Kommentar

BayHStA, Klosterliteralien Benediktbeuern 107 1/3
Protokoll einer Aussage in einem Vergiftungsprozess, 1705 August/September

Archivaliengattung: Akt

Schwierigkeitsgrad: schwer

Schreiberhände:

(S1)

In einem Akt über einen Vergiftungsprozess ist dieses Protokoll der Aussage des Maurersohns Baltasar Carl überliefert. Er sagt aus, der Dienstmagd Agnes Geroldt eine vergiftete Mettsemmel gegeben zu haben, weil er befürchtete, sie sei schwanger, und die mit ihr begangene „Unehre“ vertuschen wollte. Da die nichts ahnende Dienstmagd die Semmel mit ihrer Familie teilte, erlitten außer ihr auch Mutter, Bruder und Nichte Vergiftungserscheinungen, der Bruder verstarb einige Tage später.

Das Protokoll ist eilig und wenig sorgfältig in Kurrent geschrieben und enthält einige Korrekturen. Die Lesbarkeit wird zudem durch einen teilweise fehlerhaften Satzbau erschwert.
Viele Buchstaben sind nur undeutlich ausgeführt oder verschliffen (z.B. n in Z. 6: vnd, c in Z. 4: Marckht), häufig sind sie nur aus dem Kontext heraus zu unterscheiden (z.B. a, e und o, b und E, k und l). Der Schreiber verwendet am Wort- und Silbenende neben rundem auch langes s (z.B. Z. 1: das). Es finden sich d(er)- und v(er)-Kürzungen, wobei v oft kaum noch als solches erkennbar ist. en am Wortende wird durch mehr oder weniger stark verdickte Abstriche gekürzt (z.B. Z. 2: eingelad(en), Z. 9: bring(en)) oder stark verschliffen (Z. 21: vnbekhannten und auf der folgenden Seite Z. 9: Verlohren). Ob es sich bei z am Wortanfang um einen Groß- oder Kleinbuchstaben handelt, ist nicht eindeutig zu entscheiden, im Wortinneren erscheint es dagegen ohne Überlänge und leicht gedreht, ähnlich einem n mit verlängertem zweiten Schaft (z.B. Z. 4: Tölz).

gemeint: gebissen, i fehlt bzw. verschliffen zwei Strichlein bzw. Punkte vor vnd als Einfügungszeichen gemeint: gebissen, i fehlt bzw. verschliffen und über der Zeile eingefügt, zwei Strichlein bzw. Punkte als Einfügungszeichen

Entzifferung

(Absatz Beginn)
1 brechen, nit mochten offenbahr
2 werd(en),
3 .11. die dienstmagdt habe hieuon
4 ganz khein wissenschafft
5 gehabt, das in der Semb-
6 el ain mausgifft seÿe,
7 habe auch gegen Jhme
8 niemahl(en) einiges wortt
9 Verlohren, das Er Jhr
10 ein Mittl solle beÿbring(en)
11 das sÿe nit Schwanger
12 werde, oder wan sÿe
13 Schwanger seÿe, die leibs
14 frucht v(er)treib(en) khönne,
15 .12. habe mit kheiner annd(ern)
16 als mit diser alleinn
17 ein vnEhren Verbroch(en),
18 .13. nachdeme Er wüd(er)holter
19 Agnes Geroldtin die mött
20 Sembel behenndiget, hat
21 dieselbe alsogleich etwas
22 dauon gebss(en) b), vnd wie
23 Er gehört, hat Von
24 solcher Sembel auch Jhr
25 Muetter ,, vndc) brued(er) etwas
26 Genoss(en), welche sich ÿber
27 die mass(en) erbroch(en) hab(en)
28 soll(en). gestalt(en) der brued(er)
29 Georg Geroldt am Sambs
30 tag nach barthlmæi auch
31 v(er)storb(en). (Absatz Ende)

b) gemeint: gebissen, i fehlt bzw. verschliffen

c) zwei Strichlein bzw. Punkte vor vnd als Einfügungszeichen

Transkription

(Absatz Beginn)
1 brechen nit mochten offenbahr
2 werden.
3 11. Die dienstmagdt habe hievon
4 ganz khein wissenschafft
5 gehabt, das in der semb-
6 el ain mausgifft seÿe,
7 habe auch gegen ihme
8 niemahlen einiges wortt
9 verlohren, das er ihr
10 ein mittel solle beÿbringen,
11 das sÿe nit schwanger
12 werde, oder wan sÿe
13 schwanger seÿe, die leibs-
14 frucht vertreiben khönne.
15 12. Habe mit kheiner anndern
16 als mit diser alleinn
17 ein unehren verbrochen.
18 13. Nachdeme er wüderholter
19 Agnes Geroldtin die mött-
20 sembel behenndiget, hat
21 dieselbe alsogleich etwas
22 davon gebssenf), und wie
23 er gehört, hat von
24 solcher sembel auch ihr
25 muetter undg) brueder etwas
26 genossen, welche sich ÿber
27 die massen erbrochen haben
28 sollen, gestalten der brueder
29 Georg Geroldt am sambs-
30 tag nach Barthlmaei auch (Absatz Ende)

f) gemeint: gebissen, i fehlt bzw. verschliffen

g) und über der Zeile eingefügt, zwei Strichlein bzw. Punkte als Einfügungszeichen

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