Kooperation der Staatlichen Archive Bayerns mit den Arolsen Archives

Das Projekt vernetzt 844 historische Hinrichtungsakten aus München-Stadelheim mit den internationalen Archiven der Arolsen Archives, um Hinterbliebene zu finden, diese zu kontaktieren und ihnen auf Wunsch Kopien von Abschiedsbriefen aus den Akten zu übergeben.

Die Haftanstalt in München-Stadelheim fungierte im nationalsozialistischen Justizsystem als „zentrale Hinrichtungsstätte“ und ist mit über 1000 bekannten Hinrichtungen bis 1945 einer der Hauptorte des NS-Unrechts in München. Die 844 sogenannten Hinrichtungsakten der JVA München-Stadelheim, die seit 1975 im Staatsarchiv München verwahrt werden, enthalten mehr als 50 nicht abgeschickte Briefe von Hinrichtungskandidatinnen und -kandidaten an ihnen besonders nahestehende Personen. Die damalige Gefängnisverwaltung und die Strafvollzugsstellen hielten diese Briefe zurück. Die Hinrichtungsakten sind für alle wissenschaftlichen und privaten Recherchevorhaben frei zugänglich, die Verzeichnungsinformationen sind online verfügbar über die Findmitteldatenbank der Staatlichen Archive Bayerns.

Um der besonderen Bedeutung Rechnung zu tragen, die die Hinrichtungsakten bzw. die Abschiedsbriefe der Hingerichteten bis heute haben, als Geschichtsquellen zur NS-Unrechtsjustiz, aber auch als persönliche Zeugnisse für die Nachkommen der Hingerichteten, wurden die Akten systematisch durchgesehen, digitalisiert und die erwähnten Originalbriefe identifiziert.

Die Arolsen Archives sind das internationale Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Sie sind darauf spezialisiert, die biographischen Spuren von NS-Opfern bis zu deren heute lebenden Verwandten zu verfolgen.

Im Fall der Hinrichtungsopfer aus München-Stadelheim führen diese Spuren nicht nur zu deutschen, sondern vor allem auch zu polnischen und französischen Familien. Ziel der im April 2025 vereinbarten Kooperation ist die Vernetzung des Aktenbestandes des Staatsarchivs München mit der Überlieferung der Arolsen Archives zu 17,5 Millionen Opfern des Nationalsozialismus. Die Arolsen Archives werden versuchen, Adressaten der Abschiedsbriefe und andere Hinterbliebene der Hingerichteten ausfindig zu machen, diese zu kontaktieren und ihnen auf Wunsch Kopien der Originalbriefe zu übergeben. Das Projekt wird von einer Vermittlungskampagne und öffentlichen Veranstaltungen begleitet. Damit werden die Briefe über die bestehenden freien archivischen Zugänge hinaus vernetzt.

Beim Pressegespräch am 23. Juli wurden erste Ergebnisse präsentiert und der Projektfortgang erläutert.

 

Weitere Informationen zu den Arolsen Archives finden Sie hier.

 

 

 

BU 1 v.l.n.r.: Dr. Julian Holzapfl, Leiter des Staatsarchivs München; Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives, International Center on Nazi Persecution; Dr. Anke Münster, Arolsen Archives, International Center on Nazi Persecution, Head of Public Relations/ Projektleitung; Dr. Bernhard Grau, Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns

BU 2 v.l.n.r.: Dr. Bernhard Grau, Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns;  Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives, International Center on Nazi Persecution; Dr. Anke Münster, Arolsen Archives, International Center on Nazi Persecution, Head of Public Relations/ Projektleitung; Dr. Julian Holzapfl, Leiter des Staatsarchivs München

BU 3: Dr. Julian Holzapfl, Leiter des Staatsarchivs München präsentiert Originalakten

 

 

 

Eingestellt am 23.07.2025.