Auf dem Weg zu einer digitalen Heimatkunde
Bayerisch-tschechisches Kooperationsprojekt zur Erweiterung der Quellenplattform Porta fontium und Entwicklung einer Plattform zur Förderung der grenzüberschreitenden Heimatkunde
Als Ziel des einjährigen Projekts ist die Ergänzung der Quellenplattform Porta fontium um Bestände, die für die Heimat- und Familienforschung von besonderer Bedeutung sind. Aus dem Gebietsarchiv Pilsen und seinen Kreisarchiven Eger und Karlsbad werden Ratsprotokolle zu den westböhmischen Gemeinden erschlossen und digitalisiert. Auf bayerischer Seite wurde der Bestand „Briefprotokolle Waldsassen“ aus dem Staatsarchiv Amberg ausgewählt. Die insgesamt 550 Bände werden im Verlauf des Projekts digitalisiert und anschließend auf Porta fontium online zugänglich gemacht. Um die Recherchemöglichkeiten zu erweitern, werden für einen Teil der Bände alle Einzeleinträge erfasst. Mit Hilfe der neuen Datensätze wird es möglich sein, in den Bänden nach einzelnen Personen oder Orten zu recherchieren, die in den Protokollen des Land- und Pfleggerichts Waldsassen erwähnt werden. Auf diese Weise entsteht ein einmaliger Datenschatz zu einer grenzüberschreitenden Region.
Ein weiteres Ziel des Projekts ist die Schaffung einer Struktur für eine digitale Heimatkunde als eigener Bereich auf Porta fontium. Historische Quellen aus dem Grenzraum sollen, strukturiert und bezogen auf einzelne Orte, digital und durchsuchbar eingestellt werden. Entstehen soll damit eine quellenunterstützte Orts-Enzyklopädie. Einleitungstexte, die Einbettung weiterer Online-Angebote und die Verknüpfung mit bereits verfügbaren digitalen Quellen sollen das Angebot abrunden. Personen und Institutionen, die über historische Quellen auf den Förderraum bezogen verfügen, sollen zum Mitmachen eingeladen werden. Für unterrichtliche Zwecke ist ein eigenes IT-gestütztes Tools zum einfachen Einstieg in die Quellenarbeit in Planung. Die Umsetzung des Unterrichtstools soll in einem Folgeprojekt erfolgen.
Das Projekt wird gefördert vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Programms Ziel ETZ Freistaat Bayern – Tschechische Republik 2014–2020 (Interreg V).
Mehr Informationen zu dem Projekt sowie angebotenen Veranstaltungen finden Sie im bayerisch-tschechischen Quellenportal Porta fontium>>>.
Nationale Forschungsdateninfrastruktur
Die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) ist eine Initiative der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern. Es handelt sich dabei um eine digitale, verteilte Infrastruktur, die der Wissenschaft Dienste und Beratungsangebote rund um das Management von Forschungsdaten anbietet. Die NFDI wird von Bund und Ländern im Zeitraum 2019–2028 mit einem Förderumfang von ca. 85 Millionen Euro pro Jahr finanziert. Insgesamt werden bis zu 30 verschiedene Konsortien gefördert. Die Bewilligung erfolgt nach und nach in drei Förderrunden.
Die NFDI befindet sich aktuell im Aufbau. Sie entsteht aus einem von der Wissenschaft betriebenen Prozess als vernetzte Struktur eigeninitiativ agierender Konsortien. Diese Konsortien organisieren sich fachgruppen- oder methodenspezifisch mit dem Ziel Zugang und Management zu den für sie relevanten Forschungsdaten zu gewährleisten und nachhaltig zu gestalten. Ihre Akteure kommen sowohl von Hochschulen als auch außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Ressortforschungseinrichtungen, Akademien, Gedächtnisinstitutionen und anderen öffentlich geförderten Informationsinfrastruktureinrichtungen. Die Konsortien sollen folgende Ziele umsetzen:
- Nachhaltige, qualitative hochwertige und systematische Sicherung, Erschließung und Nutzbarmachung von Forschungsdaten über regionale und vernetzte Wissensspeicher
- Etablierung eines Forschungsdatenmanagements nach den FAIR-Prinzipien, welche einen Qualitätsstandard der Daten garantieren, indem die Daten auffindbar (Findable), zugänglich (Accessible), interoperabel (Interoperable) und wiederverwendbar (Re-usable) sind.
- Anbindung und Vernetzung mit internationalen Initiativen wie der European Open Science Cloud.
Für eine umfassende Wirksamkeit, Vernetzung und dem Anspruch einer gemeinsamen deutschen NDFI tragen Basisdienste bei, mit denen die infrastrukturelle Grundversorgung für potenziell alle Konsortien gewährleistet und Interoperabilität dauerhaft gesichert werden. Die einzelnen NFDI-Konsortien sollen sich über Querschnittthemen finden und an gemeinsamen Lösungen arbeiten. Als Überbau der NFDI fungiert dabei sowohl ein NFDI-Direktorat als auch ein im Oktober 2020 gegründeter Verein.
Die Staatlichen Archive Bayerns unterstützen den Aufbau und die Fortentwicklung einer NFDI aktiv und beteiligen sich an mehreren Konsortien. Sie bringen sich mit ihren Kompetenzen bei der Langzeitspeicherung, Langzeitarchivierung, dem Management prozessgeborener Daten, der Umsetzung von Archivierungsschnittstellen sowie eigenen Datenbeständen und nicht zuletzt mit ihrem Netzwerk im Bereich Archive und Forschungsinstitutionen in den Konsortien NFDI4Biodiversity (bewilligt 2020), NFDI4Earth (bewilligt 2021), NFDI4Memory, NFDI4Objects, FAIRagro sowie in der NFDI-Sektion „Common Infrastructures“ in der Arbeitsgruppe „Langzeitarchivierung“ ein.
Mehr Informationen finden Sie auf folgenden Seiten:
NFDI4BioDiversity (Oktober 2020 – September 2025)
Das NFDI4BioDiversity-Konsortium ist ein Zusammenschluss von Fachkreisen sowie Interessengruppen einschließlich der Bürgerwissenschaften, citizen science, und staatlicher Behörden im Bereich Umwelt- und Naturschutz für Biodiversität, Ökologie und Umweltdaten sowie von Infrastruktureinrichtungen. Gemeinsames Ziel ist es, Wissen aus verschiedenen Bereichen miteinander zu verknüpfen und so Zugang zu dezentralen Daten zu schaffen. Sowohl die Integration, Nutzung und Verbreitung von Biodiversitätsdaten als auch die gemeinsame Verbesserung von Daten und Services sowie Aufbereitung von Informationen für eine dauerhafte Sicherung und Nachnutzung sollen verwirklicht werden. Eine Grundlage für die Integration solcher Daten bieten die FAIR-Prinzipien, welche einen Qualitätsstandart der Daten garantieren, indem die Daten auffindbar (Findable), zugänglich (Accessible), interoperabel (Interoperable) und wiederverwendbar (Re-usable) sind.
Die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns bringt ihre Kompetenz und Expertise bei der Langzeitarchivierung in der Rolle eines „Participant“ ein und arbeitet in den Aufgabenbereichen, Task Areas, nationale und internationale Vernetzung (2connect) sowie an der nachhaltigen Bereitstellung von Daten, Werkzeugen und Diensten, Zertifizierung (2consolidate) mit.
Mehr Informationen finden Sie auf der offiziellen Projektseite.
NFDI4Memory

Die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns unterstützt als Participant das Konsortium NFDI4Memory. Das Konsortium vereint ein breites Spektrum historisch arbeitender Geisteswissenschaften sowie weitere Disziplinen, die historische Daten methodisch nutzen, und bewahrende Einrichtungen wie Bibliotheken, Museen, Archive und Infrastruktureinrichtungen. Ziel ist eine neue Wissensordnung für die digitale Zukunft der Vergangenheit. Das Engagement der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns konzentriert sich dabei auf die Task Areas „Data Quality“, „Data Connectivity“ und „Data Literacy“. Durch das Einbringen archivischer Kompetenzen soll darüber hinaus das FAIR-Prinzip (FAIR = Findable, Accessible, Interoperable, Reusable) im Forschungsdatenmanagement gefördert werden.
Mehr Informationen finden Sie auf der offiziellen Projektseite.
Digitalisierungsprogramm NEUSTART KULTUR
Einer der bedeutendsten Bestände von Truppenakten des Ersten Weltkrieges in der Abteilung IV (Kriegsarchiv) des Bayerischen Hauptstaatsarchivs ist nunmehr nahezu vollständig online einsehbar und recherchierbar.
Mit einem eigenen Digitalisierungsprojekt beteiligen sich die Staatlichen Archive Bayerns am Rettungs- und Zukunftsprogramm NEUSTART KULTUR, in dessen Rahmen auch die Deutsche Digitale Bibliothek gefördert wird. Ausgewählt wurde der Bestand „Alpenkorps“ der Abteilung IV (Kriegsarchiv) des Bayerischen Hauptstaatsarchivs. Nicht nur weil das „Kommando des Alpenkorps“ 1915 kurzzeitig in den heute durch die Abteilungen III und V des Bayerischen Hauptstaatsarchivs genutzten Räumlichkeiten residierte, kommt diesem Bestand eine besondere Bedeutung für die bayerische Militärgeschichte zu. Im Frühjahr 2015 war das Alpenkorps Gegenstand einer Lehrausstellung der Staatlichen Archive Bayerns. Der Ausstellungskatalog ist HIER>>> kostenlos einsehbar.
Bei seiner Aufstellung anlässlich des Kriegseintritts Italiens 1915 war das Alpenkorps eine neuartige militärische Spezialeinheit, da bis zu diesem Zeitpunkt das Deutsche Kaiserreich keine Truppen für den Gebirgskampf hatte. Der Einheit gehörten etliche Elitetruppen des Kaiserreichs an, darunter das bayerische Infanterie-Leib-Regiment. Mehr als die Hälfte der Einheiten des Alpenkorps bestand aus bayerischen Truppen. Etliche spätere Offiziere der Wehrmacht, aber auch führende Nationalsozialisten gehörten zeitweilig dem Alpenkorps an. Beispielhaft seien nur Erwin Rommel, Heinz Guderian, Ferdinand Schörner oder Franz Ritter von Epp genannt. Die Einheit diente entgegen ihrem Namen keineswegs nur an der „Alpenfront“, sondern war auch an der West- wie Ostfront eingesetzt, so z.B. in der „Schlacht bei Hermannstadt“ in Rumänien im September 1916.
Mit Ausnahme einer kleinen Anzahl von Unterlagen, die aus konservatorischen Gründen von einer Digitalisierung zurückgestellt werden musste, wurde der gesamte Bestand digitalisiert. Er umfasst über 1840 Akten (ca. 42 laufende Meter). Erzeugt wurden insgesamt 307.655 Images. Inhaltlich werden sämtliche Bereiche des Korps über den gesamten Zeitraum seines Bestehens abgedeckt. Genannt seien beispielhaft die Kriegstagebücher, Chef-Akten, Unterlagen der Abteilungen Ia (Operatives und Taktisches) und Id (Nachrichtenoffizier), Abteilung III (Feldjustizbeamter), der medizinische Bereich (Korps-Arzt, Korps-Veterinär) oder auch der Bereich Nachschub, Etappe und Abwicklung.
Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Digitale Bibliothek im Rahmen des von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) geförderten Programms "Neustart Kultur" ermöglicht.
BKM: www.kulturstaatsministerin.de
DDB: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/
Den digitalisierten Bestand Alpenkorps finden Sie in der Online-Datenbank der Staatlichen Archive Bayerns HIER>>>
Link zur Veröffentlichung der Daten bei der DDB/Archivportal D:
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Alpenkorps>>>