Finanzverwaltung
Nach Bildung der Regierung des Rezatkreises im Jahr 1817 (s. oben Ziff. II 1) wurden die Aufgaben der Kreisfinanzdirektion (seit 1808) von der Kammer der Finanzen (Regierungsfinanzkammer) übernommen. Die Kammer der Finanzen der Regierung von Mittelfranken (seit 1838) wurde bei der „Verreichlichung“ der Finanzverwaltung 1920 aufgelöst. Gleiches gilt für die dort angesiedelte Lehenabteilung (Kammer der Finanzen, Lehenurkunden bzw. Lehenakten; 136 Urkunden, 8105 Akten und Bände, 183 lfm, 14.–19. Jh.) als Rechtsnachfolgerin von Lehenhöfen der im Gebiet des heutigen Mittelfranken gelegenen Territorien des Alten Reiches. Dieses Schriftgut ist noch zu analysieren und gegebenenfalls in die ursprünglichen Provenienzen zurückzugliedern.
In dem großen Bestand Regierung von Mittelfranken, Kammer der Finanzen (ca. 24.400 AE, davon 236 Urkunden, 456 lfm, 14.–19. Jh.) finden sich Unterlagen über Staatsrealitäten, Steuern, Zehnt- und Grundrentenablösungen, Bau- und Personalsachen. Enthalten ist auch Überlieferung von Territorien und Herrschaften des Alten Reiches mit Sitz oder Besitz im nachmaligen Regierungsbezirk Mittelfranken und früher bayerischer Mittelbehörden (wird derzeit provenienzbereinigt). Die Akten der Finanzdirektion des Pegnitzkreises (1808 - 1810) wurden inzwischen als Bestand aufgestellt (211 AE).
Die Oberfinanzdirektion Nürnberg (1950 als Bundes- wie auch Landesbehörde eingerichtet) ist zuständig für Nordbayern. Sie erwuchs im Rahmen des Übergangs der Finanzhoheit auf das Reich aus dem Landesfinanzamt Nürnberg (1919 als Reichsbehörde für die Finanzverwaltung in Mittelfranken, Oberfranken und in der Oberpfalz eingerichtet, 1937: Der Oberfinanzpräsident, 1942 Eingliederung des Oberfinanzbezirks Mainfranken und des aufgelösten Oberfinanzbezirks Karlsbad/Sudetengau [bis 1945], 1947: Oberfinanzpräsidium). Im Bestand finden sich Unterlagen zu Personalsachen, zur Verwaltung staatlicher Liegenschaften im Regierungsbezirk Eger 1939–1945, zu Zoll- und Verbrauchssteuern, zur Feststellung von Kriegssachschäden 1940–1956, Bundesforstverwaltung, "Verwertung" jüdischen Eigentums in der NS-Zeit (16.517 AE, 202,7 lfm, ca. 1850–2003). Nach der Abgabe von Aufgaben an das Landesamt für Steuern und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben fungiert die ehemalige Oberfinanzdirektion Nürnberg seit 2005 unter der Bezeichnung Bundesfinanzdirektion Südost als Mittelbehörde des Bundes für Zollangelegenheiten in Bayern (zuständig ist das Bundesarchiv).
Bei der Bezirksfinanzdirektion Ansbach (1955 Erhebung der ehemaligen Zweigstelle für bayerische Angelegenheiten der Oberfinanzdirektion Nürnberg zur Mittelstelle der Landesfinanzverwaltung; 1956 Finanzmittelstelle; seit 1963 Bezirksfinanzdirektion; 2005 Umwandlung in eine Dienststelle des Landesamtes für Finanzen) findet sich Überlieferung zu Staatsrealitäten, Fiskalatsachen, Schulden, Verlassenschaften, Staatserbfälle, Brandversicherung, Umlagen, Wasser- und Wegebauten, Staatserbfälle sowie Personalia (u. a. Versorgungsakten von Angehörigen der Wehrmacht und des Reichsarbeitsdienstes aus ganz Bayern) (Gesamtumfang: 22.973 AE, 473 lfm, mit Vorakten der Regierungsfinanzkammer [siehe oben] ab 1806–2003).
Das Schriftgut der 29 Rentämer (seit 1806, ab 1919 Finanzämter, 1997 Verringerung auf 11 Finanzämter) setzt sich für die bayerische Zeit (bis 1919; zur provenienzmäßig erfassten und am Fach aufgestellten vorbayerischen Überlieferung s. oben Ziff. I 1, 2) zusammen aus der Katasterüberlieferung (aufgestellt als Katasterselekt nach den 1818 formierten Steuergemeinden; ca. 17.800 AE, 1426 lfm, 1808– ca. 1965) sowie aus Akten zur Verwaltung von Staatsrealitäten, zur Ablösung und Überweisung ehemaliger grundherrlicher Gefälle, zum staatlichen Bauwesen, zu Steuern, Abgaben und besonderen Umlagen, Besoldungen und Stiftungen sowie Rechnungen (Umfang: vorbayerisch bis jetzt: 290 Urkunden, ca. 18.700 Akten und Bände, ca. 540 lfm, 15. Jh.–1806; bayerisch: ca. 58.000 AE, ca. 990 lfm).
Das Schriftgut der ab 1919 als Reichsbehörden fungierenden, 1945 wieder der bayerischen Verwaltung unterstellten Finanzämter besteht überwiegend aus Steuerakten ausgewählter Wirtschaftsbetriebe und Einzelpersonen, insbesondere auch von Juden aus der NS-Zeit, Lastenausgleichsakten und Betriebsprüfungsberichten (ca. 18.170 AE, ca. 192,5 lfm, ca. 1930–2003). Wegen des Steuergeheimnisses kann es nur eingeschränkt benützt werden (Freigabe für Akten bis 1949).
Die zur Verwaltung und Abwicklung bestehender Schulden der an Bayern gefallenen Territorien des Alten Reiches im Jahr 1806 eingerichtete Staatsschuldentilgungs-Spezialkasse Nürnberg weist eine sehr stattliche Überlieferung auf (ca. 2200 AE, 55 lfm, 18. Jh.–ca. 1850). Ähnliches gilt für die Außenstellen des von 1946 bis 1955 selbstständigen Bayerischen Landesamts für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung (5832 AE, 98 lfm, 1945–1959) und für den Zweckverband Reichsparteitag Nürnberg, dessen Vermögen unter Aufsicht der bayerischen Finanzverwaltung treuhänderisch verwaltet wurde (864 AE, 13 lfm, 1938–1977). Hinzuweisen ist noch auf das Schriftgut der Wiedergutmachungsbehörde III für Mittelfranken/Oberfranken in Ansbach; diese wurde auf Grund des Gesetz Nr. 59 der US-Militärregierung über „Rückerstattung feststellbarer Vermögensgegenstände vom 10.10.1947" 1949 von Ansbach nach Fürth in Bayern verlegt; 1975 wurde die Wiedergutmachungsbehörde Bayern unter die Aufsicht der Bezirksfinanzdirektion Ansbach gestellt (32.717 AE, 288,5 lfm). Zugriff über eine archivinterne Datenbank ist möglich, doch für die Einsichtnahme in der Regel eine Verkürzung der Schutzfrist erforderlich.
Das von den Vermessungsämtern Ansbach, Fürth, Nürnberg, Rothenburg ob der Tauber und Schwabach abgegebene Schriftgut beschränkt sich auf Sicherungsfolien von Flurkarten (vgl. Ziff. III 1).