Einleitung
Außenämter im Hochstift Bamberg
Die Ämterstruktur im Hochstift Bamberg entwickelte sich langsam in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts nach dem Ende des Andechs-Meranischen Erbfolgekriegs. Während die adeligen Amtleute von den Amtsburgen die innere Verwaltung und Rechtsprechung regelten, saßen in den sich im Verlauf des späten Mittelalters herausbildenden zugehörigen Amtsorten die Kastner für die grundherrschaftliche Verwaltung ihres Amts. Im 16. Jahrhundert wurde die Ämterstruktur reformiert; nur mehr in ausgewählten Amtsorten (Oberämter) saßen adelige Amtmänner, diesen waren in der Regel kleinere Sprengel mit einem bürgerlichen Vogt als Verwalter zugeordnet; den Kastenämtern waren schon von jeher jeweils mehrere Vogtämter zugeordnet. In der Frühen Neuzeit differenzierte sich die Amtsstruktur inhaltlich aus (Steuerämter, Umschlagämter, Zollämter, Forstämter ....), wobei viele Aufgaben in Personalunion erledigt wurden. Eine wirkliche Aufsichtsfunktion der Oberämter über die einzelnen ihnen zugeordneten Ämter lässt sich mit den bisher eingesehen Quellen und auch anhand der vorhandenen Registraturen nur in Ansätzen erkennen. Hier stehen aber noch eingehende Forschungen aus. Am Ende des Alten Reichs gab es nach ROPPELT (S. 19 ff.) 54 Amtssitze im Hochstift Bamberg, wovon 12 allerdings als mittelbare, also dem Domkapitel oder den Abteien, zugehörige Ämter waren. Für jeden Amtssitz ist separat zu bestimmen, mit welchen Funktionen er ausgestattet war (Zent-, Vogtei-, Kasten-, Steuer-, Forst-, Umgeld-, Zollamt etc.) und in welchem räumlichen Bereich der jeweilige Amtsträger seine Befugnisse ausüben durfte.
Das Amt Zeil a. Main geht auf die mittelalterlichen burgengestützten Ämter Ebersberg und Schmachtenberg zurück.; der Kastner saß schon immer in Zeil, während der Sitz des Vogts bzw. Amtmanns im Verlauf des 16. Jahrhunderts in die Stadt verlegt wurde. Wie Vilseck war auch das Amt Zeil a. Main ein exterritoriales des Hochstifts, ein Brückenkopf in das Würzburgische ohne direkte räumliche Anbindung an das Hochstift Bamberg. Neben dem adeligen Oberamtmann gab es in Zeil am Ende des Alten Reichs einen Vogt, der zugleich Kastner, Stadtvogt, Zentrichter und Oberumgelder war. Zusätzlich gab es einen Forstmeister und zuweilen einen gesonderten Steuereinnehmer. (ROPPELT, S. 146). Dennoch gab es im Amt nur eine Registratur. Zum Amt gehörte auch das teilweise als eigene Verwaltungseinheit organisierte "Amt" knetzgau sowie das 1695 zum Hochstift erkaufte Rittergut Bischofsheim.
Anmerkungen zur Erstellung des Findbuchs und zum Bestandsaufbau
Die heute noch erhaltenen Unterlagen der hochstiftischen Außenämter gelangten über die frühen Abgaben der Landgerichte ä.O. (später Bezirksämter bzw. Amtsgerichte) und der Rentämter in das Staatsarchiv Bamberg. Zunächst verblieben diese in ihrem Überlieferungszusammenhang. Im Zuge der Ordnungsarbeiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts sowie nach dem 2. Weltkrieg wurden erst die Amts- und Geschäftsbücher entnommen und dem Standbuchselekt (geordnet nach Territorien und innerhalb dieser nach Lehenhof bzw. Ämtern) hinzugefügt. Später entnahm man dann - nach dem Stichjahr 1803 - die "vorbayerischen" Akten aus den Amtsgerichts- und Landratsamtsbeständen und stellte sie separat nach den einzelnen hochstiftischen Ämtern auf, ohne diese jedoch zu verzeichnen. Dies geschah erst, als seit 1997 entschieden war, dass nach den Beständen des Markgraftums Brandenburg-Bayreuth-Kulmbach auch jene des Hochstifts Bamberg neu verzeichnet und provenienzanalysiert werden sollen, mit dem Ziel einer Neuaufstellung aller am Ende des Alten Reichs im Hochstift Bamberg bestehenden Registraturen nach dem Provenienzsystem. Mit Bezug auf die Außenamtsüberlieferung bedeutet dies, dass nur die bei Auflösung der Ämterverfassung des Hochstifts zum 16.11.1804 bestehenden Ämter mit ihren räumlichen wie sachlichen Zuständigkeiten und Registraturen wieder hergestellt werden. Auf die Bildung eigener Bestände für die kurze Zeit, in welchen die hochstiftischen Ämter bereits bayerisch waren (ab 22./29. November 1802), aber bis zur Neuorganisation am 16.11.1804 wie vorher weiterarbeiteten, wurde verzichtet.
Gemäß dem Pertinenzdenken des 19. und frühen 20. Jahrhunderts gehörte das unterfränkische Zeil a. Main zum Sprengel des Staatsarchivs Würzburg. Dort wurden 1945 evtl. auch die damals noch im Überlieferungsverbund mit den Amtsgerichten gelagerten Akten des Amts vernichtet, zumindest ist kaum ein Akt des Amts erhalten. Vorhanden sind v.a. wenige,ehedem als Selekt aufgestellte, Amts- und Geschäftsbücher, die im Rahmen von Beständebereinigungen mit dem Staatsarchiv Würzburg in den 1980er Jahren an das Staatsarchiv Bamberg kamen. Damals wurde entschieden, dass Amtsüberlieferungen von Territorien bei jenem Staatsarchiv zu archivieren sind, dass die Überlieferung der Zentralbehörden lagert (sofern keine Mittelbehörden vorhanden sind). Die wenigen Bände des Amts Zeil a. Main lagen nur provisorisch verzeichnet am Fach. Sie wurden 2000 durch den Unterzeichnenden verzeichnet und deren Provenienz analysiert. Damals ergaben sich 13 Archivalieneinheiten Zeiler Provenienz; diese Zahl konnte in der Zwischenzeit durch wenige weitere Funde Aktenfunde auf 16 Amtsbücher und Akten im Umfang von 1,40 lfm erhöht werden.
Verzeichnung, Gliederung, Bestell- und Zitierweise
Die Archivalien wurden in der Regel neu verzeichnet. Im Sinne eines schneller zu erreichenden Ergebnisses wurden zumeist Kurzbetreffe gewählt. Die Gliederung des Akten- und Amtsbuchbestands folgt einem selbst entwickelten Aktenplan, der sich jedoch an einen von der Hofkammer 1788 an die Ämter versandten "Plan zur Einrichtung der Amtsregistraturen" (vgl. B 76/XXXI Nr. 1, Prod. 64 1/2) anlehnt und den den Aufgaben der Ämter folgt.
Als Bestellsignatur gilt die am Anfang eines jeweils neuen Betreffs genannte Nummer; bestellt wird: Hochstift Bamberg, Vogt-, Kasten- und Steueramt Zeil a. Main Nr.
In gleicher Weise ist der Bestand in Veröffentlichungen zu zitieren. Als offizielles Kürzel für das Staatsarchiv Bamberg gilt StABa.
Es wird darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Rechnungsunterlagen des Amts / bzw. der Hofkammer in Bezug auf das Amt noch im Selektbestand Hochstift Bamberg, Ämterrechnungen (Rep. A 231/II-VI) befinden.
Bamberg, 19.10.2015
Dr. Klaus Rupprecht
Nachtrag:
Im Zuge von Akten- und Amtsbuchanalysen im Staatsarchiv Würzburg, insbesondere an den Beständen des AG Ebern und Rentamt Zeil (Bände) kam es im im Sommer 2021 zu weiteren Abgaben, durch welche der nun 114 Verzeichnungseinheiten umfassende Bestand Hochstift Bamberg, Vogt-, Kasten- und Steueramt Zeil a. Main erheblich erweitert werden konnte.
30.12.2021
Dr. Klaus Rupprecht