Einleitung
Nach dem tragischen Tod von Wolfram Graf von Spreti am 16. November 2004 konnte die Staatliche Archivverwaltung über das Insolvenzgericht das Schlossarchiv Kapfing erwerben - zusammen mit dem Nachlass von Franz Graf von Spreti (gest. am 11. Mai 1990), dem Vater Wolframs von Spreti. Franz Graf von Spreti hatte dem Schlossarchiv Kapfing, dem Hausarchiv der Familie, in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts bereits besondere Aufmerksamkeit zuteil werden lassen. Infolge eines ersten Kontakts mit der staatlichen Archivverwaltung hatte der damalige Sachbearbeiter des Staatsarchivs für Archivpflege, Archivrat Dr. Eberhard Weis, die ersten 20 Urkunden regestiert. Damals war das Schlossarchiv Kapfing aufgrund seiner Bedeutung für die Geschichte der Region zusammen mit dem Schlossarchiv Ast zur Publikation in den Bayerischen Archivinventaren vorgesehen. Erst 1979/1980 kam es dann aber in Form eines Privatauftrages durch den Grafen gegen ein bescheidenes Honorar zu einer vollständigen Ordnung und Verzeichnung des Archivs durch Herrn Georg Bayer, heute Archivoberamtsrat bei der Generaldirektion. Das Schlossarchiv Kapfing als Archiv der Hofmark und des Patrimonialgerichts umfasst 173 Pergamenturkunden vor 1800, 10,80 lfm Amtsbücher und Akten bis 1800 und 8 lfm Amtsbü-cher und Akten des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. 20 Pläne wurden der Plansammlung angeschlossen. Aus dem von Herrn Bayer verzeichneten Schlossarchiv fehlten bei der Übergabe an das Staatsarchiv Landshut leider die Urkunden-Nummern 1, 5, 6, 18 (Großfor-mat), 23 (Großformat), 30, 31, 34 (Großformat), 46, 49 (Großformat), 52 (Großformat), 53, 57 (Großformat), 100-103, 231 und bei den Akten und Bänden die Nummern 6, 7, 9, 801-803, 849, 861, 862, 864, 1315, 1318 und 1574. Dem Schlossarchiv angegliedert ist der Nachlass von Franz Graf von Spreti im Umfang von 3,4 lfm. Franz Graf von Spreti, in zweiter Ehe mit Pia Gräfin von Preysing-Lichtenegg-Moos (gest. 1993) verheiratet, war zwischen 1946 bis 1964 Landrat des Landkreises Landshut, dann Bezirkstagspräsident von Niederbayern zwischen 1958 bis 1962 und zwischen 1964 und 1980 Präsident der Kanzlei und der Verwaltung Herzog Albrechts von Bayern, Chef des Hauses Wittelsbach, und seines Sohnes Franz. Da Franz von Spreti von seinen Eltern zum Herrn auf Kapfing und Vilsheim bestimmt worden war - sein älterer Bruder hatte Schloss Ast aus dem Familienbesitz verkauft - war er als ausgebildeter Land- und Forstwirt Verwalter des Gutsbesitzes. Im Nachlass des Grafen finden sich daher bis in die jüngste Vergangenheit Unterlagen zur Bewirtschaftung des Gutes Kapfing. Seine politische Tätigkeit wiederum spiegelt sich im Nachlass nur wenig wieder; zahlreich sind jedoch die Dokumente, die ihn im Rahmen seiner Tätigkeit als Präsidenten der herzoglichen Kanzlei zu gesellschaftlichen Verpflichtungen und repräsentativen Empfängen führten. Umfangreiche Materialsammlungen zur Geschichte der Familie - die Spreti finden erstmals 1130 als Patriziergeschlecht in Ravenna urkundlich Er-wähnung - und zum Schloss Kapfing zeugen davon, dass Franz Graf von Spreti wie sein Onkel Heinrich Graf von Spreti (gest. 1944), zu Lebzeiten Kabinett-Chef König Ludwigs III., überaus genealogie- und geschichtsinteressiert war. Sein Sohn Heinrich konnte 1995 aus diesem Material und einem bereits vorliegenden Typoskript den 351 Seiten umfassenden und reich illustrierten Band "Die Spreti. Geschichte des altadeligen Hauses Spreti" publizieren. Im Nachlass fanden sich auch die seit 1778 in Journalform geführten Tagebücher und philoso-phisch-weltanschaulichen Notizen bzw. Abhandlungen des königlichen Kämmerers und Regierungsrates Johann Nepomuk Freiherrn von Pelkofen (1763-1830), mutmaßliches Mitglied des Illuminaten-Ordens. Freiherr von Pelkofen war mit Sigismund von Spreti befreundet, was eine Erklärung für die Hinterlassenschaft in der Obhut seines Freundes erklären könnte. Der Nachlass Franz Graf von Spreti und das Schlossarchiv Kapfing bergen beachtenswertes Material für Wissenschaft, Familienforschung und für die Heimatforschung über Kapfing hinausgehend zu Vilsheim und Oberviehbach. In diesem Bestand befinden sich auch die Archivalien und Briefprotokolle zu Hofmark und Patrimonialgericht Kapfing, zu Hofmark und Patrimonialgericht Vilsheim und zu Hofmark und Patrimonialgricht Oberviehbach, die sich als staatliches Eigentum bereits zuvor im Staatsarchiv Landshut befunden hatten. 30.01.2007