Einleitung
Herkunft der Akten
Im Jahr 1992 wurde das Verkehrsarchiv Nürnberg als Teil des Verkehrsmuseums aufgelöst. Die dort vorhandenen Akten - ein Mischbestand von Schriftgut der oberen, mittleren und unteren Verwaltungsebene, der die Geschichte des Eisenbahnwesens von der ersten Hälfte des 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts spiegelt - gingen an das Bayerische Hauptstaatsarchiv in München. Nach erfolgter Analyse der Teilrepertorien 49, 50 und 52 gab dieses im Februar 2007 insgesamt 290 Archivalieneinheiten im Umfang von 5,8 lfm. zuständigkeitshalber an das Staatsarchiv Bamberg ab. Die Akten wurden hier von Herrn Pecher mit FAUST erfasst. Die Überprüfung der Eingaben sowie die Analyse und Strukturierung erfolgte durch Dr. Nöth und Dr. Rupprecht.
In die nun erfolgte Bestandsbildung wurden zudem die im Bestand „Reichs- und Bundesbahnbehörden (Rep. K 900)“ vorhandenen Akten einbezogen. Sie wurden bereits in den Jahren 1999 und 2002 durch das Bayerische Hauptstaatsarchiv an das Staatsarchiv Bamberg abgegeben. Bei der Nachanalyse stellte sich heraus, dass zwei Sachakten aufgrund ihrer Provenienz (Eisenbahndirektion Regensburg) an das Staatsarchiv Amberg abgegeben werden müssen. Zudem wurden aus den 2002 angelieferten Personalakten die offensichtlich versehentlich darin gelassenen Personalakten des Ministeriums bzw. der Landeszentralbehörde (Generaldirektion der kgl. Verkehrsanstalten bzw. Eisenbahnen) entnommen und zur Abgabe vorbereitet. Ausschlaggebend für die Provenienzzuweisung der Personalakten durch das Bayerische Hauptstaatsarchiv war im Übrigen die Dienststelle, bei der jeweilige Beamte pensioniert wurde. Die Akten enthalten darüber hinaus i.d. Regel zusätzlich die Unterlagen über die Leistungen der Witwenversorgung.
Geschichte der Eisenbahnverwaltung in Oberfranken
Bis 1875 bildeten zumindest auf der zentralen und mittleren Ebene Post- und Eisenbahnverwaltung eine Einheit. In Oberfranken gab es das Oberpost- und Bahnamt Bamberg. Die hier vorhandene Überlieferung (Rep. K 800) bezieht sich allerdings bisher ausschließlich auf das Postwesen.
Durch Verordnung vom 3.11.1875 entstanden zehn selbstständige Oberbahnämter, in Oberfranken jenes in Bamberg. Diesem nachgeordnet waren insbesondere seit der grundlegenden Bahnreform von 1886 die Bahnämter in Bamberg, Hof, Lichtenfels und Oberndorf (Schweinfurt). Als Registraturbildner dieser Bahnämter treten die sog. „Staatsbahningenieure“ (z.B. Staatsbahningenieur in Bamberg) auf. Als deren Vorläufer sind die Eisenbahnbausektionen zu verstehen. 1901 wurde das Oberbahnamt Bamberg in Eisenbahnbetriebsdirektion umbenannt. Die Staatsbahningenieure auf der unteren Ebene hießen nun z.B. Staatsbahningenieur Bamberg I in Bamberg und Bamberg II in Lichtenfels.
Einen wichtigen Einschnitt in der Verwaltungsgeschichte der Bahnbehörden bedeutete die Reduzierung der Eisenbahndirektionen in Bayern von zehn auf fünf im Jahre 1907. Seitdem gab es in Oberfranken keine Mittelbehörde mehr. Die Eisenbahnbetriebsdirektion Bamberg wurde aufgelöst, die Bahnbehörden in Oberfranken der Eisenbahnbetriebsdirektion Nürnberg unterstellt. Zudem wurde die unterbehördliche Ebene neu strukturiert. Es gab zukünftig Bauinspektionen (BA, BT, LIF), Betriebsinspektionen (BA, BT, LIF), Bau- und Betriebsinspektionen (HOF), Neubauinspektionen (BA, HOF) und Maschineninspektionen (BA) sowie etliche andere mit Sonderstatus.
Wie die Post wurde auch die Bahn mit Wirkung vom 1. April 1920 der bayerischen Verwaltung entzogen und verreichlicht. Die Unterbehörden bestanden und arbeiteten einfach weiter. Ihre Namen änderten sich ab 1927 in Reichsbahnbauamt bzw. Reichsbahnbetriebsamt (BA, BT), später dann Bundesbahnbetriebsamt.
Bestandsaufbau
Die bisher vorhandene Überlieferung reicht mit wenigen Ausnahmen lediglich bis ca. 1930. Der Beständeaufbau richtet sich nach Stufen der Behördenreform. Auf der mittleren Ebene gab es bis 1875 ein gemeinsames Oberpost- und Bahnamt (K 800). Es folgte die Trennung von Post- und Eisenbahnverwaltung und die Schaffung eines Oberpost- und Oberbahnamts in Bamberg geschaffen. Letzteres wurde 1901 in Eisenbahnbetriebsdirektion Bamberg umbenannt und 1907 ganz abgeschafft. Als Bestandsname für die Akten der mittleren Ebene zwischen 1875 und 1907 wurde nach dem Stand von 1907 Eisenbahnbetriebsdirektion Bamberg gewählt (zukünftig Rep. K 900). Auf der unteren Ebene wurden bis zum Jahr 1907 unter Wahrung der jeweils darin vorhandenen Provenienzen die Eisenbahnbausektionen (hier Hof und Schirnding, Akten bis ca. 1885, zukünftig Rep. K 902) und dann die Bahnämter bzw. Staatsbahningenieure (Bamberg, Hof, Lichtenfels, zukünftig Rep. K 901) als jeweils ein Bestand aufgebaut.
Mit der Umgestaltung der mittleren Verwaltungsebene 1907 ging auch eine solche der Unterbehörden einher. Die oben aufgelisteten Bau-, Betriebs-, Neubau- und Maschineninspektionen bilden hier, ebenfalls unter Wahrung der Provenienz, einen eigenen Bestand (zukünftig Rep. K 903). Obwohl es keine behördlichen Veränderungen gab, muss diese (bayerische) Überlieferung mit der Verreichlichung zum 1.4.1920 enden. Es gehört zur Tektonik aller Staatsarchive in Bayern, dass bayerische und Reichs- bzw. Bundesbehörden unterschiedlich aufgestellt werden. Die Überlieferung aus der Zeit nach 1920 wurde deshalb zusammengefasst im Bestand „Reichs- und Bundesbahnbehörden“. Als einzelne Provenienzen ausgewiesen werden Reichsbahnbauamt Bamberg - mit den Akten der Bauinspektion Bamberg bis 1927 -, Reichsbahnbetriebsamt Bamberg, Reichsbahnbauamt Bayreuth und Bundesbahnbetriebsamt Marktredwitz (zukünftig Rep. P 5).
Verzeichnung und Bestellweise
Die Betreffe wurden in der Regel recht knapp gehalten. Die Strukturierung des Bestands richtet sich grundsätzlich nach einem einfachen Aktenplan (Bausachen und Grunderwerb, Finanzierung und Vertragswesen, Betriebsorganisation und Personal) und an zweiter Stelle nach dem vergebenen Ortsschlagwort. Die Überprüfung des Verzeichnisses sowie die Tektierungs- und Manipulationsarbeiten am Bestand erledigte Herr Jenisch.
Die Verzeichnung umfasst einen Kurzbetreff, die Laufzeit der Akten, die Angabe der letztgültigen Altsignatur im Verkehrsarchiv sowie – wo nötig – im Staatsarchiv Bamberg. Als jetzige Bestellsignatur gilt die an erster Stelle genannte Nummer; bestellt wird z.B. Eisenbahnbetriebsdirektion Bamberg (K 900) Nr. 1. In gleicher Weise ist der Bestand in Ver-öffentlichungen zu zitieren. Als offizielles Kürzel für das Staatsarchiv Bamberg gilt StABa.
Oktober 2007
Dr. Klaus Rupprecht
Im Juli 2011 erfolgte eine neue große Abgabe des BayHStA von Akten des ehem. Verkehrsarchivs. Es handelte sich vornehmlich um Akten der einzelnen Eisenbahnbausektionen (ca. 930), ca. 30 Akten entstammten der Provenienz Eisenbahnbetriebsdirektion. Die Akten wurden unter Anleitung des Unterfertigenden vom Werkstudenten Karl Zerndl in FAUST erfasst; die entsprechenden Repertorien (K 900 und v.a. K 902 neu ausgedruckt).
Oktober 2011
Dr. Klaus Rupprecht
Durch eine weitere Abgabe des BayHStA kamen 2013/2014 weitere 377 Akten zum Bestand
Dr. Klaus Rupprecht
Aus einer Abgabe des Staatsarchivs Nürnberg resultieren elf weitere Akten des Oberbahnamts / der Eisenbahnbetriebsdirektion Bamberg (Nrn. 499-510)
Rupprecht, 8.6.2022