04.07.2019: Digitale Kulturvermittlung – „Kleine Archivalienkunde“ der Staatlichen Archive Bayerns freigeschaltet - Online-Präsentation von 100.000 digitalisierten Archivalien mit insgesamt 3,5 Mio Bildern auf der Homepage

Urkunde Kaiser Ludwigs des Bayern für zwei Adelige, 9. Mai 1330, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Kurbayern Urk. 19509 („Kleine Archivalienkunde“ Beispiel Königsurkunde).

Pyramiden von Gizeh, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV Kriegsarchiv, Bildsammlung Palästina 505, ca. September 1917 bis September 1918 (Digitalisat in der Findmitteldatenbank, https://www.gda. bayern.de/show/602a5679-bfda-4299-982d-b3b871ab94dc/).

Digitale Flurkarte NO 22-61: Zusammenfluss von Donau, Ilz und Inn in Passau, 2015, Bayerisches Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, Digitale Flurkarte NO 22-61, Maßstab 1:5000, PDF/A („Kleine Archivalienkunde“ Beispiel Digitale Unterlagen).

Ausschnitt aus Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Kurbayern Äußeres Archiv 2160 ½, 18. Jh. (Schriftbeispiel aus der „Digitalen Schriftkunde“, https://www.gda.bayern.de/ DigitaleSchriftkunde/18_Jh_BayHStA_ KurbayernAeA _2160_Attenkofer_II.html#_a__b__c_8.9.11.12.13.14.15.16.17.19.20_d__e_).

Als neues e-learning Modul auf der Homepage der Staatlichen Archive Bayerns wurde am 4. Juli 2019 um 10.00 Uhr die „Kleine Archivalienkunde“ vorgestellt und freigeschaltet (https://www.gda. bayern.de/service/archivalienkunde/). Inhaltlich erarbeitet hat das Modul Prof. Dr. Joachim Wild, Direktor des Hauptstaatsarchivs a.D., der 30 Jahre lang das Fach „Archivalienkunde“ an der Bayerischen Archivschule, der zentralen Ausbildungseinrichtung für Archivarinnen und Archivare in Bayern, unterrichtete.

Derzeit verwahren die Staatlichen Archive Bayerns gut 47 Millionen Originale vom Jahr 777 bis heute. Würde man alle Archivalien aneinanderlegen, könnte man damit die Entfernung von München nach Nürnberg locker überbrücken. Über die Homepage und die Findmitteldatenbank (https://www.gda.bayern.de/service/findmitteldatenbank/) sind aktuell zu 100.000 Archivalien Digitalisate abrufbar. Da die meisten Archivalien mehrere Seiten umfassen, ergibt das die stattliche Zahl von 3,5 Millionen verfügbaren Bildern. Schon diese Mengen machen deutlich, dass jede Form der digitalen Zugänglichmachung von Archivgut immer ein Ausschnitt der schriftlichen Überlieferung Bayerns sein wird. Im Vordergrund steht für die Staatlichen Archive Bayerns daher die digitale Erfassung von Verzeichnissen und Erschließungsinformationen. Diese Informationen sind nicht nur über die Homepage verfügbar, sondern werden auch über Schnittstellen in wichtige Portale wie das Archivportal D und von dort in die EUROPEANA eingespeist. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Digitalisierung audiovisuellen Archivguts. Durch die Kurzlebigkeit von Speichermedien wie Film, Video und CD droht hier der Totalverlust der Informationen. Hinzu kommen die Digitalisierung ausgewählter Rückgratbestände und die Bereitstellung von e-learning Modulen, die es allen Personengruppen einfach ermöglichen, sich mit Archivgut vertraut zu machen und im Archiv zu forschen.

Mit der „Kleinen Archivalienkunde“ wollen die Staatlichen Archive Bayerns einen schnellen Einstieg in die archivische Quellenkunde anbieten. Alle Archivaliengattungen, die bei staatlichen Archiven zu finden sind, werden mit einem Erläuterungstext und einer Abbildung vorgestellt: von der mittelalterlichen Urkunde, über Akten und Amtsbücher, Plakate, Flugblätter, Fotografien bis zu digitalen Unterlagen. Das neue Angebot ergänzt die bereits bestehenden Bereiche „Schulen entdecken Archive“ (https://www.gda.bayern.de/service/schulen-entdecken-archive bzw. https://www.gda.bayern.de/kulturerbejahr) und „Digitale Schriftkunde“ (https://www.gda.bayern.de/DigitaleSchriftkunde/).

Die „Digitale Schriftkunde“ ist eine Übungsplattform zur Entzifferung deutscher und lateinischer Handschriften. Dokumente wurden über viele Jahrhunderte handschriftlich erstellt. Das Erlernen älterer Schriftformen ist daher häufig die einzige Möglichkeit, Originalquellen zu benutzen. Auch die automatisierte Texterkennung gerät bei handschriftlichen Dokumenten schnell an ihre Grenzen.

Zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 entstand das Modul „Schulen entdecken Archive“: anhand konkreter Beispiele vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert werden Schülerinnen und Schüler an historische Überlieferungszusammenhänge, an die Quellen und damit an die Archive herangeführt. Die thematischen Blöcke oder einzelne vorgestellte Archivalien können in den Schulunterricht integriert werden und sind Hilfestellung und Hinführung zu eigenen Forschungen. Da Archive im Gegensatz zu Bibliotheken und Museen nicht jedermann bekannt sind, werden ergänzend die Aufgaben der Archive, deren Zuständigkeiten, deren Benutzung sowie der Archivarsberuf vorgestellt.

Es ist ein Ziel der Staatlichen Archive Bayerns, Schülerinnen und Schüler sowie Studierende für Archive und das dort verwahrte Kulturgut zu begeistern. Wichtige Bausteine auf diesem Weg sind der Ausbau der digitalen Angebote, Recherche vom heimischen PC aus und Kooperationen mit Schulen, Universitäten sowie anderen Bildungseinrichtungen. Mit den Universitäten Passau (Masterstudiengang „Historische Wissenschaften“) und Regensburg (Masterstudiengang „Public History und Kulturvermittlung“) wollen Archivarinnen und Archivare direkt mit der Forschung Mehrwerte generieren und Netzwerke aufbauen.

Nach vorheriger Anmeldung bieten die staatlichen Archive Hausführungen an. Dabei soll Geschichte fassbar gemacht und vor allem Schülerinnen und Schülern historische Überlieferung nahegebracht werden. Die im Rahmen der historisch-politischen Bildungsarbeit präsentierten Ausstellungen werden sukzessive um archivpädagogische Materialien ergänzt, die online bereitgestellt werden.

Sowohl für Schulen als auch für Forschungseinrichtungen besteht das Angebot, in den staatlichen Archiven Unterrichtseinheiten durchzuführen. Neben dem Kennenlernen der Institution Archiv besteht die Möglichkeit, mit Quellenmaterial zu arbeiten. Archivarinnen und Archivare unterstützen bei der Auswahl geeigneter Quellen. Ansprechpartner gibt es in jedem der staatlichen Archive.

Eingestellt am: 04.07.2019