Einleitung
Geschichte: Der Deutsche Orden ließ sich in Würzburg auf Betreiben des Bischofs Otto von Lobdeburg nieder. 1219 schenkte ihm dieser den früheren Königshof auf der linken Mainseite beim Schottenkloster St. Jakob. Im folgenden Jahr bestätigte Papst Honorius III. die bischöfliche Schenkung. 1224 erteilte dann auch König Friedrich II. unter Verzicht auf alle ihm noch zustehenden Rechte an dem Hof seine Zustimmung zu der Schenkung. Er erklärte dabei, dass dieser Hof mit seinen Nebengebäuden vormals seinem Großvater Friedrich I. und dann seinem Vater Heinrich VI. gehört hatte. Die auf der Basis dieser Schenkung sich entwickelnde Deutschordenskommende gehörte zur Ordensballei Franken. Zusammen mit dieser wurde sie 1789 dem Hoch- und Deutschmeistertum des Ordens mit Sitz in Mergentheim eingegliedert. Die Auflösung des Ordens in den Rheinbundstaaten durch Kaiser Napoleon im Jahr 1809 brachte auch für die Würzburger Kommende das endgültige Aus.
Archivgeschichte: Über die Aufbewahrung der Urkunden der Deutschordenskom-mende Würzburg im Mittelalter geben die Quellen keinerlei Aufschluss. Vermutlich lagen sie in der Kommende. Für das 16. Jahrhundert gibt es allerdings mehrere Hinweise darauf, dass die Urkunden der Kommende Würzburg zeitweilig im deutschmeisterlichen Archiv in Mergentheim lagerten. So erwähnt ein im Deutschordenszentralarchiv in Wien aufbewahrtes Inventar aus dem Jahr 1542 (DOZA Wien: Abt. Meistertum Mergentheim Karton 356/3), das die in der Kommende befindlichen Gegenstände im Detail auflistet, keinerlei Urkunden oder andere Archivalien. Auch ist belegt, dass es im Mergentheimer Archiv Würzburger Laden gab. Danach müssten die beiden erhaltenen Kopialbücher (Würzburger Standbücher 324 und 325), die im 16. Jahrhundert angelegt wurden, in Mergentheim entstanden sein. Die Urkunden kamen dann später vermutlich wieder nach Würzburg zurück. Spätestens im 18. Jahrhundert lagerten sie wieder in der Kommende. Ende des 18. Jahrhunderts fertigte der damalige Verwalter der Kommende Josef Anton Gürtner ein Verzeichnis der Dokumente, die sich in der "Repositur" der Kommende befanden, an (StA Nürnberg: Deutscher Orden Archivalien 4976). Die Urkunden der Kommende gelangten dann nach deren Auflösung 1809 entweder direkt oder über verschiedene vorübergehende Lagerorte in das königliche Archiv in Würzburg. Im Zuge der Auflösung des Ordensarchivs in Mergentheim wurden 1816 noch einige Urkunden abgegeben, die nach vorübergehender Lagerung in der Neubaukirche 1818 ebenfalls in das Archiv kamen. Dort wurden die Urkunden der Kommende Würzburg dann von dem Archivar Ignaz Seidner in das Repertorium der Würzburger Urkunden eingetragen (Re-pertorium 1, Bd. 7, S. 79 - 103. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden dann die vor 1401 ausgestellten Urkunden an das Allgemeine Reichsarchiv in München abgegeben und dort in den Bestand der Würzburger Urkunden integriert. Mit diesen kamen sie 1993 in das Staatsarchiv Würzburg zurück.
Bestandsformierung: Für die Formierung des Fonds "Deutscher Orden, Kommende Würzburg Urkunden" konnte auf die ausführlichen Provenienzanalysen von Frau Dr. Heeg-Engelhart zurückgegriffen werden. Die Urkunden aus dem ehemaligen Kommendearchiv in Würzburg lassen sich anhand ihrer Rückvermerke relativ eindeutig erkennen. Aus dem 16. Jahrhundert stammen Rückvermerke in schwarzer Tinte, die auf die entsprechenden Eintragungen in den beiden Kopialbüchern hinweisen. Die Kombination des Begriffs "Ziffer" mit einer arabischen Zahl verweist auf die Einträge im Standbuch 325, die Kombination von Buchstaben und einer Zahl auf die Einträge in Standbuch 324. In der Ende des 18. Jahrhunderts von dem Verwalter Gürtner angefertigten Liste sind die einzelnen Urkunden mit Großbuchstaben in mehreren Serien gekennzeichnet. Diese sind auch auf der Rückseite der Urkunden mit roter Tinte vermerkt.
Die 1816 aus Mergentheim übergebenen Urkunden tragen dagegen charakteristische Rückvermerke von den Händen der Ordensarchivare Kheull und Handel. Bei der Bearbeitung des Urkundenbestandes hat sich aber immer mehr gezeigt, dass diese Urkunden vermutlich nie im Kommendearchiv in Würzburg lagen, sondern immer im Ordensarchiv in Mergentheim. Sie wurden daher in ihrer Mehrzahl an das für die Überlieferung des Meistertums des Deutschen Ordens in Bayern zuständige Staatsarchiv Nürnberg abgegeben.
Der Fonds "Deutscher Orden, Kommende Würzburg Urkunden" enthält derzeit 134 Urkunden.
Bestellweise: Deutscher Orden, Kommende Würzburg Urkunden [Ausstellungsdatum]. Die Signatur für die Bestellung ist zudem für jede Urkunde am Beginn ihres Eintrags im Repertorium in Fettschrift angegeben.
Dr. Ekhard Schöffler