21.8.2023: „Digitalisierung der Überlieferung der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern“, Onlinestellung der jüdischen Gemeindearchive von Floß, Treuchtlingen und Wallerstein

Kooperationsprojekt der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns mit den Central Archives for the History of the Jewish People (CAHJP)

Synagoge der Kultusgemeinde Floß (Oberpfalz), Innenansicht mit Thoraschrein, s/w Fotografie aufgenom-men anlässlich des 250 jährigen Bestehens der Kultusgemeinde, 1934, CAHJP, D-Fl 1/104 [JPG-Datei].

Synagoge der Kultusgemeinde Floß (Oberpfalz), Innenansicht mit Thoraschrein, s/w Fotografie aufgenom-men anlässlich des 250 jährigen Bestehens der Kultusgemeinde, 1934, CAHJP, D-Fl 1/104 [JPG-Datei].

„Gebet für die glückliche Entbindung ihrer königlichen Majestät Theresia zu Baiern“ in deutscher und hebräi-scher Sprache, überliefert im Archiv der Kultusgemeinde Wallerstein (Schwaben), 1824, CAHJP, D-Wa 10/3 [JPG-Datei].

„Gebet für die glückliche Entbindung ihrer königlichen Majestät Theresia zu Baiern“ in deutscher und hebräi-scher Sprache, überliefert im Archiv der Kultusgemeinde Wallerstein (Schwaben), 1824, CAHJP, D-Wa 10/3 [JPG-Datei].

Nach der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 wurde die schriftliche Überlieferung der jüdischen Kultusgemeinden in Bayern durch den NS-Staat beschlagnahmt. Etliche dieser Archive gelangten zunächst in die Staatlichen Archive Bayerns. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieses Schriftgut an die Jewish Historical General Archives (JHGA), die Vorgängereinrichtung der Central Archives for the History of the Jewish People (CAHJP) in Jerusalem übergeben. Auf diese Weise sollte in Jerusalem ein zentraler Ort für die Überlieferung der jüdischen Gemeinden entstehen und den durch den NS-Unrechtsstaat ausgelöschten Gemeinden und ihren Mitgliedern so ein würdiges Denkmal gesetzt werden.

Die Archive der jüdischen Kultusgemeinden sind äußerst wichtige und viel genutzte Quellen für alle historischen Forschungen zur jüdischen Geschichte in Bayern und in Deutschland. Eine freie Zugänglichkeit der Bestände über das Internet war daher seit langem ein großer Wunsch der lokalen wie der überregionalen Forschung.

Auf Initiative des Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe und mit großzügiger finanzieller Unterstützung durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst konnte die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns im Frühsommer 2022 eine Kooperationsvereinbarung mit den CAHJP abschließen. Ziel der Vereinbarung ist die Digitalisierung von rund 200 Archiven jüdischer Gemeinden und Rabbinate und die Eröffnung eines Online-Zugangs über die Findmitteldatenbank der Staatlichen Archive Bayerns.

Bayerns Antisemitismusbeauftragter Dr. Spaenle: „Mit der Digitalisierung der ersten drei Archive ehemaliger jüdischer Gemeinden in Bayern hat die Umsetzung eines Leitprojektes des Festjahres „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ konkrete Gestalt angenommen. Den Vorteil der Digitalisierung dieser Dokumente aus dem Bestand der Central Archives for the History of the Jewish People haben Historiker, jüdische Gemeinden und Familienforscher. Diese haben nun unabhängig von Zeit und Ort Zugriff auf wichtige Dokumente aus dem Blickwinkel Israelitischer Kultusgemeinden. Mit der Digitalisierung der Quellen können neue Erkenntnisse zum Alltag von Jüdinnen und Juden in Bayern gewonnen werden. Diese werden dazu beitragen, weiter mit Wissen gegen Judenhass anzugehen.“

Der Umfang der einzelnen jüdischen Gemeindearchive ist dabei sehr unterschiedlich. Viele Bestände bestehen nur aus wenigen Akten, andere aus 200, vereinzelt sogar aus mehr als 500 Archivalien, so etwa im Fall der Kultusgemeinden Bamberg und Fürth.

Als Ergebnis eines ersten Pilotprojekts werden am 21. August 2023 beispielhaft die Archive der jüdischen Gemeinden Floß aus der Oberpfalz, Treuchtlingen aus dem südlichen Mittelfranken und Wallerstein aus Schwaben online gestellt. Die Überlieferung der jüdischen Gemeinde Wallerstein mit 34 Archivalieneinheiten reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück und bricht Mitte des 19. Jahrhunderts ab. Die Überlieferung der Gemeinde Treuchtlingen mit 29 Archivalieneinheiten konzentriert sich vor allem auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hingegen erstrecken sich die 137 Archivalieneinheiten der Gemeinde Floß über den gesamten Zeitraum vom 18. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre, der Schwerpunkt liegt auf dem 19. Jahrhundert. Inhaltlich decken die Unterlagen der drei Gemeinden zahlreiche Bereiche des Gemeindelebens ab: Statuten und Protokollbücher, Rechnungsunterlagen, Akten über das Schul- und Begräbniswesen, über Wirtschaft, Handel und Abgaben, Recht, Rabbinat und Kultus, Bausachen oder auch Nachlassangelegenheiten.

 

Die Unterlagen der jüdischen Gemeinden finden Sie als eigenen Gliederungspunkt in der Findmitteldatenbank der Staatlichen Archive Bayerns.

 

 

 

BU 1: Synagoge der Kultusgemeinde Floß (Oberpfalz), Innenansicht mit Thoraschrein, s/w Fotografie aufgenommen anlässlich des 250 jährigen Bestehens der Kultusgemeinde, 1934, CAHJP, D-Fl 1/104

BU 2: „Gebet für die glückliche Entbindung ihrer königlichen Majestät Theresia zu Baiern“ in deutscher und hebräischer Sprache, überliefert im Archiv der Kultusgemeinde Wallerstein (Schwaben), 1824, CAHJP, D-Wa 10/3