Quellen:
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, MK 21990 (Notenübersicht zur Abiturprüfung, 1916).
Regensburg, St. Marienschule/ Congregatio Jesu (Fotografie der ersten bayerischen Abiturientinnen, ihrer Lehrer und Prüfer, 1916).
Schulordnung für die höheren Mädchenschulen in Bayern, KMBl 1911, S. 189–306.
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, MK 21496 (Schreiben zur Errichtung einer zweiten Oberrealschule in München, 1918).
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, MK 16194 (Personalakt Dr. Karl Geiger, 1885–1931).
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abteilung IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrolle 6529 (Kriegsstammrolleneintrag Alfred Luchs, 1918).
Anknüpfungspunkte:
Wie kann ich mehr über die Geschichte meiner Schule erfahren? Wo finde ich Unterlagen zu ehemaligen Lehrern und Schülern meiner Schule? Seit wann machen Mädchen Abitur?
Um mehr über die Geschichte einer Schule herauszufinden, ist es zunächst wichtig, sich klar zu machen, wo überall Unterlagen zu finden sein könnten. Grundsätzlich kann man je nach Schultyp im zuständigen Kommunalarchiv, im Staatsarchiv oder im Bayerischen Hauptstaatsarchiv fündig werden (vgl. 1b „In welchem Archiv beginne ich meine Forschung). Zu einem bayerischen Gymnasium gibt es in der Regel Unterlagen in den Akten des bayerischen Kultusministeriums. Diese Akten beschäftigen sich mit zentralen Angelegenheiten der Schulen, wie Bau, Prüfungen, Personalverteilung, Unterrichtsgestaltung usw. Zumindest zu den Schulleitern, meist auch zu weiteren Lehrern, gibt es – bei staatlichen Gymnasien – darüber hinaus Personalakten. Diese Unterlagen werden im Bayerischen Hauptstaatsarchiv verwahrt. Die Unterlagen der hauptsächlich für Grund- und Mittelschulen zuständigen Schulämter werden an das Staatsarchiv des jeweiligen Regierungsbezirks abgegeben. Gleiches gilt für die Unterlagen für die Schulgebäude der zuständigen Bauämter. Für den Schulaufwand ist das Kommunalarchiv der richtige Anlaufpunkt, da hier die Akten der zuständigen kommunalen Referate (z.B. Referat für Bildung und Sport in München) verwahrt werden.
Gleiche Ausbildungschancen für Jungen und Mädchen mussten vor rund hundert Jahren auch in Bayern erst erkämpft werden. Dazu gehörte die Zulassung zur Abiturprüfung. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts konnten Mädchen als Externe an Knabengymnasien die Abiturprüfung ablegen. Die Prüfungsvorbereitung mussten sie allerdings privat organisieren und bezahlen. Im Jahr 1916 legten erstmals Mädchen an der Schule, an der sie ihre Ausbildung erhalten hatten, auch die Abiturprüfung ab. Es handelte sich um 11 Absolventinnen des Instituts der Englischen Fräulein in Regensburg. Rechtlich möglich war dies durch den Erlass der „Schulordnung für die höheren Mädchenschulen in Bayern“ von 1911 und die Änderung dieser Schulordnung 1916. Praktisch möglich war dies durch den Mut der Schulleitung, die schon vor Erlass der Schulordnung mit der Ausbildung eines Jahrgangs begonnen hatte. Unterlagen zur Abiturprüfung finden sich im Bestand „Kultusministerium“, so z.B. die Anmeldung zur Prüfung, die Sitzordnung und der Notenspiegel. Fotos der Prüflinge finden sich darin nicht, hier muss auf die Überlieferung der Schule selbst zurückgegriffen werden.
Rechtliche Grundlagen, wie Schulordnungen, kann man entweder in den einschlägigen Akten des Kultusministeriums oder in gedruckter Form in Amtsblättern nachlesen, die in Archiven oder Bibliotheken vorhanden sind.
Auch zum heutigen Albert-Einstein-Gymnasium in München, dem früheren Neuen Realgymnasium, hat das Kultusministerium Akten angelegt. Darin kann man beispielsweise nachlesen, dass nicht erst in unserer Zeit steigende Schülerzahlen Probleme verursachen. Schon 1919 musste mit Schulneugründungen und Neubauten darauf regiert werden, dass sich „... in München wahre Mammutanstalten entwickelt [haben], die in hygienischer und erzieherischer Hinsicht zu schweren Bedenken Anlass geben“. Schulleiter am Neuen Realgymnasium wurde 1919 Dr. Karl Geiger, sein Personalakt ist noch vorhanden. Heute übernehmen die Staatlichen Archive Bayerns zu allen im Staatsdienst beschäftigten Personen mindestens den digitalen Personalbogen mit Angaben zu Ausbildung und Dienstzeiten.
Zu einzelnen Schülern wird man in der staatlichen Überlieferung nur in Ausnahmefällen unmittelbar fündig werden. Ausnahmen sind Schüler, die eine Schule besucht haben, deren Schülerakten übernommen werden oder besondere Fälle. Eine weitere Ausnahme sind Schüler bzw. Absolventen, die im bayerischen Heer gedient haben. Für diese Personen gibt es einen Eintrag in der Kriegsstammrolle. Ein eigenes bayerisches Heer gab es bis 1918. Alfred Luchs, geb. am 7.8.1900 in Buttenwiesen, ein ehemaliger Schüler des Neuen Realgymnasiums in München, wurde am 13.7.1918 vereidigt und diente in der Endphase des Ersten Weltkriegs.
Weiterführende Hinweise:
Die Englischen Fräulein und das Mädchenabitur. Ein Schritt in der Frauenbildung (Staatliche Archive Bayerns – Kleine Ausstellungen Nr. 52), München 2016. – Download [30 MB]
„Urwüchsig und unbildsam“? Die Volksschule auf dem Weg der Verstaatlichung (Staatliche Archive Bayerns – Kleine Ausstellungen Nr. 48), München 2015. – Download [40,7 MB]
www.ancestry.de (kostenpflichtiges Angebot)
Lehrplanbezug:
Methodenkompetenz, Urteilskompetenz, Orientierungskompetenz
Erziehung und Schule im Spiegel der Geschichte (Gymnasium, Klasse 6), Fachübergreifendes Unterrichtsprojekt mit Sozialkunde (Gymnasium, Klasse 10), familiäre Lebens-, Rechts-, Arbeits- und Produktionsgemeinschaften mit festgelegten Rollen für Mann und Frau (Gymnasium, Klasse 11/12)