Quellen:
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Hochstift Freising Urkunden 32 (Ersterwähnung von München im Schiedsspruch Kaiser Friedrich Barbarossas vom 14. Juni 1158).
Anknüpfungspunkte:
Wie entsteht eine Stadt? Hat jede Stadt eine Gründungsurkunde? Warum feiert München ein Stadtgründungsfest?
Bei der Auseinandersetzung mit der Geschichte der eigenen Gemeinde oder Stadt muss für viele Orte festgestellt werden, dass es eine echte „Gründungsurkunde“ nicht gibt. In der Regel handelt es sich um eine Ersterwähnung, also ein Dokument, in dem der Name einer bestimmten Ansiedlung das erste Mal vorkommt. München (Munichen) wird erstmals in einer Urkunde Kaiser Friedrich Barbarossas aus dem Jahr 1158 erwähnt. Herzog Heinrich der Löwe und Bischof Otto von Freising streiten sich um Markt, Brückenzoll und Münze in Föhring und München sowie die Einnahmen aus der Freisinger Münze. Kaiser Friedrich schlichtet den Streit mit einem Schiedsspruch. Die darüber ausgestellte Urkunde liegt heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv. Bei der Säkularisation des Hochstifts Freising zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden wichtige Urkunden des Archivs des Hochstifts Freising vom Königreich Bayern in das Allgemeine Reichsarchiv, das spätere Hauptstaatsarchiv, übernommen.
Die Beschäftigung mit der „Stadtgründungsurkunde“ in einem Rollenspiel eignet sich besonders für Grundschüler und die Unterstufen der weiterführenden Schulen.
Die Rollen „Kaiser“, „Bischof“, „Herzog“ werden verteilt. „Bischof“ und „Herzog“ tragen die vorgeschlagenen Texte oder eigene Interpretationen dazu vor, der „Kaiser“ schlichtet den Streit. Anschließend überlegt die Gruppe gemeinsam, wie der Streit geschlichtet werden könnte und ob es andere Möglichkeiten, als die vom „Kaiser“ vorgeschlagenen, gibt. Mit Hilfe der Fragen wird die Urkunde genauer betrachtet.
Texte Rollenspiel
Bischof Otto von Freising
Ich bin Otto, der Bischof von Freising. Ich bin der wichtigste Kirchenfürst im Land. Durch mein Gebiet führt die Salzhandelsstraße. Ich verdiente kräftig daran, weil mir die einzige Brücke über die Isar weit und breit gehört hat, die Brücke bei Föhring. Wer sie benutzen musste, musste mir Zoll bezahlen.
Heinrich der Löwe
Ich bin Heinrich der Löwe, der Herzog von Bayern. Ich bin der mächtigste Mann in Bayern und, wenn es hier Geld zu verdienen gibt, will ich auch etwas davon haben. Ich hatte zwar keine Brücke, aber ein paar gut bewaffnete Ritter. Mit denen habe ich die Brücke des Bischofs Otto bei Föhring abgebrannt und eine eigene Brücke gebaut. Keiner von uns will sich das gefallen lassen. Wer schlichtet jetzt unseren Streit?
Fragen zum Dokument:
Finde das Wort „Munichen“ in der vierten Zeile!
Wo hat der Kaiser unterschrieben?
Aus was ist das Siegel gemacht?
Findest Du eine Jahreszahl?
Worauf ist die Urkunde geschrieben?
Transkription
Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit!
Wir Friedrich, von Gottes Gnaden Kaiser und allzeit erhabener Herrscher, an unseren geliebten Onkel Otto, den Bischof von Freising, und an alle seine Nachfolger:
Wir möchte, dass in unserem Reich Frieden herrscht und nicht Zwietracht zwischen mächtigen Fürsten.
Deswegen haben wir den Streit, der um den Markt bei Föhring tobt, zwischen Dir, teuerster Onkel, und zwischen unserem hochedlen Vetter Heinrich, Herzog von Bayern, zusammen mit unseren Fürsten so entschieden, dass beide zufrieden sein können, für jetzt und auch in Zukunft.
Alle meine Untertanen und die ganze Nachwelt sollen die Abmachung kennen, die mit Eurer beider Zustimmung und Willen feierlich getroffen wurde:
Der Markt, der bis jetzt bei Föhring war, die Zollbrücke und die Münze werden dort ab jetzt nicht mehr sein. Dafür überträgt Herzog Heinrich der Kirche von Freising ein Drittel der Einkünfte aus seinem Marktzoll, die ihm die Händler in München für Salz und andere Waren zahlen müssen.
Jeder von Euch darf seinen eigenen Zöllner haben.
Wenn Münzen geprägt werden, bekommt der Bischof ein Drittel der Einkünfte und der Herzog zwei Drittel.
Damit die Erinnerung an diese Abmachung nicht verloren geht, haben wir sie in dieser Urkunde aufschreiben lassen, haben unser Siegel darauf gedrückt, und wir haben sie, wie man sehen kann, ist, mit eigener Hand bekräftigt und die anwesenden Zeugen am Schluss aufzeichnen lassen.
Gegeben zu Augsburg, am 14. Juni im 1158. Jahr nach Christi Geburt unter der Regierung Friedrichs, des erhabenen Kaisers der Römer, im 7. Jahr seiner Herrschaft als König, im 3. als Kaiser. Amen.
(Text gekürzt und etwas modernisiert)
Weiterführende Hinweise:
Stadtarchiv München
www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Direktorium/Stadtarchiv
Forum Munichen. Die kaiserliche Bestätigung der Münchner Marktgründung – 14. Juni 1158 (Staatliche Archive Bayerns – Kleine Ausstellungen Nr. 31), München 2008. – Download:
https://www.gda.bayern.de/fileadmin/user_upload/Publikationen_PDFs/Kleine_Ausstellungen/Kl-Katalog-31-Munichen.pdf
Lehrplanbezug
Grundschule, Unterstufe weiterführende Schule