Fürststift Kempten
Außer ihrem besonderen Rang für die Geschichte des Allgäus ist die Überlieferung des Fürststifts für Oberschwaben, den Bodenseeraum und Vorarlberg von Bedeutung und umfasst darüber hinaus Quellen zur Geschichte Altbayerns, Tirols, der Ostschweiz und des Oberrheins.
Sämtliche Bestände des Fürststifts wurden 1991/98 einer umfassenden Bereinigung und Neuerschließung nach dem Provenienzprinzip unterzogen (vgl. Immler, BAI 51). Anhand eines Repertorienwerks der Jahre um 1767 wurde das Stiftsarchiv aus zerstreuten Teilen rekonstruiert (6110 Urkunden, 5362 Akten und Bände). Zum Urkundenbestand zählt mit einem Privileg Ludwigs des Frommen vom Jahre 815 die älteste Urkunde des Staatsarchivs. Die Reihe der stiftischen Reichstagsakten umfasst 157 Bände aus den Jahren 1530 bis 1774. Die zentrale Rechnungsüberlieferung ist dagegen nach 1812 fast vollständig verlorengegangen.
Eigene Fonds bilden die Amtsbuch- und Aktenregistraturen der fürstäbtlichen Zentralstellen und nachgeordneten Pflegämter. Rückgrat der zentralbehördlichen Überlieferung sind die Protokollserien des Hofrats bzw. der Regierung (1582 einsetzend) und der Hofkammer (ab 1669). Die von diesen Behörden geführten Akten sind allerdings für die Zeit bis ca. 1770 im Bestand Fürststift Kempten Archiv zu suchen. Einen besonderen Fonds bilden auch die bei einem eigenen Referat der fürstäbtlichen Regierung erwachsenen "Acta Civitatica" über die Streitigkeiten mit der Reichsstadt Kempten (206 Bände und gebundene Akten; 1329–1799). Rekonstruiert wurde die Registratur des Lehenhofes mit einer bis 1451 zurückreichenden Serie an Lehenbüchern (insgesamt 416 Ukunden, 410 Bände, 592 Akten). Eine ähnlich dichte Überlieferung bieten die 1738 angelegten und über das Ende des Fürststifts hinaus bis 1826 fortgeführten Landtafelbücher, Vorläufer der Hypothekenbücher des 19. Jahrhunderts, die jetzt im Fonds Fürststift Kempten Landtafelamt zusammengefasst sind. Aus der Registratur des Landgerichts sind nach umfangreichen Makulierungen im 19. Jahrhundert hauptsächlich noch Urfehdebriefe überliefert. Zum Fonds des Oberstheiligenpflegamts (rund 460 Bände und Akten) zählen vor allem Revisionsexemplare von Kirchenstiftungsrechnungen . Protokollserien der Pflegämter setzen meist nach dem Dreißigjährigen Krieg ein; von den entsprechenden Aktenregistraturen sind in der Regel nur Splitter erhalten.
Archiv und Registratur der stift-kemptischen Landschaft sind bis auf Reste verloren. Doch enthält die Restüberlieferung (13 Urkunden, 39 Bände und Akten; 1491–1806) wichtige Quellen zur Entstehung dieser verfassungsgeschichtlich interessanten Einrichtung.