21.07.2021: Fundstück aus dem Staatsarchiv Augsburg

Verborgene Schätze im Archiv.

Fundstück 1: Titelblattinnenseite des Urbars über das Dorf Oberhausen mit der farbig gefassten Miniatur eines Engels als Wappenhalter des bischöflichen und hochstiftischen Wappens (StAA, Hochstift Augsburg, Münchener Bestand 420c). Foto: Paul John (StAA).

Fundstück 2: Titelblatt des Urkundenlibells über den Tausch bzw. Verkauf der Dörfer Eppisburg und Kissing mit der Darstellung des Wappens von Bischof Heinrich V. von Knöringen (StAA, Hochstift Augsburg Urkunden 4161/1), Foto: Paul John (StAA).

Fundstück 1: 1602 Juli 1
Vidimierte Abschrift des Urbars über das vom Hochstift an die Reichsstadt Augsburg übergebene Dorf Oberhausen mit seinen Zugehörungen.

Fundstück 2: 1602 August 1
Vergleich zwischen Hochstift und Domkapitel Augsburg über die an die Reichsstadt Augsburg gegebenen Güter zu Oberhausen und Kissing.

Unentdeckte Kostbarkeiten gibt es in jedem Archiv. So weiß man als Benutzer*in oft nicht, was der Ausheber einem im Lesesaal auf den Tisch legt, wenn man ein Archivale anhand des nüchternen Betreffs in einem Findbuch bestellt. Zwar haben Archivar*innen berufsbedingt eine größere Sachkenntnis über die verwahrten Beständen, aber auch für sie kann es noch Überraschungen geben. So zuletzt im Bestand Hochstift Augsburg, der umfangreichsten Überlieferung einer Herrschaft des Heiligen Römischen Reichs im Staatsarchiv Augsburg.

Bei der Neuverzeichnung eines Urbars, also einer Beschreibung der einzelnen Besitzungen eines bestimmten Gebiets mit Untertanen und Abgaben, vom heute zu Augsburg gehörigen Dorf Oberhausen von 1602 stach eine kunstvolle Miniatur auf der Titelblattinnenseite ins Auge. Sie zeigt einen Engel, der die Wappen des regierenden Bischofs Heinrich V. von Knöringen (1599-1646) und des Hochstifts Augsburg in Händen hält. Die Malerei ist farbig und mit Gold verziert. Auch die Schrift auf dem Titelblatt ist golden schattiert. Das Urbar entstand anlässlich der Übergabe von Oberhausen und den zugehörigen Gütern durch das Hochstift und das Domkapitel an die Reichsstadt Augsburg im Tausch gegen Eppisburg, Riedsend, Rischgau und ettlichen Gütern zu Anhausen. Im Nachgang zu dem Tausch einigten sich das Hochstift und das Domkapitel untereinander über die erhaltenen Güter zu Eppisburg und darüber hinaus über den Verkauf von Kissing an die Herz-Jesu-Kirche in Augsburg. Die Einigung ist in einer zweifach besiegelten Urkunde in Libellform schriftlich festgehalten. Das Libell hat einen mit Gold geprägten Einband und ein kunstvolles mit dem farbigen Wappen Bischof Heinrichs V. geschmücktes Titelblatt.

Fundstück 1: Äußere Beschreibung: Original, Papier/Pergament, 29,5h x 25,5b, 24 Bl., farbige mit Gold gefasste Miniatur auf dem Titelinnenblatt (Staatsarchiv Augsburg, Hochstift Augsburg MüB 420 c).

Fundstück 2:  Äußere Beschreibung: Urkunde, Original, Pergament, 30h x 25b, 24 Bl. (Libell), Pergamenteinband mit Goldprägung und zwei in Holzkapseln und an Seidenschnüren hängenden Siegeln (Staatsarchiv Augsburg, Hochstift Augsburg Urkunden 4161/1).

Claudia Kalesse

 

 

Eingestellt am 21.07.2021