Herzogtum / Kurfürstentum Bayern (1507-1803)
Die altbayerischen Bestände des Staatsarchivs München bauen im Wesentlichen auf jener Behördenorganisation auf, die die bayerischen Herzöge/Kurfürsten nach der Wiedervereinigung der Teilherzogtümer Bayern-München und Bayern-Landshut und nach Erlass des Primogeniturgesetzes im Interesse einer einheitlichen Landesverwaltung auf mittlerer und unterer Behördenebene seit 1506 entwickelten.
Territoriale Grundlage dieser Verwaltungsorganisation war die Einteilung des Landes in die vier Rentmeister- oder Rentämter München, Burghausen, Landshut und Straubing, die bis 1799/1803 Bestand hatte. Die Münchener und Burghausener Rentamtsbezirke (bis 1779 unter Einschluss des Innviertels) bildeten das "Oberland", die Landshuter und Straubinger das "Unterland". Diese Einteilung bildet seit Beginn des 19. Jh. im wesentlichen auch die territoriale Grundlage der modernen Regierungsbezirke Ober- und Niederbayern. Das Staatsarchiv München ist zuständig für die Mittel- und Unterbehörden des ehemaligen Oberlands, also auch für die Unterbehörden in den heute zu Niederbayern bzw. Schwaben gehörenden ehemaligen Pfleggerichten Abensberg, Mainburg, Neustadt a. d. Donau, Riedenburg (Niederbayern) sowie Aichach, Friedberg, Mering, Rain und Wemding (Schwaben) des ehemaligen Rentamts München, nicht aber für die Unterbehörden in den heute zu Oberbayern gehörenden Pfleggerichten Dorfen, Erding, Moosburg, Neumarkt a. d. Rott und Wolnzach des ehemaligen Rentamts Landshut.
Die Überlieferung der Mittelbehörden im Rentmeisteramtsbezirk Burghausen zeichnet sich sowohl hinsichtlich der Struktur der Schriftgutbildner wie der inhaltlichen Breite des Schriftguts durch eine außerordentliche Vielfalt aus (bis jetzt formiert rund 900 Amtsbücher und 7.000 Akten, zusammen über 200 lfm). Die mittlere Verwaltungsebene wird durch die Regierung mit dem Viztum bzw. Hauptmann und durch das Rentmeisteramt (seit 1779 Kameralrentdeputation) mit dem Rentmeister an der Spitze repräsentiert. Der Tätigkeit des Rentmeisters entstammen Umrittsprotokolle, Wändelbücher, Instruktionen und Rechnungen, die zurzeit im Bestand Rentmeisterliteralien zusammengefasst sind (die revidierten Rentmeister- und Rentzahlamtsrechnungen im Bestand Ämterrechnungen Hofkammerserie, s. u.). Die Funktionen des dem Rentmeister für Justizsachen beigeordneten Landschreibers schlagen sich in einer Vielzahl von Rechnungen nieder. Aus der Tätigkeit der Regierung resultiert ein großer Aktenbestand (Regierung Burghausen, Verzeichnung im Gange). Vom Lehenpropstamt stammen Lehenbücher, -protokolle, -akten und mehrere Rechnungsserien. Mit einigen Archivalien sind bis jetzt die Kirchendeputation der Regierung sowie das Fiskalamt vertreten.
Im Rentmeisteramtsbezirk München fehlten eigentliche Mittelbehörden, wenn man vom Amt des Rentmeisters absieht, da deren Funktionen von den Zentralbehörden wahrgenommen wurden (die aus der Registratur der Hofkammer stammenden Umrittsprotokolle des Rentmeisters im Bestand Rentmeisterliteralien, ca. 40 Bde.).
Zur Wahrnehmung von Gerichts-, Verwaltungs-, Forst-, Straßenbau- und Montanangelegenheiten bestand in den Rentämtern eine Vielzahl unterer Verwaltungsstellen: Land-, Pfleg-, Forst-, Herrschaftsgerichte, Maut-, Zoll-, Berg- (s. auch unten Ziff. II 5 Bergbehörden), Bräu-, Trift-, Wildmeister-, Fischmeister-, Salz- (s. auch unten Ziff. II 5 Bergbehörden) und Ungeldämter; die Verwaltung des landesfürstlichen Urbarguts oblag den Kastenämtern (den Kastenämtern gleichgestellt die in München und Burghausen ursprünglich zur Versorgung des Hofes eingerichteten Hofkastenämter mit größerem Sprengel). Die Tätigkeit dieser Behörden hat außer in Akten ihren Niederschlag in umfangreichen Protokoll-, Rechnungs-, Lehen- und Steuerbuchserien gefunden. Die einzelnen Fonds werden aus den Mischbeständen und Selekten bzw. aus den in der sogenannten Antiquarregistratur zusammengefassten Abgaben wiederhergestellt (bis jetzt rund 13.600 Amtsbücher und 3.500 Akten im Gesamtumfang von 600 lfm).
Eigene Bestände bilden die zur Revision an die Hofkammer bzw. an den Geistlichen Rat eingesandten Rechnungen der Mittel- und Unterbehörden (im 18. Jh. nach Landshut als "Rechnungsarchiv" verlagert und jetzt auf die Staatsarchive Landshut und München nach den Sprengeln der alten Rentamtsbezirke aufgeteilt): Ämterrechnungen (Hofkammerserie für München und Burghausen) und Kirchen- und Stiftungsrechnungen (Geistliche Ratsserie für München und Burghausen) (1507-1803, mit großen Lücken durch Dezimierungen, zusammen 337 lfm).
Die Archive der seit dem 16. Jh. erworbenen und als Pflegämter im Rentamt München fortgeführten reichsunmittelbaren Territorien, der Grafschaft Haag (1566) sowie der Herrschaften Hohenschwangau (1567) und Hohenwaldeck (1734), werden im Bayerischen Hauptstaatsarchiv verwahrt.
Neben den Beständen der landesherrlichen Organe steht das Schriftgut der Bayerischen Landschaft (Prälaten, Adel, Städte und Märkte), deren Kompetenzen sich in erster Linie auf die Erhebung von Steuern und besonderen Aufschlägen erstreckten. Fassbar sind bisher Teilbestände des Landsteueramtes und des Aufschlagamtes Burghausen (zusammen 130 Einh.).