Hochstift und Domkapitel Bamberg
Unter den historischen Beständen des Staatsarchivs sind die beim Hochstift Bamberg erwachsenen Fonds nach Alter und Umfang am bedeutendsten. Ihr Kern ist jenes Archiv, das aus den für Bischof und Domkapitel ausgestellten Urkunden entstanden ist. Es wird urkundlich erstmals 1254 erwähnt, sein Aufbewahrungsort war damals das "Sacrarium" ("Segerer") im Dom. Dieses älteste Urkundenarchiv gelangte bereits im Mittelalter in die Verfügungsgewalt des Domkapitels, in der es bis 1803 verblieb. Es reicht, da die Urkunden älterer, durch Schenkung an das Hochstift gekommener Klöster und Stifte (Kloster Berg im Donaugau, Alte Kapelle in Regensburg) einflossen, über das Gründungsjahr des Bistums (1007) zurück bis zu einer Urkunde Ludwigs des Frommen von 815.
Bereits im 14. Jahrhundert schufen die Bischöfe eine eigene, nur ihnen unterstehende Registratur, als deren älteste Stücke Kopialbücher zu identifizieren sind. Aus ihr erwuchs das bischöfliche Archiv in der Alten, später in der Neuen Hofhaltung, das die Urkunden, die Amtsbücher und die Akten der Landesverwaltung, der Gerichtsbarkeit und der politischen Beziehungen der Bischöfe nach außen enthielt. Vom Umfang her betrachtet muss es das domkapitelische Archiv bald übertroffen haben.
Sehr gut überliefert ist der Urkundenbestand, der - die Klosterarchive eingeschlossen - ca. 46.500 Nummern zählt, davon allein aus der Zeit vor 1401 über 4.600. Bereits im Hochmittelalter setzen die Wirtschaftsordnungen des Domstifts ein. Die bis in den Beginn des 15. Jahrhunderts zurückreichenden Rechnungen geistlicher und weltlicher Stellen von Hochstift und Domkapitel (Bayerische Archivinventare 6) sind in beeindruckender Vollständigkeit erhalten. Die Registratur des Lehenhofes beginnt mit dem Lehenbuch des Bischofs Albrecht von Wertheim im Jahr 1398 und reicht ohne nennenswerte Verluste bis zum Ende des Hochstifts 1803. Die überwältigende Menge der Akten und Bände über die Beziehungen zum Fränkischen Kreis erhält ihre Bedeutung vor allem durch die Tatsache, dass dieser Kreis einer der wenigen wirklich funktionierenden im Reich war und bis fast zuletzt politische Gestaltungsfähigkeit bewiesen hat; in ihm hatte der Bischof von Bamberg durch seine Funktionen als Kreisdirektor, mitausschreibender Fürst und Inhaber der Kreiskanzlei die wirksamsten Einflussmöglichkeiten. Da das Hochstift auch in Kärnten über umfangreichen Besitz um Villach und Wolfsberg verfügte, der vermutlich schon von Kaiser Heinrich II. geschenkt worden war und von dem sich die Bischöfe erst 1759 durch Verkauf an Österreich lösten, verwahrt das Staatsarchiv auch über diesen Komplex Quellenmaterial. In den letzten Jahren wurden darüber hinaus die Unterlagen der 54 als Unterbehörden fungierenden Ämter des Hochstifts Bamberg erschlossen. Der Umfang der Amtsbücher und Akten beläuft sich auf 1.486 lfm.
Seit etlichen Jahren laufen Analyse-, Strukturierungs- und Verzeichnungsarbeiten an den Beständen des Hochstifts Bamberg. Mit der Neuaufstellung des bisher nicht verfügbaren Bestands "Geheime Kanzlei" im Umfang von 200 lfm konnte ein erstes, durch die Präsentation des Findbuchs im Internet auch nach außen hin sichtbares, Zeichen gesetzt werden. Folgende weitere zentralbehördliche Fonds konnten inzwischen fertig gestellt und deren Findmittel z.T. im Internet präsentiert werden: Geistliche Regierung, Lehenhof, Obereinnahme/Hofkriegsrat, Oberhofmarschallamt, Oberbergamtskollegium, Oberjägermeisteramt: Die Arbeiten an der Hofkammer, aus deren Registratur ein Großteil des hochstiftisch-bambergischen Amtsbuchselekt stammt, steht kurz vor dem Abschluss. Erstmals vollständig erschlossen wurden die Amtsbücher und Akten der Außenämter des Hochstifts Bamberg. Hier ist ebenfalls in Kürze die Aufstellung der einzelnen Fonds zu erwarten.
Zudem laufen Ordnungs- und Analysearbeiten an dem Mischbestand "Bamberger Urkunden vor 1400" wie den übrigen Urkungenpertinenzbeständen. Ein erstes Vorzeigeprojekt ist hier die Neuaufstellung des Urkundenbestands des Zisterzienserklosters Langheim mit knapp 2000 Nummern. Das Findmittel steht ebenfalls online, die Urkunden bis 1400 können digital als Bild eingesehen werden. Neu erschlossen wurden auch die dem Fonds "Hochstift Bamberg, Archiv" zuzuordnenden Urkunden des Mitte des 16. Jahrhunderts aufgelösten Frauenklosters Schlüsselau. Begonnen haben Verzeichnungs- und Analysearbeiten an dem bedeutendem Urkundenbestand des Bamberger Benediktinerklosters Michelsberg.