Einleitung
Bestandsgeschichte: Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 fiel die Reichsstadt Schweinfurt mit ihrem Territorium an das Kurfürstentum Bayern. De facto hatte dieses allerdings schon am 6. September 1802 von der Reichsstadt Besitz ergriffen. Schon früh wurden von Seiten der neuen Herrschaft Schritte zur Sicherung des vormaligen reichsstädtischen Archivs unternommen. Am 3. Januar 1803, also noch vor der Ratifizierung des Reichsdeputationshauptschlusses, erhielt der Schweinfurter Ratskonsulent Heinrich Stepf vom kurfürstlichen Generallandeskommissariat in Würzburg den Auftrag, eine Erwerbsgeschichte der Stadt und ihres zugehörigen Territoriums anzufertigen und die darüber vorhandenen Urkunden zu sammeln. Stepf fertigte daraufhin Abschriften von insgesamt 204 Urkunden sowie eine daraus geschöpfte Entwicklungsgeschichte der Reichsstadt Schweinfurt und ihres Territoriums an. Damit begnügte sich das Generallandeskommissariat, obwohl Stepf nur einen Teil des reichsstädtischen Urkundenbestands erfasst hatte. Ansonsten blieben die Urkunden an Ort und Stelle und weckten bei den verschiedenen Landesherren -zunächst Kurpfalzbayern, dann das Großherzogtum Würzburg und schließlich das Königreich Bayern- nur wenig Interesse.
Erst am 22. Januar 1818 erhielt der Würzburger Archivar Seidner vom Königlichen Allgemeinen Reichsarchiv in München den Auftrag, sich nach Schweinfurt zu begeben und das sich noch dort befindliche reichsstädti-sche Archiv auszuscheiden. Insbesondere sollte er die Archivalien, die sich auf die Beziehung der Stadt zu Kaiser und Reich, auf ihre Landes- und Territorialherrschaft, auf Streitigkeiten mit benachbarten Herrschaf-ten sowie auf die Kirchenverfassung und das Lehenswesen bezogen, in das königliche Archiv nach Würzburg zur weiteren Aufbewahrung über-führen. Seidner kam mit seinem Aktuar Düring am 13. April 1818 in Schweinfurt an und war dort bis zum 18. April mit der Aussonderung der nach Würzburg zu verbringenden Archivalien beschäftigt. Dabei legte er die ohnehin nicht allzu strengen Vorschriften des Reichsarchivs noch sehr zu Gunsten Schweinfurts aus. Archivalien, die sich auf das städtische Eigentum bezogen, die Urkunden über den Erwerb des städtischen Besitzes und des Territoriums der Reichsstadt sowie die vom Rat erlassenen Weistümer, Stadtordnungen und Satzungen beließ er in Schweinfurt. Auch bei den München besonders interessierenden kaiserlichen und königlichen Privilegien drückte er beide Augen zu. So beließ er das älteste Exemplar dieser Art, eine Urkunde Rudolfs von Habsburg von 1282, in Schweinfurt, da sie sich auf rein städtische Belange bezog. Aber auch die Gesamtbestätigung der reichsstädtischen Privilegien durch Kaiser Leopold II. von 1791 ließ er zurück. Für seine Arbeit erhielt er daher auch nur zögernd die Anerkennung des Reichsarchivs. Zum Schluss fertigte Seidner über die von ihm für Würzburg ausgesonderten Archivalien Listen an und ließ sie in vier Kisten verpacken, die bis zum endgültigen Transport nach Würzburg im königlichen Rentamt zu Schweinfurt deponiert wurden. Seidner hat die aus dem ehemaligen reichsstädtischen Archiv nach Würzburg übersandten Urkunden dann selbst verzeichnet und in den Band V des Lehenrepertoriums eingetragen. Die vor 1401 ausgestellten Urkunden mussten dann an das Reichsarchiv in München abgegeben werden und kamen erst 1993 wieder nach Würzburg zurück.
Bestandsbildung: Die insgesamt 24 vor 1401 ausgestellten Urkunden wurden in München 1988 von Karl-Ernst Lupprian zum Fonds "Reichsstadt Schweinfurt Urkunden" zusammengelegt und verzeichnet, d.h. Lupprian hat für die älteste Urkunde von 1304 ein Regest angefertigt und für die übrigen Urkunden bereits vorhandene Regesten aus den von Wilhelm Engel angefertigten Regestenwerken zu einem Verzeichnis zusammenkopiert. Diesen Fonds hat Ingrid Heeg-Engelhart nach seiner Rückgabe an das Staatsarchiv Würzburg um die dort lagernden Urkunden aus dem ehemaligen reichsstädtischen Archiv erweitert, für die sie ebenfalls Regesten anlegte. Der Bearbeiter hat dann die Urkunden vor 1401 neu regestiert, den Fonds um noch einige fehlende Urkunden ergänzt und für diese ebenfalls Regesten angefertigt. Außerdem wurden die gesamten Regesten auf ein einheitliches Format gebracht. Bloße Urkundenabschriften, Entwürfe sowie sonstige Schriftstücke wurden dagegen ausgesondert und dem vorläufigen Bestand "Schweinfurter Archivalien" angegliedert. Der Fonds umfasst insgesamt 157 Urkunden. Sie wurden in chronologische Reihe gelegt.
Bestellweise: Reichsstadt Schweinfurt Urkunden [Bestellnummer].
Dr. Ingrid Heeg-Engelhart; Dr. Ekhard Schöffler