Einleitung
Da es sich beim vorliegenden Bestand M 10/32 um einen verhältnismäßig kleinen Teilnachlass, resultierend aus Ramers Tätigkeit als staatlicher Archivpfleger handelt, geht aus den Nachlassdokumenten nur wenig zu seiner Person hervor. Als Quelle für die nachfolgenden Angaben wurde deshalb sein Lehrerpersonalakt aus dem Bestand Regierung von Oberfranken (Sig.: StABa, Regierung von Oberfranken - Abgabe 1987, Nr. 1670) ausgewertet.
Valentin Josef Ramer wurde am 22. März 1900 in Bamberg als Sohn des Bäckermeisters Georg Ramer und der Bäckerstochter Eva Maria Ramer, geb. Mennel, aus Höchstadt/Aisch geboren. Seine Schulzeit in Bamberg insbesondere an der Lehrerbildungsanstalt in Bamberg von 1913 bis 1919 - für den Militärdienst im 1. Weltkrieg wurde er als "untauglich" befunden - ließ in ihm den Berufswunsch des Lehrers reifen. Als im Lehrfach Geschichte überdurchschnittlich interessierter Kandidat bestand Ramer die Seminarabschlussprüfung 1919 in Bamberg für den Volksschuldienst und wurde in der Nachkriegszeit an wechselnden Schulen des Bamberger Umlandes eingesetzt. Verschiedene Fortbildungslehrgänge qualifizierten ihn für den Volksschuldienst. Als Hilfslehrer in Breitenlesau (früherer Lkr. Ebermannstadt) heiratete er am 9. Februar 1925 die aus dem Saarland stammende, katholische Oberpostinspektorstochter Cäcilie Lebon(g). Die Ehe blieb kinderlos.
In der Zeit des Nationalsozialismus war Ramer, wie die meisten Beamten, Parteimitglied, übernahm einzelne Nebenämter (Bildstellenleiter, Kreissportlehrer, Archivpfleger für die Landkreise Ebermannstadt und Forchheim) und stieg zum Hauptlehrer auf. Wie andere, die sich in NS-Organisationen betätigt hatten, - Ramer war u.a. Ortsgruppen-Hauptstellenleiter der NSV in Weilersbach - wurde er 1948 von der Spruchkammer Bamberg zunächst in die Gruppe III (Minderbelastete) eingestuft, die Berufungskammer in Ansbach schlug ihn aber der großen Gruppe der nominellen Parteigänger ("Mitläufer") zu.
In den Zeiten fehlenden Unterrichts- und Schulpersonals gelang ihm zunächst eine Wieder-anstellung als Lehrer auf Vertragsbasis, bis er schließlich an 1. Juli 1950 als Hauptlehrer an der Volksschule in Herrnsdorf wieder verbeamtet wurde. In dieser Zeit (seit 1949) übte er auch seine ehrenamtliche Tätigkeit als Archivpfleger für den westlichen Teil des Landkreises Bamberg aus, ein Nebenamt, das er über seine Ruhestandsversetzung als Oberlehrer (1965) hinaus bis weit in die 1970er Jahre behielt. Diese Tätigkeit als langjähriger Archivpfleger dokumentiert die in seinem Nachlass enthaltene, umfangreiche Korrespondenz mit Bürgermeistern und Verwaltungen der Gemeinden in den Landkreisen Ebermannstadt, Forchheim und Bamberg-West. Er ordnete und verzeichnete zahlreiche Gemeindearchive. Seine Arbeiten schloss er mit der Erstellung einer Vielzahl von Bestandsverzeichnissen und Findbüchern ab, die noch heute den geltenden archivischen Grundsätzen entsprechen.
Darüber hinaus betätigte sich Ramer auch als Lokalhistoriker und Heimatforscher. Insbesondere dem Recherchieren geschichtlicher Quellen und Fakten für die von ihm betreuten Gemeinden galt seine Leidenschaft. Die Marktgemeinde Burgebrach verlieh ihm zur Würdigung seiner Verdienste um die Ortsgeschichte im Jahr 1985 die Ehrenbürgerwürde. Leider war es ihm aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr möglich, sein umfangreiches, historisches Quellenmaterial zusammenzufassend zu publizieren. Josef Ramer starb im Alter von 85 Jahren am 2. Januar 1986.
Der ungeordnete Nachlass des Archivpflegers Valentin Ramer, bestehend aus Korrespon-denzen, Notizen zur Archivpflege und Kopien von Urkunden, Akten und Sekundärliteratur über die Geschichte der Region sowie Abschriften von Archivverzeichnissen der Kommunal-archive im Bamberger (vor allem Burgebracher) Umland wurde dem Staatsarchiv Bamberg am 16.01.1986 durch die Herren Bleier übergeben. Der unverzeichnete und daher lange Zeit nur beschränkt benutzbare Archivbestand konnte erst durch Maximilian Hebeis, der 2019 im Rahmen seines Geschichtsstudiums an der Universität Bamberg beim Staatsarchiv Bamberg ein vierwöchiges Praktikum ableistete, abschließend geordnet und verzeichnet werden. Der Nachlass besteht aus 44 Archivalieneinheiten, sein Umfang beträgt 0,42 lfd. m.
Literatur zu Ramer: Köttnitz-Porsch, Anerkennung für Forschungsarbeiten zweier Bamberger Bundesfreunde (Valentin Ramer und Dominikus Kremer), in: Frankenland - Zeitschrift für fränkische Landeskunde und Kulturpflege 38 (1986), S. 38.
Bamberg, 28.04.2020
Achim Paulus