Einleitung
Behördengeschichte
Nachdem es im frühen 19. Jahrhundert mit den Wasser- und Straßenbauinspektionen auf den Bau und Unterhalt von Straßen und Wasserbauten spezialisierte Behörden gegeben hatte, bestanden mit den Bauinspektionen (1826-1858) bzw. Baubehörden (1858-1872) für alle Bereiche des öffentlichen Bauwesens (Hoch- und Tiefbau) zuständige Behörden.
Durch Verordnung vom 31. Januar 1872 wurden in Bayern 24 Straßen- und Flussbauämter gegründet. Die Zuständigkeit für den Hochbau ging auf die neu gegründeten Landbauämter über. In der Oberpfalz entstanden die drei Straßen- und Flussbauämter Amberg, Regensburg und Weiden i.d.OPf.
Das Straßen- und Flussbauamt Amberg umfasste bei seiner Gründung folgenden Sprengel: Stadt und die Bezirksämter Amberg, Burglengenfeld, Eschenbach, Kemnath, Neumarkt i.d.OPf., Sulzbach und Velburg (RBl. 337ff.). Es übernahm damit die Aufgaben der Baubehörden Amberg (Amberg, Sulzbach), Kemnath (Eschenbach, Kemnath), Neumarkt i.d.OPf. (Neumarkt i.d.OPf., Velburg) und Neunburg vorm Wald (Burglengenfeld).
Im Zuge der Verwaltungsreform des Jahres 1879 änderte sich der Sprengel geringfügig. Er umfasste nun Stadt und Bezirksamt Amberg und die Bezirksämter Burglengenfeld, Eschenbach, Kemnath, Neumarkt i.d.OPf. und Sulzbach (GVBl. 727).
Mit Verordnung vom 27.07.1929 (MABl. 111) wurde das Straßen- und Flussbauamt Amberg zum 01.10.1929 aufgelöst, sein Sprengel wurde mit dem des Straßen- und Flussbauamts Weiden i.d.OPf. zusammengelegt. Bereits zum 01.07.1936 (Verordnung vom 25.06.1936, GVBl. 107) wurde das Straßen- und Flussbauamt Amberg jedoch wieder als eigenständige Behörde eingerichtet. Sein Sprengel umfasste die Stadt Amberg und die Bezirksämter Amberg, Burglengenfeld, Cham, Neunburg vorm Wald, Roding, Sulzbach-Rosenberg und Waldmünchen sowie den Regen zwischen km 29,647 und km 94,702.
Zum 01.12.1937 (GVBl. 304) wurde die Staatliche Straßenbauleitung Amberg, eine einem Straßen- und Flussbauamt gleichgestellte Stelle, eingerichtet. Sie war für die in den Bezirken Amberg, Sulzbach, Eschenbach und Pegnitz gelegenen Teile der Reichsstraße 85 und die Landstraße I. Ordnung 166 sowie Zubringerstraßen für Autobahnen zuständig. Allerdings wurde sie bereits zum 01.03.1939 wieder aufgehoben, ihre Aufgaben gingen wieder an das Straßen- und Flussbauamt Amberg über (GVBl. 259).
Mit Gesetz vom 27.07.1953 wurden die Aufgaben im Bereich der Wasserversorgung und des Abwasserwesens mit Wirkung zum 01.10.1953 an die Wasserwirtschaftsämter übertragen (GVBl 120). In der Verordnung vom 28.10.1953 (GVBl 184) wurde festgelegt, dass die Straßen- und Flussbauämter ab 01.04.1954 die Bezeichnung „Straßenbauamt“, tragen sollen.
Bestand
Die Archivalien stammen aus den folgenden Abgaben:
- Abgabe des Straßen- und Flussbauamts Amberg vom 19.09.1929 (heutige Signaturen: Straßen- und Flussbauamt Amberg 38-154, 424)
- Abgabe des Straßenbauamts Regensburg vom 06.08.1969, Zugangsnummer 14/1969 (heutige Signaturen: Straßen- und Flussbauamt Amberg 33-37)
- Abgabe des Straßenbauamts Amberg vom 05.06.1970, Zugangsnummer 10/1970 (heutige Signaturen: Straßen- und Flussbauamt Amberg 155-341, 419-420)
- Abgabe des Straßenbauamts Amberg vom 10.12.1971, Zugangsnummer 1/1972 (heutige Signatur: Straßen- und Flussbauamt Amberg 342)
- Abgabe des Marktes Kastl vom 03.07.1979 (heutige Signatur: Straßen- und Flussbauamt Amberg 343)
- Abgabe des Straßenbauamts Sulzbach-Rosenberg vom 04.09.1996, Zugangsnummer 44/1996 (heutige Signaturen: Straßen- und Flussbauamt Amberg 345-416)
- Abgabe des Straßenbauamts Weiden i.d.OPf. vom 08.12.2006, Zugangsnummer 66/2006 (heutige Signaturen: Straßen- und Flussbauamt Amberg 1-9, 31, 423)
- Abgabe des Wasserwirtschaftsamts Amberg vom 26.04.2007, Zugangsnummer 25/2007 (heutige Signaturen: Straßen- und Flussbauamt Amberg 10-30, 32)
- Abgabe des Staatsarchivs Bamberg vom 03.04.2009 (heutige Signatur: Straßen- und Flussbauamt Amberg 417)
- Abgabe des Staatsarchivs Bamberg vom 26.10.2010, Zugangsnummer 57/2010 (heutige Signatur: Straßen- und Flussbauamt Amberg 418
- Schenkung Erwin Bach, Taufkirchen, vom 20.09.2017, 72/2017 (heutige Signaturen: Straßen- und Flussbauamt Amberg 421-422)
- Abgabe des Staatlichen Bauamts Amberg-Sulzbach vom 09.11.2021, Zugangsnummer 84/2021 (heutige Signaturen: Straßen- und Flussbauamt Amberg 425-427)
Bearbeitung
Die älteren Abgaben waren in zwei Findbuchbänden (Band 1: handschriftliches Verzeichnis der Abgabe des Jahres 1929, Band 2: maschinenschriftliches Verzeichnis der Abgabe von 1970, mit Nachträgen zu den Abgaben aus der Zeit zwischen 1972 und 1996) als „Straßen- und Flussbauamt Amberg“ (1063 Archivalieneinheiten) erfasst. Jedoch handelte es sich um keinen provenienzreinen Bestand, da auch die zahlreichen Akten von Vorgängerbehörden darin enthalten waren. Somit war eine Provenienzbereinigung mit anschließendem Neuaufbau des Bestandes und Erfassung in der Datenbank erforderlich. Hinzu kamen zahlreiche Archivalien, die auf verschiedenen Wegen zwischen 2003 und 2021 in das Staatsarchiv Amberg gelangten (siehe Auflistung oben).
Die Verzeichnung der Nummern 1-8 erfolgte im Jahr 2010 durch die Praktikantin Manuela Roth. In den Jahren 2012 bis 2021 wurde der restliche Bestand durch Dr. Till Strobel (Nummern 9-427) verzeichnet. Die abschließende redaktionelle Bearbeitung erfolgte durch den Unterzeichnenden.
Der Bestand umfasst 427 Archivalieneinheiten mit einer Laufzeit von 1806 bis 1953, wobei der Schwerpunkt zwischen 1872 und 1945 liegt.
Die Mehrzahl der Archivalien befasst sich mit dem Straßenbau und hier insbesondere den Staatsstraßen (ab 1934 Reichsstraßen, nach 1949 Bundesstraßen). Daher wurde für diesen Bereich eine zusätzliche Gliederungsebene eingefügt, die sich an den einzelnen Staatsstraßen orientiert. Da der Verlauf der Reichsstraßen nicht in allen Fällen mit dem der früheren Staatsstraßen deckungsgleich ist und einzelne Strecken auch zu Landstraßen I. Ordnung (heute Staatsstraßen mit vorangestellter 2 vor der früheren dreistelligen Nummer) wurden, war eine eindeutige Zuweisung nicht in allen Fällen möglich.
Verweis auf andere Bestände
Vorgängerbände der in diesem Findbuch verzeichneten Archivalien finden sich in den Beständen der Vorgängerbehörden (Wasser- und Straßenbauinspektionen, Bauinspektionen und Baubehörden). Wegen der mehrfachen Sprengeländerungen sei auf die Bestände Straßen- und Flussbauämter Regensburg und Weiden i.d.OPf. sowie den Bestand Staatliche Straßenbauleitung Amberg verwiesen. Für über 1953 hinaus weitergeführte Akten sind die Findmittel zur Nachfolgebehörde (Straßenbauamt) und wegen der zugleich erfolgten Kompetenzverlagerung auch zu den Beständen der Wasserwirtschaftsämter zu konsultieren.
Bedingt durch die Übernahme von Distriktsstraßen durch den Staat, die 1935 in Landstraßen I. Ordnung umgewidmet wurden, können sich Vorakten zu diesen auch in den Beständen der Bezirksämter/Landratsämter befinden. Diese enthalten – wie auch die Überlieferung der Regierung der Oberpfalz – überhaupt zahlreiche Unterlagen zum staatlichen Straßen- und Wasserbau.
Amberg, Februar 2022
Dr. Till Strobel