Kann eine Schulklasse ein Archiv besuchen? Was muss ich beachten?
Schulklassen und Schülergruppen sind in Archiven willkommen. Der Besuch in einem Archiv kann den Unterricht ergänzen und vertiefen sowie den Blick für historische Zusammenhänge weiten. Bei der Arbeit mit Quellenbeispielen werden Methodenkompetenz und Urteilsvermögen geschult.
Die staatlichen Archive bieten Führungen durch ihre Häuser sowie durch Sonderausstellungen an. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, einzelne Unterrichtssequenzen im Archiv durchzuführen bzw. zu vertiefen. Auch in (größeren) kommunalen und kirchlichen Archiven können Archivbesuche organisiert werden.
Die Schüler lernen bei den Hausführungen die Institution Archiv mit ihren Funktionsbereichen kennen und haben die Möglichkeit, Originale zu sehen und eventuell mit Quellen zu arbeiten. Sie erhalten Einblick in den Weg der Unterlagen von der Registratur bis in das Archivmagazin. Sie gehen selbst den Weg vom Repertorienzimmer, in dem die Findbücher stehen, bis in den Lesesaal und erfahren, wie man Archivalien ermittelt und bestellt und wo man sie einsehen kann.
Gewinnbringend ist ein Archivbesuch, wenn er von der begleitenden Lehrkraft gut vorbereitet ist. In jedem staatlichen Archiv gibt es mindestens einen Ansprechpartner für Schulen und Bildungsträger. Dieser kann über die jeweilige Poststelle kontaktiert werden (Kontaktdaten siehe www.gda.bayern.de). Empfehlenswert ist eine frühzeitige Kontaktaufnahme zur Terminabsprache und zur inhaltlichen Vorbereitung des Archivbesuchs.
Schon in der dritten Jahrgangsstufe der Grundschule, in der die eigene Heimatstadt und -region im HSU-Unterricht behandelt wird, kann ein Archivbesuch mit der Besprechung von einzelnen Stücken Freude machen und Interesse wecken. In diesen Fällen wird die Unterrichtssequenz von der Lehrkraft in Zusammenarbeit mit der Archivarin bzw. dem Archivar vorbereitet und veranschaulicht oder vertieft das Gelernte. In höheren Klassen, vor allem in den Ober- und Mittelstufen von Gymnasium oder Realschule sowie im Rahmen von W- und P-Seminaren haben Schüler die Möglichkeit, Fragestellungen aus größeren Zusammenhängen mit Archivgut zu beantworten.
Die in den staatlichen Archiven verwahrten Originalquellen reichen bis ins frühe Mittelalter zurück und eignen sich insbesondere für den Unterricht in den Fächern Geschichte, Sozialkunde, Latein und Französisch. Über die fachthematischen Aspekte hinaus bietet die Arbeit im Archiv Gelegenheit zu Fragen über die Grundlagen historischen Arbeitens und zur Quellenkritik auch im Rahmen der Medienerziehung.
In längerfristig angelegten und von Lehrern betreuten Projekten können Ausstellungen oder Publikationen von den Schülern selbst verfasst oder gestaltet werden (Beispiel: „(M)ein Tag im Wald.“ Beitrag eines P-Seminars des Gymnasiums Ottobrunn zur Ausstellung "WaldGeschichten. Forst und Jagd in Bayern 811–2011 des Bayerischen Hauptstaatsarchivs"). Archivarinnen und Archivare unterstützen bei der Festlegung von Themen und der Auswahl geeigneter Quellen.
Grundsätzlich sind die Angebote für Schulen in den staatlichen Archiven gebührenfrei. In einem begrenzten Umfang können zur Vorbereitung des Archivbesuchs auch Kopien kostenlos angefertigt werden.