12.02.2022: Bayerisches Hauptstaatsarchiv übernimmt das Familienarchiv Bayrhammer

Gustl Bayrhammer wäre am 12. Februar 100 Jahre alt geworden.

Bild 4: Privatfoto Gustl Bayrhammer bei einer Familienfeier am 28. Dezember 1991 (Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Familienarchiv Bayrhammer)

Privatfoto Gustl Bayrhammer bei einer Familienfeier am 28. Dezember 1991 (Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Familienarchiv Bayrhammer).

Bild 1: Theaterzettel zum Gastspiel von Max Bayrhammer mit „Gespenster“ von Henrik Ibsen im Stadt-Theater Ulm, 4. Juli 1920 (Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Familienarchiv Bayrhammer)

Theaterzettel zum Gastspiel von Max Bayrhammer mit „Gespenster“ von Henrik Ibsen im Stadt-Theater Ulm, 4. Juli 1920 (Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Familienarchiv Bayrhammer).

Bild 2: Rollenbuch von Gustl Bayrhammer 1945-1953 mit seinen ersten Auftritten ab November 1945 (Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Failienarchiv Bayrhammer).

Rollenbuch von Gustl Bayrhammer 1945-1953 mit seinen ersten Auftritten ab November 1945 (Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Familienarchiv Bayrhammer).

Bild 3: Ehrenurkunde für Gustl Bayrhammer für Verdienste um das Schreinerhandwerk in seiner Rolle als Meister Eder, 13. Mai 1985 (Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Familienarchiv Bayrhammer)..

Ehrenurkunde für Gustl Bayrhammer für Verdienste um das Schreinerhandwerk in seiner Rolle als Meister Eder, 13. Mai 1985 (Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Familienarchiv Bayrhammer).

Das Bayerische Hauptstaatsarchiv übernimmt mit dem Familienarchiv Bayrhammer die Nachlässe Gustl Bayrhammers und seines Vaters Max Bayrhammer. Das Familienarchiv enthält persönliche Dokumente, Auszeichnungen und Erinnerungsstücke der Schauspielerdynastie Bayrhammer ab 1870. Damit werden die schriftlichen Zeugnisse dieser „künstlerisch ambitionierten Familie“ (Gustl Bayrhammer) für die Zukunft gesichert und der Forschung zugänglich gemacht. Besonders Gustl Bayrhammer (1922–1993), der am 12. Februar 2022 100 Jahre alt geworden wäre, gilt bis heute vielen als Inbegriff des bayerischen Volksschauspielers. Wie sein Vater Max (1867–1942) war er auf vielen Bühnen im gesamten deutschsprachigen Raum tätig.

Zur Ergänzung der amtlichen Überlieferung sichert das Bayerische Hauptstaatsarchiv Nachlässe politisch und gesellschaftlich bedeutender Persönlichkeiten. Die Übernahme des Familienarchivs Bayrhammer erfolgt aufgrund des öffentlichen Interesses und der überregionalen Bedeutung der überlieferten Personen auf der Grundlage eines Schenkungsvertrages.

Max Emanuel Bayrhammer wurde am 26. Mai 1867 in Niederbayern als Sohn eines Schlossverwalters geboren. Er nahm Schauspielunterricht und fand schnell Zugang zu großen Bühnen, häufig mit klassischen Hauptrollen. Er trat u.a. am Gärtnerplatztheater München, am Stadttheater Breslau, am Weimarer Hoftheater, am Wiener Volkstheater oder am Schauspielhaus Frankfurt auf. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurden die Rollenangebote weniger, bereits ab den frühen 1920er Jahren trat er bei NSDAP-Feiern als Unterhalter und nach 1933 bei Veranstaltungen der NS-Organisation „Kraft durch Freude“ auf. Zuletzt hielt er sich in prekären wirtschaftlichen Umständen nur noch mit einem gering dotierten Bühnenvertrag beim Bayerischen Nationaltheater über Wasser. Seine Leistungen als Autor von Bühnenstücken sind heute vergessen.

Sein 1922 geborener Sohn Gustl (eigentlich Adolph Gustav Rupprecht Maximilian) Bayrhammer erhielt zunächst eine kaufmännische Ausbildung. Nach seiner Einberufung in die Wehrmacht nutzte Gustl Bayrhammer die Stationierung in Berlin für eine Theaterausbildung am Schiller-Theater unter Heinrich George und Gustav Gründgens. Nach Kriegsende nahm er zusammen mit Toni Berger (1921–2005) ein erstes Engagement am Hohenzollerischen Landestheater Sigmaringen an. Dort lernte er auch seine spätere Frau, die Schauspielerin Irmgard Henning (1919–2003), kennen. Nach mehr als zwei Jahrzehnten an unterschiedlichen Bühnen (u.a. Augsburg, Karlsruhe, bei den Luisenburg-Festspielen Wunsiedel und am Landestheater Salzburg) ging er 1967 nach München. Seither war er sowohl an den Münchner Kammerspielen, dem Münchner Volkstheater und dem Bayerischen Staatsschauspiel engagiert.

Überregional bekannt wurde Gustl Bayrhammer durch seine Fernsehkarriere. Als erster bayerischer Ermittler in der Fernsehreihe „Tatort“ trat er zwischen 1972 und 1981 in 15 Folgen bundesweit in Erscheinung. Die Fernsehrolle, mit der er generationenübergreifend am häufigsten assoziiert wird, ist die des „Meister Eder“ in der Kinderserie „Pumuckl“. Bei dieser internationalen Großproduktion mit damals äußerst aufwendigen Trickzeichnungen brillierte er als sympathisch-grantlerischer Münchner Schreiner.

Max und Gustl Bayrhammer bezogen ihr Selbstverständnis stark aus ihren Leistungen als Theaterschauspieler. Das Familienarchiv belegt dies jeweils mit besonderen biografischen Dokumenten: Gustl Bayrhammer führte über jede seiner Rollen Buch. Die Aufzeichnungen reichen dabei vom ersten Auftritt am Theater Sigmaringen am 27. November 1945 bis zu seinem letzten Auftritt am 21. Januar 1993 in München. Diese schriftlichen Informationen werden begleitet von ebenso sorgfältig angelegten Fotoalben. Sein Vater sammelte dagegen die Theaterzettel und Bühnenprogramme seiner Auftritte, so dass auch sein beruflicher Weg sehr gut nachgezeichnet werden kann.

Als Kuriosa enthält das Familienarchiv eine ganze Reihe von Auszeichnungen und Ehrungen wie den bayerischen Filmpreis, den Bambi, den Bayerischen Verdienstorden und sogar eine Goldene Schallplatte für die Pumuckl-Hörspiele.
 

Fernsehbeitrag zum Erwerb des Familienarchivs Bayrhammer in der BR-Sendung "Rundschau" vom 12.02.2022 [Video-Film, ca. 2 Minuten]
https://www.br.de/mediathek/video/bayerische-schauspiel-legende-100-geburtstag-von-gustl-bayrhammer-av:6207e19ed0f61f00084eeacc

Radiobeitrag zum Erwerb des Familienarchivs Bayrhammer in der BR2-Radiosendung "Die kulturWelt" vom 11. Februar 2022 [Audio-Beitrag, bei ca. Minute 10.00-16:50]:
https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/kulturwelt/die-kulturwelt-vom-11-februar-2022_x-100.html
 

 

Eingestellt am 11.02.2022, ergänzt am 14.02.2022