Einleitung
Max Jüngling wurde am 7. Mai 1903 als erster von insgesamt fünf Söhnen des Rechtsanwalts Alois und seiner Ehefrau Pauline Jüngling in Lichtenfels geboren. Die Erziehung der bürgerlich geprägten Eltern ließ Max zu einem frommen, rechtschaffenen, pflichtbewussten und bildungsbestrebten Jugendlichen heranwachsen. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten in München, Berlin und Würzburg promovierte er 1927 zum Doktor der Rechte. 1929 erhielt er die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft beim Amtsgericht Lichtenfels. Gemeinsam mit seinem Vater führte er die gut gehende Rechtsanwaltskanzlei in der Kronacher Straße in seinem Heimatort Lichtenfels. Dabei ließ seine christlich-konservative Prägung keine Nähe zum Nationalsozialismus aufkommen - im Gegenteil - wegen anwaltschaftlicher Tätigkeiten für jüdische Klienten drohte die Kanzlei Jüngling, und damit die Familie Max Jünglings, bestehend aus seiner Ehefrau und drei Töchtern, rasch in Existenznöte zu geraten. Als 37-Jähriger wurde Dr. Jüngling im Jahre 1940 zum Kriegsdienst eingezogen, den er in Belgien, Russland, Polen und Tschechien abzuleisten hatte. Nach kurzer französischer Kriegsgefangenschaft wollte er sich wieder seiner Anwaltstätigkeit widmen, doch besondere Umstände der Nachkriegszeit sollten ihn zu einem Politiker der ersten Stunde werden lassen.
Im Februar 1946 stellte er sich auf Wunsch der örtlichen Militärregierung als Übergangslandrat für Lichtenfels und Staffelstein zur Verfügung mit der Option, anschließend wieder in seinen Rechtsanwaltsberuf zurückzukehren. Doch der Kreistag von Lichtenfels wählte ihn am 23. September 1946 einstimmig zum Landrat des Landkreises Lichtenfels, so dass er sich den an ihn gestellten Erwartungen nicht zu entziehen können glaubte.
Als Landrat von Lichtenfels, was er bis zu seinem Tod (verstorben 14.02.1963) blieb, hatte Jüngling mit den vielfältigen Problemen der Nachkriegszeit zu kämpfen. Der Aufbau einer rechtsstaatlichen Verwaltung mit entnazifiziertem Personal, die Bewältigung einer ungeregelten Ernährungs- und Versorgungslage der Bevölkerung, die Unterbringung Tausender Flüchtlinge und Heimatvertriebener sowie die Beseitigung der Wohnungsnot waren nur die drängendsten Aufgaben, denen er sich als Landrat im Nachkriegsdeutschland zu stellen hatte.
Im Spätsommer 1951 rückte Jüngling als "Ersatzmann" für den verstorbenen Landtagsabgeordneten Dr. Julian Wittmann während der 2. Legislaturperiode (1950-1954) als MdL für die CSU nach und gehörte fortan bis zu seinem viel zu frühen Ableben dem Bayerischen Landtag als Abgeordneter an. Als Mitglied zahlreicher parlamentarischer Ausschüsse machte er sich dort rasch einen Namen als gewissenhafter und selbstloser, nur seinen christlich-konservativen Wertvorstellungen verpflichteter Parlamentarier.
Die heimatnahe Deponierung des schriftlichen Nachlasses von Dr. Max Jüngling im Staatsarchiv Bamberg kam auf Veranlassung der Tochter, der Münchner Historikerin Frau Dr. Elisabeth Jüngling zustande. Der ursprünglichen Plan, den Nachlass Dr. Jünglings auf mehrere verwahrende Institutionen aufzuteilen, was eine Benützung für Historiker und Archivbenützer unnötig erschwert hätte, wurde dankenswerter Weise nicht weiterverfolgt.
Der Nachlass umfasst private und dienstliche Unterlagen, die dem Staatsarchiv per Schenkungsvertrag überlassen wurden. Neben persönlichen Dokumenten (Geburtsurkunde, Schul- und Hochschulzeugnisse, Vorlesungsmitschriften und Notizen, Feldpostbriefe, Unterlagen zur Militärzeit, Fragebogen der Militärregierung, etc.) sind auch solche zur Tätigkeit Jünglings als Rechtsanwalt, als Lichtenfelser Landrat und schließlich als Politiker und Landtagsabgeordneter der CSU enthalten. Zum Nachlass zählen auch zahlreiche Presseartikel und Materialsammlungen zu verschiedenen Themenbereichen aus Politik, Gesellschaft und Religion, Taschen- und Terminkalender mit zahlreichen persönlichen, teilweise stenografierten Notizen und Literaturhinweisen Jünglings u.a. zur Regional- und Heimatgeschichte. Abgerundet wird der Nachlass durch ein jüngst übergebenes Fotoalbum mit SW-Aufnahmen, die den Zeitraum von der Militärzeit bis zur politischen Tätigkeit Jünglings als Landrat und Mandatsträger abdecken. Gleichsam als "Schmankerl" beinhaltet der übergebene Nachlass auch 14 Blätter mit qualitätsvollen Bleistiftzeichnungen und Aquarellen, wohl Schülerarbeiten aus der Zeit von 1916 bis 1933, die Jünglings künstlerische Seite beleuchten.
Die einzelnen Schriftstücke wurden aus konservatorischen Erwägungen den teilweise originalen Behältnissen (Leitzordner, Papiertüten, etc.) entnommen und in die archivüblichen, säurefreien Aktendeckel und Archivkartons umgelegt. Die vorgefundene Ordnung wurde weitgehend belassen und nur im Falle einer offensichtlich drohenden Schädigung der Dokumente (z.B. durch Korrosion von Metallteilen) griff die "manipulative Hand des Archivars" konservierend ein. Dabei blieb aber der ursprüngliche Entstehungs- bzw. Ordnungszustand gewahrt.
Insgesamt füllt der Nachlass fünf Archivkartons (=1,0 lfd. m). Der bis dato unverzeichnete Nachlass gelangte in mehreren Teillieferungen ins Staatsarchiv. So wurde er in mehreren Zeitabschnitten vom Unterzeichnenden unter Mithilfe der Praktikantin Christina Kirchberger in der Faust-Datenbank Nichtstaatliches Archivgut erfasst und in die Archivsystematik des Staatsarchivs Bamberg unter der Rubrik Nachlässe und Sammlungen als Nachlass Dr. Max Jüngling (Rep. M 10/38) eingereiht. Neben der Erstellung einer Sachgliederung musste auch das hier vorliegende Findmittel neu angelegt werden. Der Nachlass Jünglings ist unter den üblichen archivrechtlichen Einschränkungen im Lesesaal des Staatsarchivs einsehbar.
Als Bestellsignatur gilt die am Anfang eines jeweils neuen Betreffs genannte Nummer; bestellt wird: Nachlass Dr. Max Jüngling, M 10/38, Nr.
Lit.: Gerhard Schmidt, Der Lichtenfelser Landrat Dr. Max Jüngling - ein engagierter Politiker in Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder. Geschichte am Obermain 24 (=CHW-Jahrbuch 2003/06), Lichtenfels 2010, S. 125-140.
Bamberg, Oktober 2015
Achim Paulus