenigen Kommenden des Ordens in Franken bzw. im Fränkischen Reichskreis (Reichardsroth, Rothenburg, Biebelried, Würzburg, Mergentheim und Schwäbisch Hall). Sie hatte ihren Sitz an der Rothenburger Stadtmauer nahe des Tores in Richtung Gebsattel. Die einst zur Kommende gehörende Kirche St. Johannis wurde nach Einführung der Reformation in der Reichsstadt dem Orden 1553 entzogen, der lutherischen Lehre gewidmet und ist - seit 1803 wieder als katholische Kirche - noch erhalten.
Die ursprünglich selbständige Johanniterkommende Reichardsroth (mundartlich Röithla; heute ein Ortsteil der Gemeinde Ohrenbach, Lkr. Ansbach) war ab dem Spätmittelalter der Kommende Rothenburg einverleibt. Der evangelisch gewordene Ort an der Rothenburger Landwehr (mit einem Turm) war der Reichsstadt Rothenburg vogt- und gerichtsbar, was zu zahlreichen Auseinandersetzungen der katholischen Kommende sowohl mit der Reichsstadt als auch dem evangelischen Fürstentum Brandenburg-Ansbach (insbesondere mit dem markgräflichen Oberamt Uffenheim) führte.
Nürnberg, im Mai 2020
Dr. Daniel Burger
Borchardt, Karl: Die Johanniter in Rothenburg und Reichardsroth. In: Die Linde 74 (1992), S. 9-23.
Borchardt, Karl: Die Visitationsprotokolle der Johanniterkommende in Rothenburg von 1495 und 1541. In: Die Linde 67 (1985), S. 17-23, 31-32.
Küenzlen, Johanne Maria: Der Johanniterorden während der Reformationszeit in Rothenburg ob der Tauber, Straßburg und Bubikon, Diss. Tübingen 2017 (online: publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/handle/10900/77632)
Hinweis:
Im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München befindet sich noch der Urkundenbestand der Johanniterkommende Rothenburg (Ritterorden Urkunden).