Einleitung
Einführung
Das aktive Generalkommando des I. bayerischen Armeekorps machte am 02.08.1914 mobil und rückte ins Feld ab. An seiner Stelle wurde damals das Stellvertretende Generalkommando des I. bayerischen Armeekorps (= Stv.Gen.Kdo. I.b.A.K.) aufgestellt, das dessen Aufgaben zu übernehmen hatte. An der Spitze stand der Stellvertretende Kommandierende General, der zugleich nach § 8 der Bekanntmachung vom 13.03.1913 im Bereich des I. bayerischen Armeekorps (siehe anliegende Karte) oberster Militärbefehlshaber im Sinne des Gesetzes über den Kriegszustand § 4, Abs. 2, vom 05.11.1912 war, und dem durch die Verordnung vom 31.07.1914 für die Dauer des gleichzeitig über Bayern verhängten Kriegszustandes "die Ausübung der Befugnisse der den Zivilstaatsministerien untergeordneten Staatsbehörden, mit Ausnahme der richterlichen und der verwaltungsrichterlichen Tätigkeit", übertragen wurde.
Unter den dem Stv. Kommandierenden General übertragenen Befugnissen sind besonders hervorzuheben die Aufsicht über die öffentliche Sicherheit, die Presse- und Bildzensur, die Überwachung kriegswirtschaftlicher Maßnahmen zur Versorgung der Bevölkerung mit den Gütern des täglichen Bedarfs einschließlich der Bekämpfung des Hamsterunwesens und des Kriegswuchers, die Bereitstellung der notwendigen Rohstoffe für die Industrie, die Kontrolle der Ein- und Ausfuhr, die Überwachung des Grenzverkehrs einschließlich Handhabung der Paßpolizei, die Fremdenpolizei, die Abwehr feindlicher nachrichtendienstlicher Tätigkeiten, die Aufsicht über das Vereins- und Versammlungswesen.
Nach Rückkehr des aktiven Generalkommandos am 29.11.1918 und Übernahme der Geschäfte löste sich das Stv. Generalkommando I.b.A.K. wieder auf. Dem aktiven Generalkommando I.b.A.K. folgte am 01.10.1919 das Abwicklungsamt I.b.A.K., das zum 01.01.1921 aufgelöst wurde (Wilhelm Volkert, Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799 - 1980, München 1983, S. 382f und 393).
Das aktive Generalkommando I. b.A.K. ließ beim Ausmarsch ins Feld 1914 seine Friedensakten in der Heimat zurück. Das Stv. Generalkommando legte als neue Behörde mit eigener Zuständigkeit neue Akten an. Diese Kommando-Behörde hat nur wenige Friedensakten in seine Registratur übernommen und weitergeführt (z.B. bei Abteilung III), in einigen Fällen fanden Akten oder Aktenvorgänge dieser Kommandobehörde ihren Weg in die Registratur der Friedensakten (z.B. Alter Bestand, Gen.Kdo.I.b.A.K., Bd. 878). Registratur und Einzelakten des Stv. Generalkommandos I.b.A.K. wurden nach Auflösung der Behörde vom aktiven Generalkommando I.b.A.K. und vom Abwicklungsamt I.b.A.K. weitergeführt. Nach Abschluß der Auflösung der Bayerischen Armee gingen die Akten des Stv. Generalkommandos I.b.A.K. an die Reichsarchivzweigstelle Würzburg und von dort im Jahre 1924 an die Weltkriegsabteilung (= Abt. II) des Bayerischen Kriegsarchivs.
Der Bestand wurde schon relativ früh, vermutlich bereits in Würzburg, geordnet und verzeichnet. Das ist zu schließen aus den umfangreichen nachträglichen Aktenaussonderungen in der Abt. II des Bayerischen Kriegsarchivs (Hand Baron Waldenfels). Die Ordnung erfolgte, da offensichtlich kein Aktenplan vorlag, nach den Abteilungen der Behörde. Die weitgefächerte Zuständigkeit des Stv. Generalkommandos I.b.A.K. (vgl. die in Ablichtung anliegende Geschäftseinteilung vom 28.01.1918), die tief auch in die innere Staatsverwaltung eingriff, ließ diesen Bestand zu einem der wichtigsten des Kriegsarchivs werden, eine Neuverzeichnung war daher geboten. Durch intensive Feinverzeichnung und durch zusätzliche "enthält-", "darin-" und "genannt-" Vermerke wurde versucht, die reiche und vielseitige Überlieferung für die heutige historische Forschung zu erschließen. Die bisherige Ordnung des Bestandes blieb, von wenigen Ausnahmen abgesehen, unberührt. Die Akten der mit der Mobilmachung im Jahre 1914 errichteten Stellvertretenden Intendantur I.b.A.K., des immobil zurückgebliebenen Sanitätsamts I.b.A.K., der Korpszahlungssteile, der Dienststellen der militärischen Postüberwachung und der Kriegsamtsstelle München blieben dabei gesonderte Bestände, da es sich bei ihnen um selbständige Behörden mit eigenen Registraturen gehandelt hat. Ebenfalls nicht aufgenommen wurden die Kriegsranglisten und -stammrollen (KrStR 22 - 28) und die Gerichtsakten des Oberkriegsgerichts des Stv.Generalkommandos I.b.A.K. im Bestand "Militär-Gerichte".
Im Zuge der Neuverzeichnung wurden als fehlend ermittelt: Die Akten der Abteilung Stoflak München (= Stabsoffizier der Flugabwehrkanonen), die im Jahre 1939 an den Generalstab der Luftwaffe ausgeliehen werden mußten und von dort nicht mehr zurückkamen. - Die Akten der Abteilung IIc (= Versorgungs-Abteilung), die nach Auflösung der Bayerischen Armee an die Versorgungsverwaltung übergegangen sein dürften. - Die Akten der Abteilung Gefangenen-Inspektion bis auf einen kleinen Rest. - 33 Bünde Kriegsministerial-Erlasse und Verfügungen des Generalkommandos mit mehreren Rennern, ursprünglich verzeichnet im Anschluß an die Kriegstagebücher und Anlagen, später gesondert aufgestellt, sind möglicherweise im Zweiten Weltkrieg zu Verlust gegangen. Im übrigen sind weitere Aktenverluste im Gefolge des Zweiten Weltkriegs an diesem Bestand nicht feststellbar.
Die Neuverzeichnung erfolgte mit größeren, dienstlich bedingten Unterbrechungen, bis einschließlich Nr. 2862 unter Mitarbeit von den Herren Kaltenegger und Weidenhiller, die Akten der Abteilung N und des Abwicklungsamtes verzeichnete Frau Groß. Die Reinschrift des Repertoriums besorgte Frau Hahn.
München, 26.10.1989
Heyl
Das maschinenschriftliche Findmittel von 1989 wurde 2013 im Rahmen eines von der DFG geförderten Projekts unter Anleitung des Unterzeichneten retrokonvertiert. Prüf- und Korrekturarbeiten leistete Diplom-Archivarin (FH) Maria Stehr M.A.
München, 04.11.2014
Johannes Moosdiele-Hitzler M.A.
Archivrat
Kommandierender General:
02.08.1914 - 03.09.1918 Luitpold Frhr. von und zu der Tann-Rathsamhausen, General der Infanterie z.D.
03.09.1918 - Ende Karl Ritter von Martini, General der Infanterie z.D.
Chef des Stabes:
02.08.1914 - 16.02.1915 Friedrich Deppert, Generalmajor z.D.
16.02.1915 - Ende Ernst Kleemann, Oberst z.D.